Das Universum sprach zu ihnen von Gott und Seinem Wirken.
Das Universum sprach zu ihnen von Gott und Seinem Wirken.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum Hochfest der Erscheinung des Herrn 6. Januar 2005,
(Mt 2,1-12)
Ich schreibe diese Gedanken zum Fest der „Heiligen Drei Könige“ im Fernen Osten, in Indonesien, am Ende meines Besuchs, der durch die schrecklichen Ereignisse ganz anders verlief als geplant. Mit den unvergesslichen Eindrücken von Banda Aceh im Herzen lese ich dieses Evangelium vom Epiphanie-Fest auch mit anderen Augen. Die unbeschreibliche Verwüstung, die diese Stadt durch das Erdbeben und die von ihm ausgelöste gewaltige Flut erlitten hat, die noch immer nicht ermessbare Zahl der Todesopfer, all das bewegt mein Herz, wenn ich die Seite des Evangeliums aufschlage, die am heutigen Fest gelesen wird.
Da sind zuerst die „Sterndeuter“ aus dem Osten. Sie sind „Heiden“, aber das heißt nicht gottlos. Sie kennen hervorragend die Himmelsphänomene. Die Astronomie hatte damals im Orient so exakte Kenntnisse, so genaue Berechnungen, dass wir nur staunen können. Aber diese damaligen Wissenschaftler kannten sich nicht nur hervorragend aus, sie trennten auch nie Wissenschaft und Religion. Das Universum sprach zu ihnen von Gott und Seinem Wirken. Ich frage mich: werden wir heute, mit allem unserem Wissen über die Natur auch Gottes Sprache und Handschrift in den Ereignissen des Tsunami, der Flutkatastrophe, lesen können? Werden wir uns von diesem gewaltigen Naturphänomen ansprechen lassen und darin Gottes Wort an uns vernehmen?
Weiters gibt mir zu denken, dass die „Weisen aus dem Morgenland“ sich auf den Weg gemacht haben, um den zu suchen, von dem die besondere Sternkonstellation zu ihnen sprach. Auch wir haben ein gewaltiges Zeichen gesehen. Werden wir uns die Mühe machen, den zu suchen, von dem uns dieses Ereignis etwas zu sagen hat? Hier in Indonesien hat mich beeindruckt, wie alle Überlebenden, mit denen ich sprechen konnte, ob Muslime oder Christen, die Sprache Gottes aus den Ereignissen vom 26. Dezember herausgehört haben. Der Sinn all dieses Leidens ist nicht immer und jedem sofort klar. Dazu ist der Schmerz zu groß. Aber wie berührend ist es, überall dem Vertrauen zu begegnen, dass Gott in all diesem Leid zu finden ist. Hier können wir von den Sterndeutern wie auch von den Menschen hier in den betroffenen Gebieten lernen, Gott in unserem Leben zu suchen.
Ein dritter Gedanke bewegt mich: Herodes „und mit ihm ganz Jerusalem“ erschrak über die Worte der Weisen aus dem Osten. Gottes Ankunft als Kind auf Erden erschreckt die Mächtigen. Herodes, der machtberauschte Tyrann, der aus Angst um seine Macht seine halbe Familie ausgerottet hat (drei Söhne, seine Gattin, seinen Schwager, seine Schwiegermutter), fürchtet nichts mehr als die Störung der bisherigen Machtverhältnisse, selbst wenn sie von Gott käme und den Menschen Rettung und Hoffnung brächte.
Mit Sorge sehe ich, wie wohl mit der großen Welle an Hoffnung umgegangen wird, die durch die weltweite Solidarität entstanden ist. Werden die Mächtigen das Zeichen verstehen, das Gott ihnen gegeben hat? Wird all die Hilfe aus aller Welt wirklich zur neuen Hoffnung für die betroffenen Länder? Werden Partei-, Macht- und Wirtschaftsinteressen die Hoffnung wieder begraben? In Banda Aceh sagte mir ein Christ, der großartig für die kleinen Landwirte und ihre Rechte kämpft: Gott ruft uns alle zur Bekehrung durch diese Ereignisse. Wird Sein Ruf gehört werden?
Zum Schluss eine sichere, feste Hoffnung: Die Weisen ließen sich durch Herodes nicht abhalten. Sie fanden den neugeborenen König des Friedens, Christus, das Kind, und Maria, seine Mutter. Auch heute wird es solche Weise geben. Keine Schwierigkeit, keine Machtspiele und Egoismen werden sie abhalten, Christus in den armen Opfern der Katastrophe zu finden und ihnen die Gaben der Liebe und Solidarität zu bringen. Mit dieser Zuversicht reise ich heim. Die Liebe wird auch heute stärker sein als alle Katastrophen und alle menschlichen Fehler!
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden?
Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm.
Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.