"'Ihr seid das Salz der Erde?' Mit beiden Bildern, dem vom 'Salz der Erde' und dem vom 'Licht der Welt' spricht Jesus 'seine Jünger' an", so Kardinal Christoph Schönborn.
Montag 13. Januar 2025
04.02.2017
· Kardinal · Gedanken zum Evangelium
Sei, was du bist
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, 5. Februar 2017 (Matthäus 5,13-16).
Eine Suppe ohne Salz schmeckt fad. Eine versalzene Suppe ist ungenießbar. Auf die richtige Menge kommt es an. Salz alleine ist keine Speise. Aber ohne Salz sind Speisen kein Genuss. Was meint Jesus mit dem Bild vom Salz? Und wen spricht er an, wenn er sagt: „Ihr seid das Salz der Erde?“ Mit beiden Bildern, dem vom „Salz der Erde“ und dem vom „Licht der Welt“ spricht Jesus „seine Jünger“ an.
Wer sind diese Jünger Jesu? Zuerst einmal die Männer und Frauen, die damals mit Jesus gegangen sind, seine ersten „Follower“, würde man heute in der Sprache von „Facebook“ und „Twitter“ sagen. Aber diese beiden Worte sind sicher nicht nur auf die erste Generation bezogen. Sie gelten für heute genauso. Aber was ist ihre Botschaft?
Beides, Salz und Licht, haben eines gemeinsam: Sie sind klein und haben dennoch eine große Wirkung. Eine Prise Salz ist winzig im Vergleich zur Speise, aber sie macht den Unterschied aus, ob das Essen schmeckt oder ohne Geschmack ist. Eine Kerze ist klein, aber ihr Licht erleuchtet einen ganzen dunklen Raum. Was will Jesus damit sagen? Zuerst wohl das: Schreckt euch nicht, wenn ihr nur wenige seid. Ihr habt eine große Wirkung! Ein Zweites fällt auf: Jesus macht keinen moralischen Appell, von der Art: Bemüht euch, ein leuchtendes Vorbild für die anderen zu sein! Er sagt schlicht: Ihr seid das Salz der Erde, das Licht der Welt.
Ich kann mir vorstellen, dass seine Zuhörer eher erschrocken waren: Wie? Wir einfachen Fischer sollen für die ganze Welt wichtig sein? Jesus sagt ihnen schlicht und einfach: Seid, was ihr seid! Das wirkt! Mir kommt da gleich die Frage: Bin ich denn so gut, dass von mir Würze und Licht für das Leben anderer ausgeht? Ich bin doch nicht besser als die anderen!
Doch wenn ich genauer über diese beiden Bilder nachdenke, dann beginne ich zu verstehen, was Jesus wohl gemeint hat. Das Salz löst sich in der Suppe auf, sonst wirkt es nicht. Das Licht der Kerze leuchtet nicht für sich selber, sondern um den dunklen Raum zu erhellen. Beide, Salz und Licht, dienen nur, wenn sie nicht für sich selber da sind. Jesus verpackt in diesen beiden Bildern eine grundlegende Lehre für unser Leben. Sie gilt für Christen, die Jesus bewusst als Vorbild nehmen. Sie gilt aber auch für alle Menschen. Sie lautet: Wer nur für sich selber lebt, der leuchtet nicht und dessen Leben ist für niemanden ein Gewinn.
Deshalb fügt Jesus zwei Warnungen an seine beiden Bildworte hinzu. Salz, das schal, geschmacklos geworden ist, kann man nur mehr wegwerfen. Es nützt zu nichts mehr. Ein Licht, über das man einen Topf stülpt, ist völlig nutzlos, es hat seinen Zweck verfehlt. Wenn du nur für dich selber da sein willst, ist dein Leben fad wie schal gewordenes Salz, es strahlt nicht aus und bleibt traurig isoliert.
Aber Jesu Worte enthalten auch eine ganz große Ermutigung, auf die zu hören sich lohnt: Dein Leben hat Licht und Kraft in sich! Gott hat sein Leben in dich hineingelegt. Er gibt dir die Fähigkeit, das Leben anderer Menschen zu bereichern.
In dir steckt so viel, was anderen helfen kann. Sei, was du bist: Salz und Licht für die Menschen um dich!
erstellt von: Kardinal Christoph Schönborn
Matthäus 5,13-16
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
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