Jesus zeigt den Weg zum Frieden: Empfangt den Heiligen Geist, sagt er und haucht sie an. Den Geist des Friedens gibt er ihnen. Wie dieser wirkt? Durch Verzeihen! Ohne gegenseitiges Vergeben gibt es keinen Frieden.
Jesus zeigt den Weg zum Frieden: Empfangt den Heiligen Geist, sagt er und haucht sie an. Den Geist des Friedens gibt er ihnen. Wie dieser wirkt? Durch Verzeihen! Ohne gegenseitiges Vergeben gibt es keinen Frieden.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am 3. April 2016 (Joh 20,19-31)
Gleich drei Mal grüßt Jesus die Seinen mit diesen Worten. Im Orient ist das Wort „Friede“ bis heute der übliche Gruß: im Arabischen „Salem“! Im Hebräischen „Schalom“. Friede sei mit euch! Das muss für die Jünger Jesu ein vertrauter Gruß gewesen sein, an diesem Tag ganz besonders. Die Tage davor waren voller Schrecken und Angst. Sie mussten damit rechnen, dass man auch sie verhaften wird, wie Jesus. Warum sollten die Behörden nicht gleich reinen Tisch machen und seine Anhänger beseitigen, damit diese Sekte der Jesus-Jünger mit der Wurzel ausgerissen wird?
Sie hatten also allen Grund, die Türen sicherheitshalber fest verschlossen zu halten. Jesus war tot. Sie wollten überleben. Freilich hatte es am Morgen dieses ersten Tages der Woche einige Aufregung gegeben. Frauen hatten gemeldet, das Grab sei leer. Zwei von ihnen liefen hin und fanden es bestätigt. Doch statt nach dem Leichnam zu suchen, verschanzten sie sich umso mehr in ihrem Versteck.
Plötzlich ist er mitten unter ihnen, trotz der verschlossenen Türen, und grüßt sie: Friede sei mit euch! Was für eine Erfahrung war das? Jesus hat ihnen nicht nur Frieden gewünscht, sondern auch gebracht. An seinen Händen und seiner Brust erkennen sie: Das sind Jesu Wunden! Das ist er selber! Freude kommt auf. Er lebt!
Friede sei mit euch! Es berührt mich jedes Jahr beim Osterevangelium, dass das der erste Gruß Jesu an seine Jünger ist. Wenn ich als Bischof einen Gottesdienst beginne, sind das ebenfalls meine ersten Worte: Der Friede sei mit euch! Und oft füge ich hinzu: Mit diesen Worten hat Jesus an Ostern seine verängstigten Jünger begrüßt. Diesen Gruß darf ich Ihnen weitergeben!
Welchen Frieden wünscht Jesus uns, damals und heute? Was Sehnsucht nach Frieden bedeutet, das können uns Flüchtlinge aus Syrien oder dem Irak zeigen. Wer Jahre des Krieges erlebt hat, Jahre der Flucht und des Schreckens, der weiß, was für ein Geschenk der Frieden ist. Was Sehnsucht nach Frieden ist, können wir ahnen bei Kinder, die in den Rosenkrieg ihrer Eltern hineingezogen werden und als Faustpfand gegeneinander herhalten müssen.
Sehnsucht nach Frieden! Jesus zeigt den Weg zum Frieden: Empfangt den Heiligen Geist, sagt er und haucht sie an. Den Geist des Friedens gibt er ihnen. Wie dieser wirkt? Durch Verzeihen! Ohne gegenseitiges Vergeben gibt es keinen Frieden. Einer muss aber anfangen! Gott hat damit begonnen, indem er uns verziehen hat. Er hat uns alle Sünden erlassen!
Und Frieden hat mit Vertrauen zu tun. Wo Misstrauen sich bis zum Hass gesteigert hat, da herrscht Unfrieden. Thomas, der zu spät Gekommene, traut dem Frieden nicht ohne handgreifliche Beweise. Jesus sagt ihm: Vertraue, glaube! Sei nicht so ungläubig. Der Weg zum Frieden kann lang und mühsam sein. Heute bietet Jesus an: Meinen Frieden gebe ich euch!
Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.
Ostern - Jesus ist auferstanden!
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