Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.
Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn
zum Evangelium zu Fronleichnam,
Hochfest des Leibes und Blutes Christi,
7. Juni 2012, (Mk 14,12-16.22-26)
Ein großer Raum im Obergeschoß: so beschreibt Jesus selber den Ort an dem er das Abendmahl mit seinen Gefährten halten wollte: ein großer Raum, der schon für das Festmahl hergerichtet ist. Dort hat das begonnen, was uns den heutigen Feiertag beschert hat. Dort hat Jesus zum ersten Mal das gefeiert, was das heutige Fest bedeutet.
Vor einem Monat durfte ich selber im Abendmahlsaal in Jerusalem die Messe feiern. Heute sieht der Saal natürlich ganz anders aus als zur Zeit Jesu. Im Mittelalter wurde er zu einer gotischen Kapelle umgebaut. Heute ist er ein Museum, und es ist ein besonderes Glück, dort – selten genug – die Eucharistie feiern zu dürfen.
Fronleichnam ist das Fest der Eucharistie. Im Mittelpunkt all der vielen Prozessionen, die heute in den Dörfern und Städten unseres Landes abgehalten werden, steht ein kleines Stückchen Brot, die weiße Hostie, die in der Monstranz durch die Straßen getragen wird. Was dieses Brot bedeutet, das hat zum ersten Mal Jesus damals, in dem „großen Raum im Obergeschoß“ gesagt, als er – nach jüdischem Brauch – ungesäuertes Brot in seine Hände nahm, darüber das Lobgebet sprach, es brach und austeilte, wobei er sagte: „Nehmt, das ist mein Leib“.
Dieses Brot – Sein Leib! Das ist der wesentliche Inhalt des heutigen Festes. Das sagt auch der Name des Festes: das mittelhochdeutsche Wort „vron“ bedeutet „Herr“, und als „lichnam“ wird der lebendige, nicht der tote Leib bezeichnet. Fronleichnam heißt „Leib des Herrn“. Damals in dem Obergemach in Jerusalem geschah das zum ersten Mal: Brot wurde zum „Fronleichnam“, zum Leib des Herrn. Seither geschieht das jedes Mal, wenn irgendwo auf Erden die Messe gefeiert wird, wenn wieder die Worte Jesu vom Priester über das Brot gesprochen werden: „Das ist mein Leib“.
Heute wird das besonders gefeiert, festlich, mit Umzug, Musik, Blumen und Trachten, und mitten in dem ganzen Fest das kleine weiße Stück Brot: „Das ist mein Leib“. Kein toter Leichnam, kein bloßes Erinnerungsstück, sondern Jesus selber, in der unscheinbaren Gestalt des Brotes, in den Straßen unserer Städte und Dörfer. Ich freue mich jedes Jahr auf diesen Tag und bitte den Herrn, alle die Menschen zu segnen und zu beschützen, an denen ich den „Leib des Herrn“ vorbeitrage. Und wenn ich mit der Monstranz den Segen gebe, dann gilt er allen Menschen, denen, die in der Prozession mitgehen, und den vielen, die zuschauen oder zufällig vorbeikommen. Allen erbitte ich seinen Segen, der Stadt, dem Land, den Suchenden und den Glaubenden, den Liebenden und den Leidenden. Und immer neu bewegt mich das Wissen, dass wirklich der Herr selber da ist, mitten unter den Menschen, ihnen allen nahe, ob sie es wissen oder nicht. Fronleichnam, das ist für mich das Fest eines Gottes, der ganz bei uns Menschen ist.
Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote, an dem man das Paschalamm schlachtete, sagten die Jünger zu Jesus: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?
Da schickte er zwei seiner Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in die Stadt; dort wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm, bis er in ein Haus hineingeht; dann sagt zu dem Herrn des Hauses: Der Meister lässt dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen kann? Und der Hausherr wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen, der schon für das Festmahl hergerichtet und mit Polstern ausgestattet ist. Dort bereitet alles für uns vor!
Die Jünger machten sich auf den Weg und kamen in die Stadt. Sie fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Paschamahl vor. Als es Abend wurde, kam Jesus mit den Zwölf.
Während sie nun bei Tisch waren und aßen, sagte er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten und ausliefern, einer von denen, die zusammen mit mir essen. Da wurden sie traurig, und einer nach dem andern fragte ihn: Doch nicht etwa ich? Er sagte zu ihnen: Einer von euch Zwölf, der mit mir aus derselben Schüssel isst.
Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre.
Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib.
Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, reichte ihn den Jüngern, und sie tranken alle daraus. Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.
Amen, ich sage euch: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich von neuem davon trinke im Reich Gottes. Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.