Die Weihnachtsbotschaft endet nicht heute. Gott bleibt bei uns wohnen. Er hat sein Zelt nicht abgebrochen. Er bleibt Mensch unter uns Menschen. Er löscht sein Licht nicht aus, wie die Weihnachtsbeleuchtung abgedreht wird.
Die Weihnachtsbotschaft endet nicht heute. Gott bleibt bei uns wohnen. Er hat sein Zelt nicht abgebrochen. Er bleibt Mensch unter uns Menschen. Er löscht sein Licht nicht aus, wie die Weihnachtsbeleuchtung abgedreht wird.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium, 25. Dezember 2016 (Joh 1,1-18)
Größer könnte der Gegensatz nicht sein. Gestern, in der Heiligen Nacht, stand ein kleines Kind in der Mitte, das arm und armselig in einem Stall zur Welt gekommen ist. Heute, am Christtag, ist vom Wort die Rede, das im Anfang war, bei Gott, und selber Gott, von dem Wort, durch das alles geworden ist, und in dem Licht und Leben für alle ist. Und beide, dieses arme kleine Kind und das allgewaltige Wort, sind ein- und dieselbe Wirklichkeit: Jesus ist das kleine Kind und das große Wort.
Wie passt das zusammen? Eben das ist das Wunderbare und Wunderschöne an Weihnachten. Darin liegt der unvergleichliche Zauber des heutigen Festes, das gestern bei der Krippe begonnen hat und heute mit dem Christtag gefeiert wird. Die Klammer, die den Heiligen Abend und den Weihnachtstag verbindet, ist das, was in der Mitte des heutigen Evangeliums steht: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“
Das wird für immer die wirkliche Bedeutung des Weihnachtsfestes bleiben, die tiefe Quelle, aus der die Freude dieses Festes entspringt. Da mag sich noch so viel Weihnachtsrummel darüber lagern. Kein Kitsch kann letztlich diese Quelle zuschütten. „Das Wort ist Fleisch geworden“, das heißt doch: Gott ist Mensch geworden! In der Armseligkeit des Stalles von Bethlehem ist Gott selber zu uns gekommen. Er ist sich nicht zu gut, unser Elend als seinen Wohnort zu wählen.
Ich frage mich jedes Jahr zu Weihnachten, woher die Faszination dieses Festes kommt. Ich sehe keinen anderen Grund, als dass wir ahnen, ob wir gläubig sind oder nicht: Hier ist uns etwas wunderbar Kostbares geschenkt. Gott wohnt unter uns. Er ist nicht der unendlich Ferne. Er ist selber ein kleines Kind geworden, und wir dürfen uns als Kinder Gottes verstehen. Deshalb ist Weihnachten das Fest der Kinder, und wir Älteren zehren immer noch von der kindlichen Freude der Weihnachtsüberraschung.
Morgen ist freilich Weihnachten vorbei. Was wird bleiben von diesem Fest und seiner langen Vorbereitung im Advent? Die Weihnachtsmärkte schließen, eine Weile bleibt noch die Weihnachtsbeleuchtung. Bald schon werden die Christbäume entsorgt. Alles nur ein kurzes Zwischenspiel im grauen Alltag?
Die Weihnachtsbotschaft endet nicht heute. Denn „das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“. Gott bleibt bei uns wohnen. Er hat sein Zelt nicht abgebrochen. Er bleibt Mensch unter uns Menschen. Er löscht sein Licht nicht aus, wie die Weihnachtsbeleuchtung abgedreht wird. In unserem Alltag bleibt er gegenwärtig als der „Gott mit uns“. „Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.“ Weihnachten geht weiter. Wir müssen es nur achtsam wahrnehmen!
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war. Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.
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