"Palmsonntag! Beginn der Karwoche. Einzug Jesu in Jerusalem. Nicht hoch zu Roß, sondern bescheiden auf einem Esel. Das Bild hat sich eingeprägt, wie es schon damals die Menschen in Jerusalem begeistert hat", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Palmsonntag! Beginn der Karwoche. Einzug Jesu in Jerusalem. Nicht hoch zu Roß, sondern bescheiden auf einem Esel. Das Bild hat sich eingeprägt, wie es schon damals die Menschen in Jerusalem begeistert hat", so Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn am Palmsonntag, 29. März 2015. (Markus 11,1-11)
Palmsonntag! Beginn der Karwoche. Einzug Jesu in Jerusalem. Nicht hoch zu Roß, sondern bescheiden auf einem Esel. Das Bild hat sich eingeprägt, wie es schon damals die Menschen in Jerusalem begeistert hat. Zum Osterfest pilgerten Juden aus der ganzen Welt in die Heilige Stadt. Sie muss unvorstellbar überfüllt gewesen sein. Und jedes Jahr war eine Frage die geheime Mitte des Festes: Wird heuer der Messias kommen? Denn diese Erwartung war besonders stark in den Herzen der Menschen am jüdischen Osterfest.
Ostern, Pessach, das jüdische Hauptfest, galt der Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten, aus der Sklaverei, in der das jüdische Volk durch Jahrhunderte in Ägypten gelitten hatte. Bis Mose kam, der es in der Pessachnacht, nach dem eilig eingenommenen Pessachmahl, aus Ägypten herausführte. Doch nicht nur an dieses große Ereignis der Vergangenheit erinnert das jährliche Pessachfest, das unsere jüdischen Mitbürger heuer zeitgleich mit dem christlichen Osterfest begehen. Es ist immer auch ein Fest der Hoffnung für die Zukunft.
Denn der verheißene Messias, der Erlöser, soll sich an Ostern in Jerusalem offenbaren. So soll Ostern in der jüdischen Erwartung der Tag der endgültigen Befreiung aus aller Trübsal werden.
Wie sehr verstehen wir gerade heute diese Hoffnung, da der Frieden im Nahen Osten so weit entfernt scheint! Und wie sehr lebte diese Sehnsucht damals, zur Zeit Jesu, in den Menschen, die vom schweren Joch der römischen Besatzung bedrückt waren! Jerusalem war in Hochspannung. Viele bewegte die Frage, ob nicht dieser Jesus aus Nazareth in Galiläa der erwartete Messias sein könnte. Als er dann gar auf einem jungen Esel in Jerusalem einritt, da brach bei vielen die Begeisterung durch. Denn sie verstanden diese Geste Jesu als klares Zeichen. Die Propheten hatten ja vorausgesagt, dass der Messias in Jerusalem an Ostern ganz demütig auf einem Esel einziehen werde.
So viel in Kürze zur Bedeutung des damaligen Ereignisses. Was aber bedeutet es heute? Dazu fand ich vor kurzem eine schöne Anregung in einem Pfarrblatt, die ich gerne weitergebe. Ich hatte die Priester der Erzdiözese Wien gebeten, nachzudenken, mit welchem Bild der Bibel sie sich selber als Priester sehen. Ein Pfarrer schrieb in seinem Pfarrblatt, ihm sei der Palmsonntagsesel eingefallen. Und dazu habe er sich an ein Wort des berühmten brasilianischen Bischofs Dom Helder Camara erinnert, der gesagt hatte: „Jesus, ich möchte der Esel sein, auf dem Du zu den Menschen kommst.“
Mit einem Schmunzeln fügte der Pfarrer hinzu, er wisse schon, dass manche meinen, er sei ein etwas störrischer Esel, aber Jesus habe nun einmal einen Esel und nicht ein stolzes Pferd erwählt, um zu den Menschen zu kommen.
Zwei Jünger sollten den Esel für Jesus holen mit der einfachen Begründung: „Der Herr braucht ihn!“ Er selbst habe diesen Ruf Jesu vernommen, schreibt der Pfarrer: „Ich brauche dich.“ Und seither sei es seine Freude, so ein Esel sein zu dürfen, der Jesus zu den Menschen trägt. Und wenn die Menschen Christus zujubeln, dann wisse er, dass er in der richtigen Richtung unterwegs sein.
„Ich möchte dieser Esel sein …“ Ein schönes Bild für das, was jeder sein kann, der mit Jesus unterwegs ist zu den Menschen!
Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger voraus. Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor uns liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn; er lässt ihn bald wieder zurückbringen. Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden, und sie banden ihn los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier, und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweigen von den Büschen ab und streuten sie auf den Weg. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe! Und er zog nach Jerusalem hinein, in den Tempel; nachdem er sich alles angesehen hatte, ging er spät am Abend mit den Zwölf nach Betanien hinaus.
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