Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau
und Gottesmutter Maria, 8.12.2004,
(Lk 1,26-38)
Heute vor genau 150 Jahren hat Papst Pius IX. das Dogma von der "Unbefleckten Empfängnis Mariens" verkündigt. Was bewog ihn damals, am 8. Dezember 1854, zu diesem Schritt? Sicher nicht eine Laune des Augenblicks. Seit Jahrhunderten wurde Maria, die Mutter Jesu, bereits als die "Ohne Makel der Erbsünde Empfangene" verehrt. In Kirchen und Kapellen finden wir zahllose Darstellungen Mariens als der "Immaculata". Viele Bilddenkmäler auf öffentlichen Plätzen bezeugen die große Verehrung Mariens als der "Unbefleckten Empfängnis". Besonders schön ist die alte bronzene Mariensäule "Am Hof" in Wien, eine Erinnerung an höchste Kriegsnot, als 1647 die Schweden Wien bedrohten und der Kaiser unser Land dem besonderen Schutz der Muttergottes anvertraute.
Bis vor 50 Jahren war die Begeisterung für dieses Dogma in Österreich groß. Eine Flutwelle des Gebets und der politischen Willensäußerungen erhob sich damals. Im Jahr, in dem Österreich frei wurde, kam es zu einer beispiellosen Unterschriftenaktion für die Wiedereinführung des arbeitsfreien Feiertages am 8. Dezember, den Hitler abgeschafft hatte. Es war die größte "Volksabstimmung" der Zweiten Republik! Sie hatte zur Folge, dass der 8. Dezember wieder Feiertag wurde.
Er ist es theoretisch bis heute geblieben. Praktisch aber ist er dem "Gott" namens "Weihnachtsgeschäft" längst geopfert. Ein wenig kann ich es verstehen. Denn wenn der Sinn dieses Festes verblasst, dann ist seine Auflösung unvermeidlich. Dann verhallen alle Proteste der Bischöfe und Laien gegenüber Wirtschaft und Politik. Das Geschäft muss laufen.
Was verblasst ist, kann wieder frisch und leuchtend werden. Für viele unserer Vorfahren war es ein strahlendes, schönes und geliebtes Glaubensgeheimnis. Warum sollte es das nicht heute wieder werden? Es geht um Maria, um ihre Empfängnis, neun Monate vor ihrer Geburt (8. Dezember bis 8. September).
Alles, was es zum Fest ihrer Empfängnis zu sagen gilt, kann in einem Wort zusammengefasst werden, das die Mitte des heutigen Evangeliums von der Ankündigung der Empfängnis Jesu in Maria ist: "Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir."
Es gibt viele begnadete Menschen - jeder hat natürliche Gaben, Talente, Begabungen. Jedem sind darüber hinaus besondere Gnaden von Gott zugedacht, Gnaden des Glaubens, der Ausdauer, der Güte und viele andere mehr. Aber keiner von uns kann von sich sagen, wir seien "voll der Gnade". Alle tragen wir in uns Makel und Mängel, Dunkles und Ungereinigtes.
Maria ist nicht "voll der Gnade" geworden, sondern sie war es von Anfang an; vom ersten Augenblick ihres Daseins an ist sie "makellos". Gott hat sie ganz und gar lichtvoll und klar geschaffen, ohne jeden Makel. Wenn in unserer von so viel Unrat angefüllten Zeit die Sehnsucht nach dieser Reinheit wieder größer sein wird, dann werden wir auch neue Freude am 8. Dezember finden und "verschnaufen statt kaufen". Das schönste Weihnachtsgeschenk ist ja Maria mit dem Kind.
Es lohnt sich, dafür Gott eigens zu danken, besonders am heutigen Fest!
Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt.
Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.
Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.
Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.
Danach verließ sie der Engel