"Alle können wir Heilige werden. Durch kleine Schritte in unserem Alltag. Genau so wurden auch alle unsere Namenspatrone zu Heiligen!", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Alle können wir Heilige werden. Durch kleine Schritte in unserem Alltag. Genau so wurden auch alle unsere Namenspatrone zu Heiligen!", so Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, zu Allerheiligen, Sonntag, 1. November 2015 (Matthäus 5,1-12a).
Heute ist Allerheiligen. Alle Heiligen des Himmels haben heute sozusagen ihr großes Familienfest. Die meisten Menschen in unserem Land tragen den Namen eines Heiligen. So ist es alte Tradition. Und so wird es auch heute von vielen Eltern gehalten, wenn sie ihrem Kind einen Namen geben. Selten greifen sie dann auf den Namen eines berühmten Stars zurück. Heiligennamen haben immer noch starken Zuspruch.
Was aber macht Menschen zu Heiligen? Wie wird man das: heilig? Sind Heilige die große Ausnahme unter uns Menschen? Sind sie Sonderlinge der Sonderklasse? Sie sind ja nicht als fertige Heilige vom Himmel gefallen. Sie sind alle erst im Lauf ihres Lebens zu Heiligen geworden. Nochmals: Wie wurden sie das: heilig? Und wie ist das: Kann jeder Mensch heilig werden? Gibt es dazu Regeln? Eine Art "Roadmap", ein GPS, das uns zum Ziel der Heiligkeit führen kann?
Das heutige Evangelium von den acht "Seligpreisungen" Jesu ist eigentlich genau das: ein Wegweiser zur Heiligkeit! Jesus hat ihn sicher nicht als Sonderweg für eine kleine Elite gedacht, sondern als Weg, der glücklich, "selig" macht. Und Heilige sind ja "selige", glückliche Menschen. Was nicht heißt, dass ihr Weg bequem und mühelos war.
Der erste und wichtigste Hinweis auf dem Weg zur Heiligkeit heißt: Arm sein vor Gott! Was immer du in deinem Leben geleistet hast, Gutes geschaffen, auch Verkehrtes getan hast: Wenn du weißt, dass du vor Gott ein Bettler bist, mit leeren Händen, und dass du dir auf dich nichts einbilden, aber auf Gott vertrauen kannst, dann bist du schon ganz auf dem Weg zur Heiligkeit. Vor allem wirst du dich nicht über andere erheben, sondern viel mehr dich bemühen, sie groß zu machen, zu schätzen und zu fördern.
Genau darum geht es in den sechs weiteren "Seligpreisungen". Sie haben alle damit zu tun, wie wir uns den anderen gegenüber verhalten. Heilig wird keiner, der nur um sich selbst kreist. Heiligkeit zeigt sich im Umgang mit dem Nächsten. Selig nennt Jesus die Trauernden. Denn sie wissen, wie es anderen geht, die Trauer tragen. Selig nennt Jesus die, die keine Gewalt anwenden, die sanftmütig sind im Zusammenleben mit den anderen, besonders den Mühsamen. Selig nennt Jesus die, die nach Gerechtigkeit hungern, weil es ihnen nicht egal ist, wenn anderen Unrecht geschieht. Selig nennt Jesus die Barmherzigen, denn sie verschließen ihr Herz nicht vor der Not der anderen. Selig nennt er, die ein reines Herz haben, die lauter und gerade sind in ihrer Gesinnung. Und wie kostbar sind die Friedensstifter, die Konflikte ausgleichen statt sie anzuheizen. Der letzte, achte Schritt zur Heiligkeit ist vielleicht der schwerste: Verleumdung, Verfolgung, allerlei Unrecht ertragen statt Böses mit Bösem zu vergelten.
Nüchtern betrachtet sind eigentlich alle diese acht Schritte jedem von uns möglich, gewiss, nur mit Gottes Hilfe. Alle können wir Heilige werden. Durch kleine Schritte in unserem Alltag. Genau so wurden auch alle unsere Namenspatrone zu Heiligen!
In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.
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