Der Heilige Geist, der Geist Gottes und Christi, ....... bringt sie zusammen wie die vielen Instrumente einer Symphonie.
Der Heilige Geist, der Geist Gottes und Christi, ....... bringt sie zusammen wie die vielen Instrumente einer Symphonie.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den Pfingstsonntag 15. Mai 2005,
(Joh 20,19-23)
Pfingsten ist die Geburtsstunde der Kirche. Heute kam sie ans Licht der Welt. Sie trat aus ihren verborgenen Anfängen heraus und begann zu wachsen und weltweit zu werden. Der Evangelist Lukas, dem wir auch die „Apostelgeschichte“ verdanken, den Bericht über die Anfänge der Kirche, stellt das Pfingstfest in Jerusalem einem Ereignis gegenüber, das ganz am Anfang der Bibel steht: der Geschichte vom Turmbau zu Babel.
Im 11. Kapitel des Buches Genesis, des ersten der Bibel, heißt es: „Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte.“ Sie waren eine Menschheitsfamilie, einig in der Sprache und im Miteinander. Aber sie haben ihre Einheit missbraucht. Sie sagten zueinander: „Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel, und machen wir uns damit einen Namen, dann werden wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen.“ Gott sah, so sagt die biblische Legende, ihre eitlen Absichten und verwirrte ihre Sprache, „so dass keiner mehr die Sprache des anderen versteht“. So kam es zur „babylonischen Sprachverwirrung“, bis heute. Und so wurden die Menschen über die ganze Welt verstreut.
Die biblische Erzählung von Babel will deuten, warum die ursprünglich eine Menschheitsfamilie so stark auseinander gedriftet ist, woher es kommt, dass die Menschen einander so oft nicht verstehen und, statt sich zu vereinigen, einander bekämpfen und bekriegen.
Es wäre ein Missverständnis zu glauben, Gott hätte den Menschen ihre Einheit nicht gegönnt, als wollte er sie durch die Sprachverwirrung und Zerstreuung schwächen und von sich abhängig machen. Die Bibel stellt viel mehr zwei Wege gegeneinander: Der Weg Babels ist der hochmütige, anmaßende einer Menschheit, die glaubt, alles ans eigener Macht und Kraft erreichen zu können. Babel ist der Weg aller Diktatoren. Sie versuchen immer wieder, durch Gewalt, Geld, Krieg, durch große Machtentfaltung die Einheit der Menschen zu erzwingen. So war es in der Nazi-Diktatur Hitlers, so im Kommunistischen Weltreich. So ist auch heute die Gefahr einer alles verschlingenden Globalisierung.
Gott hat für die Menschheitsfamilie einen anderen Weg der Einheit vorgesehen. Am Pfingstfest in Jerusalem hören Menschen „aus allen Völkern unter dem Himmel“ die Apostel Gottes große Taten verkünden, jeder in seiner Sprache. Der Heilige Geist, der Geist Gottes und Christi, schafft nicht eine uniformierte Einheit. Er spricht keine eintönige Einheitssprache. Er bewahrt die wunderbare Vielfalt der Sprachen, Kulturen, Charaktere, Temperamente. Aber er bringt sie zusammen wie die vielen Instrumente einer Symphonie.
Babel und Pfingsten: zwei gegenläufige Bewegungen in der Menschheitsgeschichte. Babel will Einheit durch Macht und Zwang und bewirkt Zerstreuung, Feindschaft und Hass. Pfingsten schafft Einheit in der Vielfalt, weil es den Geist der Liebe schenkt, der die Menschen zusammenbringt.
Pfingsten ist der Beginn des Zusammenwachsens der Menschen, der Kinder Gottes, zu Seiner Familie. Die Kirche ist im Plan Gottes Anfang und Werkzeug dieser Sammlung der Menschheitsfamilie. In ihr werden die vielen Völker zu einer Familie. Die Vielfalt der Sprachen und Kulturen kommt im gemeinsamen Glauben zusammen. Das war in den vergangenen Wochen am Petersplatz in Rom besonders greifbar. An Pfingsten feiert die Familie Gottes ihren Geburtstag.
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.