Wer sich schwer tut, den Heiligen Abend zu feiern, mag Trost darin finden, dass auch Maria und Joseph mit dieser Nacht, die uns so heilig ist, ihre Not hatten.
Wer sich schwer tut, den Heiligen Abend zu feiern, mag Trost darin finden, dass auch Maria und Joseph mit dieser Nacht, die uns so heilig ist, ihre Not hatten.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
zum Hochfest der Geburt des Herrn, 24. Dezember 2005,
(Lk 2,1-14)
Schon der erste Heilige Abend war schwierig. Das kann für alle die ein Trost sein, die sich mit diesem einen Abend des Jahres besonders schwer tun. Hören wir, was der heilige Lukas über eben diesen Abend, diese "hochheilige Nacht" sagt, die jedes Jahr zu Weihnachten wieder neu gefeiert wird.
Es war alles eher als gemütlich. Zuerst eine beschwerliche Reise von Nazareth bis Bethlehem, auf mühsamen und gefährlichen Straßen, zu Fuß, bestenfalls mit einem Esel. Maria hochschwanger. Man war nicht wohlhabend, konnte sich keinen Luxus, keine Reiseerleichterungen leisten. Dann die Herbergssuche in Bethlehem: kein Platz für das Paar, ein primitives Quartier in einem der Ställe, die in den zahlreichen Höhlen rund um Bethlehem untergebracht waren. Als Bettchen diente dem Neugeborenen der Futtertrog.
Wer sich schwer tut, den Heiligen Abend zu feiern, mag Trost darin finden, dass auch Maria und Joseph mit dieser Nacht, die uns so heilig ist, ihre Not hatten. Sie können sicher mitfühlen mit denen, die zu Weihnachten lieber zu Hause wären als im Gefängnis, lieber bei ihrer Familie als in einem fremden Land als Arbeitssuchende oder Flüchtlinge. Sicher sind Maria und Joseph denen besonders nahe, die heuer einen lieben Menschen verloren haben und zum ersten Mal Weihnachten ohne ihn feiern. Ich glaube auch, dass das heilige Paar in dieser für sie so schweren Nacht auch ganz besonders denen nahe ist, die heuer nicht als Paar feiern, weil ihre Ehe, ihre Beziehung zerbrochen ist. Und die, die Weihnachten in Streit und Unfrieden feiern, oder eben nicht feiern können, weil keine Freude aufkommt? Vielleicht hilft es ihnen, an die Kälte der Winternacht in Bethlehem zu denken, an die bittere Not der Heiligen Familie.
Vielleicht geschieht dann für alle, die heuer mit dem Heiligen Abend ihre Not haben, etwas Ungewohntes, was zum ersten Mal damals in Bethlehem geschah und seither in immer neuer Weise auch in unseren schwierigen Weihnachten geschieht.
Mir ist erst vor kurzem richtig bewusst aufgefallen, dass im Höhlenstall von Bethlehem keine Engel erschienen sind, obwohl sie oft auf unseren Krippen dargestellt werden. Nicht im Stall, sondern auf dem Feld sind sie erschienen. Nicht Maria und Joseph, sondern die Hirten sahen die Engelscharen und hörten ihr "Ehre sei Gott …".
Die Hirten - auch sie waren arm wie das Paar im Stall - hielten Nachtwache bei ihren Herden. Ein Licht strahlender Engel sagte ihnen, was in dieser Nacht Großes geschehen war, ganz in ihrer Nähe: Ein Kind kam zur Welt, und dieses Kind ist der Retter, der Messias, Christus, der ersehnte Erlöser.
Sie machten sich auf den Weg und fanden "Maria und Joseph und das Kind, das in der Krippe lag". Sie sahen nur armselige Not und ein Neugeborenes. Keine Engel, keinen Himmelsglanz. Aber sie erzählten davon und was sie über das Kind gehört hatten. Und sie glaubten: Dieses arme Kind ist die große Verheißung, die Hoffnung der Welt.
Ich wünsche uns allen solche "Hirten", die uns in schwieriger Weihnacht sagen: Schau, auch mitten in deiner Not ist das Licht der Hoffnung. Christus kommt gerade dorthin, wo die Not besonders drückt. So kann ein mühsames Weihnachten doch noch zum Fest stiller Freude werden.
In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien.
Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.
Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.
Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.