"Ich denke aber noch an eine andere Herbergsuche. Sie gehört ganz eigentlich zum Sinn des Weihnachtsfestes: Gott selbst sucht einen Platz bei uns Menschen!", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Ich denke aber noch an eine andere Herbergsuche. Sie gehört ganz eigentlich zum Sinn des Weihnachtsfestes: Gott selbst sucht einen Platz bei uns Menschen!", so Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Donnerstag, 24. Dezember 2015. (Lukas 2,1-14)
Herbergsuche ist vielerorts noch ein beliebter Brauch. Erinnert wird an Maria und Josef, die in Bethlehem ein Quartier suchen, aber abgewiesen werden „weil in der Herberge kein Platz für sie war“. So müssen sie sich mit einem Stall begnügen, und als Maria ihr Kind zur Welt bringt, bleibt nur die Futterkrippe für das Vieh als Bettchen für das Neugeborene.
Zur Herbergsuche werden gerne Lieder gesungen. Beliebt und bekannt ist der Wechselgesang zwischen dem Wirt, der keinen Platz hat, und dem armen Paar, Maria und Josef, denen er barsch die Tür weist: „Wer klopfet an?“ – „O zwei gar arme Leut“ – „Was wollt ihr dann?“ – „O gebt uns Herberg heut! O durch Gottes Lieb wir bitten, öffnet uns doch eure Hütten!“ – „O nein, nein, nein!“ – „O lasset uns doch ein!“ – „Es kann nicht sein!“ – „Wir wollen dankbar sein!“ – „Nein, es kann einmal nicht sein! Da geht nur fort! Ihr kommt nicht rein!“
So geht der Wechselgesang noch mehrere Strophen weiter, bis das arme Paar schließlich im Viehstall Unterschlupf findet. Doch dort, in diesem Notquartier, ereignet sich das, was eigentlich Weihnachten ausmacht: Maria „gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“.
Herbergsuche heute: Meist wird da an die vielen Flüchtlinge unserer Tage erinnert. Der Vergleich ist ja naheliegend: Ist noch Platz für sie? Ist das Boot schon voll, wie manche sagen? Ist Österreich als Gastland überfordert? Sicher ist es gerade an Weihnachten besonders angebracht, an die vielen Menschen zu denken, die jetzt einsam, heimatlos, obdachlos sind. Dazu gehören die Flüchtlinge, aber auch viele andere Menschen bei uns. Wie ist ihnen an Weihnachten zumute?
Ich denke aber noch an eine andere Herbergsuche. Sie gehört ganz eigentlich zum Sinn des Weihnachtsfestes: Gott selbst sucht einen Platz bei uns Menschen! Er selber klopft an die Tür. Er bittet um Einlass. Und wird so oft abgewiesen. Braucht Gott Quartier bei uns? Ist er nicht überall? Ist nicht alles sein Eigentum? Und wie sieht die Herbergsuche Gottes aus? Woran ist zu erkennen, dass es Gott selber ist, der um Aufnahme bittet?
In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.
Hier das Weihnachtsevangelium zum Download.
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