"Ohne Frieden kann nichts Gutes gedeihen, weder in der Familie noch im Staat, weder zwischen einzelnen Personen, noch zwischen den Ländern", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Ohne Frieden kann nichts Gutes gedeihen, weder in der Familie noch im Staat, weder zwischen einzelnen Personen, noch zwischen den Ländern", so Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am 1. Jänner 2017. (Lukas 2,16-21).
Der 1. Jänner ist der „Weltfriedenstag“. Jedes neue Jahr beginnen wir mit der Hoffnung auf Frieden. Wir wünschen uns gegenseitig alles Gute, Gesundheit und viel Glück, wenn wir uns gegenseitig „Prosit Neujahr“ zurufen. Alle dieses Wünsche haben nur dann eine Chance auf Verwirklichung, wenn die erste Voraussetzung dafür gegeben ist: der Frieden! Ohne Frieden kann nichts Gutes gedeihen, weder in der Familie noch im Staat, weder zwischen einzelnen Personen, noch zwischen den Ländern.
Heute ist zum fünfzigsten Mal Weltfriedenstag. Papst Franziskus hat seine Botschaft zu diesem 1. Jänner unter das Motto „Gewaltfreiheit“ gestellt. Leider ein höchst aktuelles Thema. Denn überall stellt sich die Frage: Wie dem Terror begegnen? Wie die gezielte Gewalt gegen Unschuldige stoppen? Zuletzt haben die Ereignisse in Berlin dieses Drama gezeigt. Manche rufen laut nach einem „totalen Krieg gegen den Terror“. Papst Franziskus spricht nüchtern von „der Versuchung der Rache“. Er warnt vor der Eskalation der Gewalt und wünscht sich, dass ein „Stil der Gewaltfreiheit“ alle Bereiche des Lebens kennzeichnen soll, „unsere Entscheidungen, unsere Beziehungen, unsern Handeln“.
Ist das nicht romantische Träumerei von naiven Weltverbesserern, die die Augen verschließen vor der harten Wirklichkeit unserer heutigen Welt? Mich beeindruckt ein Gedanke von Papst Benedikt XVI. Er meint, Gewaltfreiheit als Weg sei ganz realistisch, „denn er trägt der Tatsache Rechnung, dass es in der Welt zu viel Gewalt, zu viel Ungerechtigkeit gibt“. Wer wollte das bestreiten? Die Lösung kann deshalb nicht mehr Gewalt sein. Papst Benedikt: „Eine solche Situation kann man nur überwinden, wenn ihr ein Mehr an Liebe, ein Mehr an Güte entgegengesetzt wird.“ Eigentlich ganz logisch! Wie sollte Frieden zwischen Menschen und Völkern gelingen, wenn nicht durch dieses „Mehr“ an Liebe und Güte?
Dieses ,Mehr’ kommt von Gott.“ Wie sollten wir Menschen es allein, aus eigener Kraft schaffen, die Spirale der Gewalt zu stoppen? Ohne die Kraft von oben sind wir wehrlos den Mächten der Gewalt ausgeliefert.
Im vergangenen September hat Papst Franziskus Mutter Teresa von Kalkutta heiliggesprochen. Er erinnert an die Worte, die Mutter Teresa sagte, als sie 1979 den Friedensnobelpreis erhielt: „In unseren Familien haben wir keine Bomben und Waffen nötig und brauchen nicht zu zerstören, um Frieden zu bringen, sondern wir müssen nur zusammen sein und einander lieben … Und so werden wir alles Böse, das es in der Welt gibt, überwinden können.“
Während die Waffenhändler ihr Geschäft machen, gibt es die vielen oft ganz einfachen Menschen, die ihr Leben einsetzen, nur um anderen zu helfen, noch und noch. Sie sind die wahren Friedensstifter in unserer gewaltgeplagten Welt.
Von solchen Menschen spricht das heutige Evangelium. Da sind zuerst die Hirten von Bethlehem. Sie sind die ersten Zeugen dessen, was zu Weihnachten geschah. Sie finden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe liegt. Bis heute ist der Weg der Hirten, die zur Krippe eilen, für Menschen in der ganzen Welt der Weg des Friedens: Jesus finden! Denn in Jesus ist Gott bei uns. Er ist so wehrlos und gewaltfrei zu uns gekommen, dass er sich im kleinen Kind in der Krippe finden lässt.
So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war. Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde.
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