Nur der Weg der liebenden Hingabe, nicht der der endlosen Rache kann die zerstrittenen Menschen wieder zusammenbringen.
Nur der Weg der liebenden Hingabe, nicht der der endlosen Rache kann die zerstrittenen Menschen wieder zusammenbringen.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den 19. Sonntag im Jahreskreis, 13. August 2006,
(Joh 6,41-51)
Kein Wunder, dass sie murren. Was Jesus den Juden, seinen Landsleuten da sagt, ist eine Zumutung. Er sei "das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist". Wir wissen doch, woher er kommt, kennen seine Eltern, seine Herkunft. Wie kann er sagen, er sei "vom Himmel herabgekommen?"
Aber statt seine Zuhörer zu beruhigen, verschärft Jesus seine Aussagen bis ins Unerträgliche: Kein Mensch kennt Gott, außer mir. Kein Mensch findet zu mir, außer Gott führt ihn zu mir. Wer an mich glaubt, hat das ewige Leben. Ich werde ihn am Jüngsten Tag auferwecken. Und als wäre das alles nicht schon Anstoß genug, fügt er noch hinzu, dass er das Brot des Lebens ist. Dass der nicht stirbt, der ihn, das Brot vom Himmel, isst. Und das heißt: sein Fleisch essen.
Ich verstehe nur zu gut, dass das den Juden damals einfach zu viel war. Wofür hält er sich? Was bildet er sich ein? Er macht sich ja zu Gott und er verlangt, Dinge zu glauben, die einfach unglaublich sind!
Wer versucht, diese Worte Jesu wörtlich zu nehmen - und so hat er sie wohl gemeint -, der muss sich fragen: Entweder ist dieser Mann von Sinnen (auf Deutsch: Er spinnt) oder was er sagt ist wahr. Aber wenn es wahr ist, was bedeutet es dann? Welchen Sinn hat es?
Für viele ist Jesus ein bedeutender Mensch, ein Prophet (so sieht ihn der Islam), aber nicht mehr. Jesus aber sagt, er allein kenne Gott ganz und gar - was kein Prophet von sich sagen konnte. Deshalb glauben wir auch, dass Jesus DER Wegweiser ist, wie kein anderer. Ich bin immer fester davon überzeugt, dass gerade unsere Zeit mit ihren Krisen und Kriegen deutlich macht: Kein anderer Weg kann wirklich so helfen, wie der, den Jesus uns mit dem Evangelium gezeigt hat.
Angesichts der schrecklichen Lage im Nahen Osten, bewegt mich immer mehr die Frage: Wie soll es denn zu einer Verständigung, ja gar einer Versöhnung zwischen Israel und Palästinensern, zwischen all den verfeindeten Gruppen kommen, wenn nicht durch den Weg der Vergebung und der Liebe, den Jesus uns eröffnet hat? Mit immer neuen Vergeltungsschlägen der einen gegen die anderen wird kein Friede möglich sein.
Deshalb ist das heutige Evangelium keine "Spinnerei" eines Träumers, eines Narren, sondern die Hoffnung für eine zerrissene Welt. Das Brot, das Jesus gibt, ist "sein Fleisch", das er hingibt für das Leben der Welt. Nicht der Hass, sondern das Kreuz hat uns versöhnt. Nur der Weg der liebenden Hingabe, nicht der der endlosen Rache kann die zerstrittenen Menschen wieder zusammenbringen. Jesu Weg ist wirklich "Brot für das Leben der Welt". Seine Worte klingen nur auf´s Erste wie verrückt. In Wirklichkeit können sie eine verrückte Welt wieder zurechtrücken. Und was braucht unsere Welt dringender?
Da murrten die Juden gegen ihn, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.
Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen?
Jesus sagte zu ihnen: Murrt nicht! Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir führt; und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
Bei den Propheten heißt es: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen. Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen.
Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.
So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.
Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt.