Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.
Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den 3. Sonntag im Jahreskreis 22. Januar 2006,
(Joh 1,34-42)
Jesus beginnt seine "Karriere" unter einem düsteren Vorzeichen: Johannes der Täufer wird ins Gefängnis geworfen. Warum? Einfach weil er Unbequemes, aber Wahres gesagt hat. Dem kleinen Lokaldiktator Herodes hatte er klar und deutlich gesagt: Du hast nicht das Recht, dir die Frau deines Bruders zu nehmen. Darüber war er peinlich berührt, sie zutiefst verärgert. Ihre Rache war für Johannes tödlich.
Wenn es Johannes so erging, musste Jesus von Anfang an damit rechnen, dass es ihm nicht besser ergehen wird. Vom ersten Tag an steht Jesu Auftreten unter dem Zeichen des Konflikts. Auch wenn er anfänglich viel "Erfolg" hat und die Menschen ihm in Scharen zulaufen, er ist doch "ein Zeichen des Widerspruchs", ein "Stein des Anstoßes". Sein ganzes Leben weist schon auf das Ende am Kreuz voraus.
Warum diese Ablehnung? Woher dieser Widerstand? Was Jesus damals, nach seiner Taufe durch Johannes und der Zeit in der Wüste den Menschen seiner Heimat zu sagen beginnt, müsste doch eher Begeisterung und Zustimmung auslösen. "Er verkündete das Evangelium Gottes." "Evangelium" heißt "gute Ankündigung", "freudige Botschaft". Tatsächlich würde man erwarten, dass die Ankündigung Jesu gerade damals Freude und Begeisterung auslöst: "Die Zeit ist erfüllt. Das Reich Gottes ist nahe."
Genau darauf haben doch so viele gewartet. Nach nicht enden wollenden Jahren der Fremdherrschaft und der blutigen Diktatur endlich ein Hoffnungsschimmer. Es ist so weit! Die schlimme Zeit geht zu Ende. Es kommt eine Epoche der Freiheit und des Friedens. Es bricht das "Reich Gottes" an, das allen ungerechten Reichen und Herrschaften ein Ende bereitet.
Diese Botschaft hat tatsächlich Hoffnungen geweckt, und sie wäre wohl auch sehr erfolgreich gewesen (im Sinne des politischen Erfolgs), hätte Jesus sie nicht mit einem kleinen Wörtlein verbunden, über das viele stolperten - und zwar bis heute: "Kehrt um!" Nicht die äußeren Verhältnisse werden sich umstürzend ändern. Ihr selbst müsst euch ändern! Nicht ein politisches Friedensreich wird kommen, sondern ihr seid persönlich gefragt, euer Leben zu ändern.
Das ist, so glaube ich, der Grund, warum Jesus trotz anfänglicher Erfolge so bald schon "von oben" radikal abgelehnt wurde, von denen, die religiös das Sagen hatten. Es ist schön, zu hoffen, dass durch ein göttliches Eingreifen endlich alles besser wird. Es ist viel mühsamer, zu hören, dass wir bei uns selber mit der Reform beginnen müssen. Das ist mühsam und beschwerlich, das geht oft nur zäh und langsam, mit Rückschlägen. Denn unser Herz ist meist träge, die Gewohnheiten sind eingefahren, die Fehler sind tief verwurzelt und schwer auszureißen.
Die freudige Botschaft Jesu erfordert ganz schön viel Arbeit an uns selber. Und ein großes Vertrauen, dass es mit Gottes Hilfe möglich ist, Jesus nachzufolgen.
Vier erste werden heute genannt, die sich auf das Abenteuer "Evangelium" eingelassen haben. Viele, sehr viele haben es ihnen nachgemacht. Sie haben die Welt verändert, sie heller und menschlicher gemacht. Weil sie bei sich begonnen haben. Sie sind die "Erfolgsbilanz" Jesu.
Nachdem man Johannes den Täufer ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach:
Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!
Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer.
Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.
Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her.
Sofort rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach.