Die eine, die am Himmel sichtbar wird, ist die Mutter aller Hoffnung. Sie trägt in ihrem Schoß die Hoffnung der Welt.
Die eine, die am Himmel sichtbar wird, ist die Mutter aller Hoffnung. Sie trägt in ihrem Schoß die Hoffnung der Welt.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel,
15. August 2006,
(Lk 1,39-56)
Mit dem 15. August bricht der Sommer. Fast jedes Jahr bestätigt sich diese uralte Erfahrung. Die Tage werden spürbar kürzer, die große Hitze (die heuer besonders heftig war) ist vorbei. Ein Anflug von herbst ist schon zu ahnen. Auf den Wiesen und Feldern erscheinen die feinen Fäden des "Altweibersommers". Es kann noch sehr heiß werden, aber nicht mehr die Glut des Hochsommers. Spätsommerlich, frühherbstlich das Wetter - und auch die Stimmung.
Eine Wende ist der "große Frauentag" auch im seelischen Leben. Für den Glauben ist er ein Abschied und ein Anfang. Maria, die Mutter Jesu, geht heim. Sie ist, so sagt die Sprache des Glaubens, "entschlafen", sanft und ohne Gewaltsamkeit des Todes hinübergegangen, hinauf zu Christus, dem "Erstgeborenen von den Toten". Sie ist im Himmel. Ganz, nicht nur mit der Seele. Sie hat kein Grab auf Erden, und nie wusste man von einer Begräbnisstätte Marias. Denn sie ist auch mit ihrem Leib heimgegangen, heimgeholt von ihrem Sohn, der für uns alle eine Wohnung bereitet hat. Hoffentlich finden wir den Weg dorthin. Sie will uns helfen, sie wird uns helfen!
Der Weg hinüber ist gefahrvoll. Viel zu wenig wird davon gesprochen. Die Lesung vom heutigen Festtag aus der "geheimen Offenbarung" des Johannes, spricht in mächtigen Bildern von einem Kampf, der Himmel und Erde bewegt. Welche Mächte sind da im Spiel? Nicht die Armeen der Großen dieser Welt. Nicht sie entscheiden die letzten Schlachten. Auch nicht die großen Wirtschaftsmächte. Und erst recht nicht die Medien mit all ihrem Einfluss.
Eine Frau spielt die Hauptrolle. Der Seher Johannes nennt sie "ein großes Zeichen". Eine schwangere Frau! Ja, welch ein Zeichen! Was ist mächtiger und größer, um Leben zu geben, als die Wehrlosigkeit der Schwangeren? Sie allein trägt die Zukunft der Welt. Keine Bank, keine Fabrik, kein Panzer wird je ein Kind gebären. Und damit das Leben mit all seinen Verheißungen. Nur eine Frau!
Die eine, die am Himmel sichtbar wird, ist die Mutter aller Hoffnung. Sie trägt in ihrem Schoß die Hoffnung der Welt. Deshalb umgibt sie der ganze Kosmos, die Sonne, der Mond und der Kranz von zwölf Sternen. Möge die EU nie vergessen, dass ihre Fahne die zwölf Sterne trägt, die Maria umgeben!
Ihr Gegenspieler sind wieder nicht die Mächte dieser Welt, sondern es ist "der Drache". Er verkörpert alles, was gegen Gott und das heißt immer auch gegen das Leben steht. Er will verschlingen, zerstören, zermalmen. Und er tut es. Wir sehen es täglich. Wir müssen uns täglich entscheiden, auf welcher Seite wir stehen wollen - auf ihrer Seite, auf der des Lebens oder auf seiner, der des Todes. Denn die große Schlacht wird nicht auf den Kriegsschauplätzen der Waffen und der Börsenkurse geschlagen, sondern in meinem eigenen Herzen. Dort entscheidet es sich, ob der Hass oder die Liebe siegt, der Drache oder die Schwangere mit den zwölf Sternen. Wer sich auf ihre Seite stellt, findet mit ihr Zuflucht "in der Wüste", im Schutz Gottes.
15. August. Die Nächte werden länger. Einmal kommt auch für uns die Stunde des Heimgangs. "Unter deinem Schutz und Schirm", Maria, brauchen wir den Herbst unseres Lebens und Sterbens nicht zu fürchten. Du wartest auf uns. Du bist schon daheim. Du hast schon gesiegt. Auch für uns, die wir deine Kinder sein dürfen.
Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.
Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.
Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.