So ist er doch ein König! Und was er gibt, kann keine Macht der Welt nehmen oder zerstören: das ewige Leben.
So ist er doch ein König! Und was er gibt, kann keine Macht der Welt nehmen oder zerstören: das ewige Leben.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum Christkönigssonntag 21. November 2004,
(Lk 23,35-43)
Der heutige Sonntag ist schon der letzte im Kirchenjahr. Am nächsten Sonntag ist bereits der Advent da, und mit ihm der Beginn des neuen Kirchenjahres. Ein Jahr lang hat uns der Evangelist Lukas begleitet, ab dem kommenden Sonntag wird es das Evangelium des Matthäus sein.
Am Anfang steht bei Lukas eine große Verheißung. Ein Gottesbote sagt zu einer ganz jungen Frau aus dem Dorf Nazareth, dass sie ein Kind empfangen werde, einen Sohn, den sie Jesus nennen soll. Und so lautete die Verheißung: „Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.“
Ihr Kind wird König sein: Mit dieser Erwartung beginnt für Maria die Schwangerschaft. Nicht irgendein König, sondern der große, verheißene Friedensfürst, der seit Jahrhunderten erhoffte, ersehnte Befreier-König, der dem erwählten Volk der Juden und der ganzen Welt Frieden und Heil bringen wird. Und sie darf seine Mutter sein.
Es klingt wie ein Hohn, wenn nun der Evangelist Lukas am Ende seines Evangeliums berichten muss, was aus der großen Hoffnung auf den Retter seines Volkes geworden ist. Sein Thron ist der qualvolle Marterplatz des Kreuzes geworden; seine Gesellschaft sind zwei Verbrecher, die ihn rechts und links flankieren; als Huldigung erhält er den Spott derer, die ihm diesen „Thron“ bereitet haben, und als Gipfel der Gemeinheit gibt eine Tafel über dem in Qualen Sterbenden den Grund seiner Kreuzigung an: „Das ist der König der Juden.“
So endet der Traum vom erhofften König! Nein, er ist nicht zu Ende. Hier, am Kreuz hängend, von allen verspottet, vor aller Augen völlig gescheitert, wird plötzlich sichtbar, dass Jesus doch der ersehnte Erlöser ist. Nicht die Großen, die Gescheiten begreifen es, sondern der eine der beiden Verbrecher neben ihm. Was hat er angestellt? Wir wissen es nicht. Es muss auf jeden Fall schlimm gewesen sein, denn er sagt zum „Kollegen“ links von Jesus: „Uns geschieht recht. Wir erhalten den Lohn für unsere Taten.“
Und dieser Verbrecher ist es jetzt, der als Erster erfasst hat: Der Mann, der da mit uns gekreuzigt wurde, ist nicht nur unschuldig, er ist wirklich der König, dessen Herrschaft kein Ende haben wird, auch wenn er jetzt elend am Kreuzbalken stirbt: „Jesus, denk an mich, wenn du in deiner Macht als König kommst.“ Was ist im Herzen des rechten Schächers vor sich gegangen, dass er sich mit einem solchen Vertrauen an seinen mit gekreuzigten „König“ wendet?
Nichts anderes als was seither zahllose Male geschehen ist, wann immer sich jemand an Jesus, den Gekreuzigten, mit der einfachen Bitte gewendet hat: „Christus, Herr, erbarme dich meiner, unser!“ Mit souveräner, königlicher Vollmacht sagt Jesus zu dem Verbrecher: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ So ist er doch ein König! Und was er gibt, kann keine Macht der Welt nehmen oder zerstören: das ewige Leben. Für Sein Reich lohnt es sich zu leben - und zu sterben!
In jener Zeit verlachten die führenden Männer des Volkes ihn und sagten: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist.
Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst!
Über ihm war eine Tafel angebracht; auf ihr stand: Das ist der König der Juden. Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns!
Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.
Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.