Wir brauchen Zeit um uns auf ein Fest vorzubereiten, einzustimmen, und wir brauchen Zeit, um das Fest gebührend aufzunehmen, zu erleben und es nachwirken zu lassen.
Wir brauchen Zeit um uns auf ein Fest vorzubereiten, einzustimmen, und wir brauchen Zeit, um das Fest gebührend aufzunehmen, zu erleben und es nachwirken zu lassen.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum Hochfest der Gottesmutter Maria 1. Januar 2005,
(Lk 2,16-21)
Mir ist Weihnachten eigentlich immer zu schnell vorbei. Kaum ist der Christtag vorüber, verschwindet überall die Weihnachtsbeleuchtung. Während die Weihnachtsmärkte immer früher beginnen, das Weihnachtsgeschäft schon im Herbst gestartet wird, ist der ganze Zauber (und Wirbel) mit dem Heiligen Abend zu Ende. Nach Weihnachten ist nichts Weihnachtliches mehr zu sehen.
Ich brauche Zeit zum "Nachklingen" eines Festes. Das Schöne an der Zeit nach Weihnachten ist für mich die Ruhe, in der die Weihnachtsfreude erst richtig zum Schwingen kommen kann.
Die Kirche feiert ihre großen Feste immer acht Tage lang. Dahinter steht eine tiefe menschliche Weisheit, eine lange Erfahrung. Wir brauchen Zeit um uns auf ein Fest vorzubereiten, einzustimmen, und wir brauchen Zeit, um das Fest gebührend aufzunehmen, zu erleben und es nachwirken zu lassen.
Ich freue mich daher jedes Jahr darauf, Weihnachten acht Tage lang zu begehen, vom Heiligen Abend bis zum 1. Jänner, der im Rhythmus des Festes vor allem der achte Weihnachtstag ist. Nach einer alten Tradition geht das Fest auch noch über diese erste Woche weit hinaus, bis zum vierzigsten Tag, an dem nach jüdischem Brauch der Erstgeborene im Tempel in Jerusalem Gott "zurückgegeben" wurde. Deshalb feiern wir den 2. Februar, den 40. Tag nach Christi Geburt, als Fest der "Darstellung Jesu im Tempel", volkstümlich auch "Maria Lichtmess" genannt.
Maria ist ja auch das große Vorbild für das rechte "Nachklingenlassen" des Weihnachtsgeschehens. Von ihr sagt das Evangelium heute: "Sie bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach." Sie geht nicht gleich hektisch zum nächsten "Event" weiter, wie wir das heute mehr und mehr tun (ich kenne diese Gefahr leider nur zu gut!). Dazu war das, was sich in ihr seit dem Beginn ihrer Schwangerschaft getan hat, viel zu tief greifend, als dass sie es hätte vergessen können.
Wie hätte sie auch vergessen können was der Bote Gottes, der Engel, ihr gesagt hatte? Das Kind, das sie von keinem Mann hatte, das gottgeschenkt in ihr heranwuchs, das konnte sie noch viel weniger vergessen als je eine Mutter die Zeit ihrer Schwangerschaft vergessen kann. Und die Geburt im Stall, in äußerster Armut, auch diese Not bleibt unvergesslich. Dass Hirten kamen, mit großen Augen auf das kleine Neugeborene schauend, die von Engeln erzählten und von deren freudiger Botschaft und vom himmlischen Gesang: Das war so anders als die Armseligkeit eines Futtertroges, in dem sie notdürftig ihr Kind gebettet hatte. Umso mehr "erwog sie das alles in ihrem Herzen".
Ich hoffe, viele hatten in den acht Tagen des Weihnachtsfestes Gelegenheit, ein wenig wie Maria über das nachzudenken, was Gott in ihrem eigenen Leben wirkt. Es hilft mir, daran zu denken, dass auch für Maria der Sinn aller dieser Ereignisse in ihrem Leben nicht von vornherein klar war. Sie brauchte Zeit, Stille, Nachdenken und Beten, um besser zu verstehen, was da geschehen war. Auch für sie war der Plan Gottes nicht einfach schon offensichtlich. Sie suchte ihn zu erfassen, Schritt für Schritt, und immer neu.
Maria steht am ersten Tag des neuen Jahres vor meinen Augen. So wie sie will ich versuchen, Gottes Wege mit mir zu erahnen und daraus Vertrauen schöpfen, dass Er auch im Jahr 2006 Seine gute Regie mit mir führen wird.
So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.
Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.
Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.
Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde.