Ganz eigen aber ist seine Gegenwart im Sakrament, in der Hostie, im Brot, das der „Fronleichnam,“ der Leib des Herrn geworden ist. Wenn der Priester die Worte der Wandlung gesprochen hat, ist das Brot wirklich Leib Christi geworden.
Ganz eigen aber ist seine Gegenwart im Sakrament, in der Hostie, im Brot, das der „Fronleichnam,“ der Leib des Herrn geworden ist. Wenn der Priester die Worte der Wandlung gesprochen hat, ist das Brot wirklich Leib Christi geworden.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium am Hochfest des Leibes und Blutes Christi (Fronleichnam), 3. Juni 2010, (Lk 9,11b-17)
Fronleichnam heißt wörtlich „Herren-Leib.“ Gefeiert wird ein Stückchen Brot, das im Strahlenkranz der Monstranz mit Musik, Blumen, Trachten, Gesängen und Gebeten durch die Straßen unserer Städte und Dörfer getragen wird: die Fronleichnamsprozession! Und das Stückchen Brot, die weiße Hostie, diese unscheinbare dünne Oblate wird verehrt als der „Herrenleib,“ der Leib Jesu Christi, des Herren.
Das ist uns immer noch so wichtig, daß dieser Tag ein Feiertag, ein freier Tag geblieben ist. Unseren Vorfahren war dieses Fest so wertvoll, daß sie den „Geschäftsverlust“ eines freien Donnerstags in Kauf nahmen. Bis heute hält Fronleichnam allen Angriffen der Wirtschaft stand, der dieser Feiertag ein Dorn im Auge ist. Wie lange wird er noch halten? Ich bin gewiß: so lange viele Menschen in diesem Land Fronleichnam feiern, als Fest des Glaubens, wird der Feiertag halten. Wenn die Fronleichnamsprozession zu einem kleinen Minderheitenprogramm schrumpft, wird die Wirtschaft den Feiertag bald zu „kassieren“ versuchen.
Aber was feiern wir? Wozu Fronleichnamsprozessionen? Wir feiern eine besondere Gegenwart. Zu Mittelpunkt steht jenes kleine Stück Brot, das wir als den „Leib des Herrn“ bekennen. Gott ist vielfältig gegenwärtig: in der Schöpfung, in der Größe und Schönheit der Natur. Er ist gegenwärtig in jedem Menschen, da wir alle nach Gottes Ebenbild geschaffen sind. Jesus hat uns gelehrt, daß er in besonderer Weise im Nächsten gegenwärtig ist, der meiner Hilfe bedarf: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan,“ sagt Jesus.
Ganz eigen aber ist seine Gegenwart im Sakrament, in der Hostie, im Brot, das der „Fronleichnam,“ der Leib des Herrn geworden ist. Wenn der Priester die Worte der Wandlung gesprochen hat, ist das Brot wirklich Leib Christi geworden. „Er ist da!“ Mit diesen einfachen Worten erklärte der heilige Pfarrer von Ars (1786 - 1859) den Menschen das Geheimnis dieser Gegenwart. „Er ist da“ für mich, für uns, für alle Menschen. Wenn der Pfarrer von Ars das sagte, blickte er immer zum Tabernakel, wo die Hostien aufbewahrt werden. Seine Blicke, so sagen viele Augenzeugen, verrieten die Liebe zu dem, der „da ist,“ verborgen in der schlichten Gestalt des Brotes, aber ganz real, wirklich und wahrhaft.
So geht es vielen bis heute: in der Stille einer Kirche die Gegenwart Jesu ahnen, spüren, glauben! Das gibt Kraft und Trost, innere Ruhe und neuen Mut. Der Pfarrer von Ars beobachtete immer wieder einen Mann aus seinem kleinen Dorf Ars, bei Lyon gelegen, der oft lange still vor dem Tabernakel kniete oder saß. Einmal fragte der Pfarrer ihn, was er da tue. Die Antwort im Dialekt: „Je le vise – il me vise (ich schaue ihn an – er schaut mich an)“. So einfach. Das ist’s, was uns bewegt, die Fronleichnamsprozession zu halten: Er, Christus, schaut uns an. Er ist bei uns. Verborgen und doch ganz real. Und wir schauen ihn an. Im Glauben. Mit dem Herzen. Mit Vertrauen.
Manche stoßen sich daran, daß wir die Gegenwart Gottes hier irgendwie „dingfest“ machen wollen. Gott ist doch überall! Sicher! Und es ist auch gut, daran zu denken. Als aber Jesus beim letzten Abendmahl zum ersten Mal tat, was seither in jeder Messe „zu seinem Gedächtnis“ getan wird, da hat er uns diese einzigartige Gegenwart geschenkt: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut.“ Seither sind Brot und Wein in jeder Messe Geschenk seiner Gegenwart. Die Freude darüber feiern wir heute!
Jesus redete zu ihnen vom Reich Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten. Als der Tag zur Neige ging, kamen die Zwölf zu ihm und sagten: Schick die Menschen weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen; denn wir sind hier an einem abgelegenen Ort.
Er antwortete: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; wir müssten erst weggehen und für all diese Leute Essen kaufen. Es waren etwa fünftausend Männer.
Er erwiderte seinen Jüngern: Sagt ihnen, sie sollen sich in Gruppen zu ungefähr fünfzig zusammensetzen. Die Jünger taten, was er ihnen sagte, und veranlassten, dass sich alle setzten.
Jesus aber nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie und brach sie; dann gab er sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten.
Und alle aßen und wurden satt. Als man die übrig gebliebenen Brotstücke einsammelte, waren es zwölf Körbe voll.