Erzählung von der "Hochzeit zu Kana": "Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut"!
Erzählung von der "Hochzeit zu Kana": "Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut"!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium, 17. Jänner 2016 (Joh 2,1-11)
Alles fängt mit einer Hochzeit an. Jesu erster Auftritt war bei einer Hochzeit in Kana. Johannes, der zum ersten Kreis der Anhänger Jesu gehörte, war selber dabei. Nun ist es ja nicht etwas Außergewöhnliches, an einer Hochzeit als Gast teilzunehmen. Das besondere dieser Hochzeit war es, dass Jesus hier sein erstes Wunder gewirkt hat. Und es war keine Heilung eines Kranken, wie es später noch viele gab, sondern das Weinwunder. Später gab es auch mindestens zwei Mal Brotwunder, als Jesus tausende Menschen mit nur einigen Broten sättigte und noch große Mengen von Brotresten übrigblieben. Auf dieser Hochzeit hat Jesus sechshundert Liter Wasser in besten Wein gewandelt.
Was wollte Jesus damit sagen? Was soll ein solches Zeichen bedeuten? Warum steht das ganz am Anfang des Wirkens Jesu? Fragen wir zuerst, was auf dieser Hochzeit geschah. Fragen wir dann, was es für einen Sinn macht, damals und heute. Kana liegt nahe bei Nazareth. Heute zwei Orte, die aus allen Nähten platzen, mit mehrheitlich arabischer Bevölkerung. Die Christen unter ihnen sind die Minderheit. Die Heilig-Land-Pilger sind eine wichtige Einkommensquelle. Noch heute besteht, wie damals schon, Rivalität zwischen beiden Orten, Kana und Nazareth. „Kann denn aus Nazareth etwas Gutes kommen?“, hatte einmal Natanael gesagt, einer der ersten Apostel. Er stammte aus Kana.
Umso überraschender ist es, dass Maria, die Mutter Jesu, bei der Hochzeit ist. War sie mit den Brautleuten verwandt? Jesus und seine ersten Jünger sind mit eingeladen. Damals wie heute ist eine Hochzeit ein aufwändiges Fest. Den Gästen muss ordentlich etwas geboten werden. Maria merkt als erste die peinliche Situation: „Sie haben keinen Wein mehr“. Sie sagt es ihrem Sohn. Jesus reagiert fast verärgert: „Was willst du von mir, Frau?“ Aber sie lässt sich nicht beirren. Sie vertraut darauf, dass Jesus etwas tun wird, um dem Brautpaar aus dieser Peinlichkeit zu helfen.
Und tatsächlich lässt sich Jesus von ihr bewegen: Die sechs großen Tonkrüge, randvoll mit Wasser, enthalten nun sechshundert Liter besten Wein, sehr viel mehr als für ein Hochzeitsfest notwendig gewesen wäre.
Was bedeutet dieses bis heute beeindruckende Wunder? Ich nenne einige Punkte, die mir persönlich hilfreich sind. Zuerst die Tatsache, dass Jesus so ganz am Leben der Menschen teilnimmt. Er war gerne zu Gast bei Festen und hat selber oft zum Essen eingeladen. Wegen dieser Freude am Feste-Feiern wurde er ja auch von den Frommen kritisiert. Jesus hat aber auch ein Auge und ein Herz für die Nöte der Menschen. Hier, in Kana, war es seine Mutter, die ihn darauf hinweist. Ich denke, Maria sieht auch heute, wo es uns Menschen schlechtgeht. Sie bittet auch jetzt Jesus, uns aus aller Not zu helfen. Wie sie damals den Dienern sagte, ermutigt sie auch uns: „Was er, Jesus, euch sagt, das tut!“
Das Wunder von Kana ist die Wandlung von Wasser in Wein. Ich sehe das als Zeichen, durch das Jesus allen Generationen zeigen will, worum es ihm geht. In jeder Messe geschieht das Wunder von Kana. Brot und Wein werden gewandelt, werden Leib und Blut Jesu. Und irgendwie wird immer ein Stück von uns selber mitverwandelt. Wer mit Jesus geht, wer ihm glaubt und vertraut, erlebt das an sich selber.
In jener Zeit fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.
Mehr über Kardinal Christoph Schönborn