Durch die Taufe werden wir „wiedergeboren“ aus dem Wasser und dem Heiligen Geist zum neuen, unzerstörbaren Leben der Kinder Gottes im Himmel.
Durch die Taufe werden wir „wiedergeboren“ aus dem Wasser und dem Heiligen Geist zum neuen, unzerstörbaren Leben der Kinder Gottes im Himmel.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für das Fest der Taufe des Herrn, 8. Januar 2006,
(Mk 1,7-10)
Mit dem heutigen Fest der Taufe Jesu endet die Weihnachtszeit. Begonnen hat sie mit dem Fest der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem. Zwischen beiden Ereignissen liegen dreißig Jahre. Wieso schließt der Weihnachtsfestkreis gerade mit der Taufe Jesu im Jordan?
Beide Feste, Weihnachten und Taufe Jesu, haben mit dem Anfang zu tun: In der Heiligen Nacht die Geburt des Menschenkindleins in Armut; in seiner Taufe im Jordan sozusagen „die Geburt“ seines Auftrags, seiner Sendung. In Bethlehem beginnt das irdische Leben des Sohnes Gottes; mit der Taufe durch Johannes beginnt sein Wirken für das Himmelreich.
Ein doppelter Anfang, eine zweifache Geburt. Im Leben des Christen soll sich das widerspiegeln. Denn nach christlichem Verständnis ist die Taufe so etwas wie die zweite Geburt. Durch die natürliche Geburt beginnt unser sterbliches Pilgerleben auf dieser Welt. Durch die Taufe werden wir „wiedergeboren“ aus dem Wasser und dem Heiligen Geist zum neuen, unzerstörbaren Leben der Kinder Gottes im Himmel.
Welchen Sinn hat die Taufe? Spüren die Getauften etwas von dieser „Wiedergeburt“, vor allem, wenn sie schon als kleine Kinder getauft worden sind?
Das heutige Fest kann helfen, den Sinn der Taufe besser zu verstehen. Was bewog Jesus, die Taufe des Johannes zu erbitten? Und was bedeutet sie für das Sakrament der Taufe? Als Johannes am Jordan zu taufen begann, kamen die Leute in Scharen, bewegt von seiner Bußpredigt, bereit, ihr Leben zu ändern. Johannes tauchte sie im Jordan unter, zum Zeichen der Reinigung von ihren Sünden, sagte aber klar und deutlich, dass dies nur eine Vorbereitung sei: „Ich habe euch nur mit Wasser getauft, (Christus) aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen“. Wenn dieser Ritus nur vorläufig war, warum hat Jesus ihn dann für sich gewünscht? Was hatte er, der Gerechte und Sündenlose, unter all den armen Sündern verloren, die sich bei Johannes zum Empfang der Bußtaufe anstellten?
Von der Armut der Geburt in Bethlehem führt ein gerader Weg zur Taufe im Jordan. Gottes Sohn kam in diese Welt, um seinen Platz bei den Armen und den Sündern zu suchen. Mitten unter ihnen will er sein, denn ihnen gilt in erster Linie die Liebe Gottes, die so in diese Welt zu bringen kam. Also war es nur folgerichtig, dass er sein öffentliches Wirken mit dieser Geste begann. Er stellt sich selber dorthin, wohin Gott ihn gesandt hat.
Was sagt das über den Sinn der christlichen Taufe? Ich sehe ihn in dem Wort der Himmelsstimme bei der Taufe Jesu: „Du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich Gefallen gefunden“. Der ganze Sinn eines christlichen Lebensweges besteht darin, dass Gott auch zu mir sagen kann: „Du bist mein geliebtes Kind!“
Damit auch ich einmal diese „Himmelsstimme“ hören kann, ist Jesus für mich zum Jordan gegangen, ist er für mich in Bethlehem arm geboren worden. Jesus hat sich nicht geschämt, mitten unter uns armen Sünder zu sein. Mehr noch: Er hat all den Dreck und all die Lasten der Sünden von uns Menschen auf sich genommen und im Jordan versenkt. Getauft werden heißt, mit Jesus als geliebtes Kind seines Vaters aus dem Taufwasser aufzutauchen.
Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren.
Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen.
Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam.
Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.