Der hl. Apostel Petrus mit den Schlüsseln.
Der hl. Apostel Petrus mit den Schlüsseln.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 24. August 2014,
Mt 16,13-20
„Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Es ist eine gewaltige Verheißung, die Jesus dem Simon Petrus, einem einfachen Fischer aus Galiläa gegeben hat. Noch gewaltiger wird die Verheißung, wenn wir dazunehmen, was Jesus noch weiter verspricht: „Und die Mächte der Unterwelt werden sie, meine Kirche, nicht überwältigen.“ Wörtlich genauer ist die alte Übersetzung, die viele noch im Ohr haben: „Und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden.“ Das bedeutet doch: Weder Tod noch Teufel können „meine Kirche“ zunichte machen.
Kein Wunder, dass diese Worte Jesu eine große Rolle gespielt haben und immer noch spielen. Im Petersdom in Rom stehen sie in riesigen Buchstaben wie ein Schriftband rund um den Innenraum. Denn der Petersdom ist ja über dem Grab des Apostels Petrus gebaut, dem diese Verheißung Jesu galt. Gilt sie aber auch seinem Nachfolger, dem Papst? Und ist die Katholische Kirche die Kirche, die Jesus zu bauen versprochen hat? Wem gilt dieses berühmte Wort Jesu? Eines ist klar: Es ist eines seiner Schlüsselworte. Aber was bedeutet es?
Hat Jesus der Kirche eine Art himmlischer Bestandsgarantie gegeben, obwohl diese Kirche oft einen recht irdischen Eindruck vermittelt? Hat Jesus ihr eine Pauschalzusage für alle Zukunft gemacht, sozusagen eine „Vollkaskoversicherung“ gegen alle künftigen Unfälle auf ihrem Weg durch die Zeit?
Bevor ich auf diese Fragen zu antworten versuche, muss ich auf etwas ganz Wichtiges hinweisen. Jesus hat diese große Verheißung an Petrus nicht sozusagen „ins Blaue“ gegeben, als eine Laune eines mächtigen Herrschers, der seine Gnaden verteilt wie es ihm passt. Das „Schlüsselwort“ an Petrus ist eine Antwort auf ein Wort, das Petrus zuvor gesagt hat. Jesus hatte seine Jünger gefragt, was denn so die Leute über ihn sagen. Ihre Antwort war: die Leute halten dich für einen Propheten! „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Auf diese ganz persönliche Frage gibt Petrus eine ganz persönliche Antwort: „Du bist der Messias, Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“
Daraufhin nennt Jesus den Petrus den „Fels“, auf den er seine unüberwindliche Kirche bauen wird. „Fels“ ist Petrus nicht zuerst als der Fischer aus Galiläa, sondern als der Mann des Glaubens. Jesus ist der Messias, der Sohn Gottes: das ist der Fels, auf dem die Kirche steht. Diesen Glauben wird keine Kraft der Welt auslöschen können. Diesem Glauben verspricht Jesus eine unzerstörbare Dauer.
Spricht nicht Vieles gegen die Gültigkeit dieser Garantie? Oft ist davon die Rede, dass bei uns in Österreich der Glauben verdunste. Gewiss, der Glaube kann verloren gehen. Aber nie wird er ganz untergehen. Immer wird es Menschen geben, die in ihrem Glauben an Gott, an Christus, an Seine Nähe zu uns Menschen, wie Felsen in der Brandung stehen werden, die anderen Halt geben. So verstehe ich diese tröstliche Zusage Jesu. Und wenn ich auf den Nachfolger des Petrus schaue, auf Papst Franziskus, dann denke ich oft: Jesus hat es versprochen: Petrus ist der Fels in der Brandung! Auch heute!
In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage die: Du bist Petrus - der Fels -, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein. Dann befahl er den Jüngern, niemand zu sagen, dass er der Messias sei.