Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben.
Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben.
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den 27. Sonntag im Jahreskreis, 8. Oktober 2006,
(Mk 10,2-16)
Es gibt Stellen im Evangelium, die „schwer zu verdauen“ sind. Jesu Worte über die Ehescheidung gehören dazu. Wie soll das gelingen, was Jesus den Eheleuten zumutet? „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ Das heißt doch im Klartext: Die Ehe ist unauflöslich!
Aber wann kann man mit Sicherheit sagen, dass zwei, die den Bund der Ehe eingehen, wirklich von Gott verbunden wurden? Man sagt im Volksmund: Ehen werden im Himmel geschlossen. Aber stimmt das? Heute hat es sich bei uns weitgehend eingebürgert, ohne Trauschein zusammenzuleben. Manche gehen dann nach Jahren auch zum Standesamt, einige von ihnen wagen den Schritt bis zum Traualtar.
Wann ist aber eine Ehe wirklich vor Gott als unauflöslicher Bund geschlossen, sozusagen im Himmel besiegelt? Dass die Ehe nicht einfach ist, weiß die Menschheit seit eh und je. Immer gab es daher gesetzliche Regelungen für den Konfliktfall. Auch die Bibel kennt sie. Das Alte Testament sieht die Möglichkeit vor, dass der Ehegatte seine Frau durch eine „Scheidungsurkunde“ aus der Ehe „entlässt“. In fast allen modernen staatlichen Gesetzgebungen gibt es genaue Regelungen für die Trennung der Ehepartner. Ist die Kirche in dieser Frage besonders unnachgiebig und hart, wenn sie die Scheidung und vor allem die Wiederverheiratung als Sünde betrachtet?
Jesus sagt genau das Gegenteil: „Nur weil ihr so hartherzig seid“, hat Moses die Scheidung und Wiederverheiratung erlaubt. Jesus widerruft nicht das, was Moses gestattet hat. Solange es Menschen gibt, wird es auch Konflikte zwischen Menschen geben. Manche können unerträglich werden. Manchmal bleibt wirklich nur die Trennung. Gottes Plan für uns Menschen war das nicht!
Wie sieht Sein Plan aus? Dass Mann und Frau „ein Fleisch“ werden. „Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins.“ Zwei werden eins, ein Paar, für immer verbunden, von Gott verbunden. So war Sein Plan. Und so sind die Träume vieler, die sich trauen, sich trauen zu lassen. Das meinen die meisten ehrlich und herzhaft, wenn sie einander vor Gott das Ja-Wort geben.
Die Gesetze brauchen wir, um unsere Konflikte halbwegs geordnet zu regeln. Auch die Scheidungsgesetze (ob diese immer gerecht und nicht zu leichtfertig sind, darf kritisch gefragt werden). Was Jesus über die Ehe sagt, geht tiefer. Er spricht von dem, was der Schöpfer ins Herz des Menschen gelegt hat. Jeder von uns sehnt sich nach Treue. Ehebruch ist Treuebruch, und das schmerzt. Das verletzt den, der vertraut hat. Daher bleiben so oft tiefe Wunden bei Scheidungen. „Scheiden tut weh.“ Jesus sagt das so klar, nicht weil er hart ist, sondern weil es die bittere Wahrheit ist.
Am schmerzlichsten ist das Scheiden meist für die Kinder. Auf sie wendet Jesus unseren Blick: „Lasst die Kinder zu mir kommen!“ Manche Beziehungskrise der Eltern kann im Blick und mit Rücksicht auf die Kinder überwunden werden.
Am Schluss nimmt Jesus die Kinder in seine Arme und segnet sie. Damit die Kinder geborgen sind, ist es Gottes guter Plan, dass die Eltern eins seien. Und wenn es nicht gelingt? Wenn die Ehe scheitert?
Dann tut wenigstens euer Möglichstes, dass die Kinder geschützt bleiben.
Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Darf ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen? Damit wollten sie ihm eine Falle stellen.
Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und (die Frau) aus der Ehe zu entlassen.
Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben.
Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.
Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet.
Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab.
Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.