Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie.
Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium, 26. Februar 2017 (Mt 6,24-34)
Sorgen begleiten uns ein Leben lang. Jesus nennt nüchtern, welche Sorgen die meisten Menschen plagen. Es sind die ganz elementaren Sorgen um Leib und Leben: Was werden wir essen? Was werden wir anziehen? Für sehr, sehr viele Menschen ist es die noch radikalere Frage: Werden wir etwas zum Essen haben? Werden wir etwas zum Anziehen haben? Wie werden wir den nächsten Tag, die kommenden Wochen (über)leben? Zur Sorge um das tägliche Brot kommt die noch drückendere Sorge um die Zukunft.
Das Geld erscheint uns meist als die Lösung für alle diese Sorgen. Hätten wir genügend Geld, dann bräuchten wir uns alle diese Sorgen nicht zu machen. Wir träumen vom Geld, weil wir hoffen, dass es uns von unseren Sorgen befreit. Und da ist ja auch etwas Wahres daran. Ich werde nie vergessen, wie unsere Mutter mir als Kind einmal das Geldbörsel zeigte, in dem gerade noch fünf Schilling waren, und sie dazu sagte: Das ist alles, was uns bleibt! Wir sind nicht verhungert, aber es war oft schon sehr knapp. Und so geht es heute wieder mehr und mehr Menschen.
Jesus warnt vor der Gier nach Geld. Sie mache den Menschen zum Sklaven des Mammon. Diese Gier ist unersättlich. Man kann nie genug bekommen, alles wird dem Geld untergeordnet. Statt von Sorgen zu befreien, wird das Geld für den Gierigen zu einem Gott, der die Menschen zu Knechten macht. Da hilft nur eine klare Wahl: Willst du weiter dem Geld dienen, das dich beherrscht? Oder willst du auf Gott vertrauen, der dich frei macht?
So sehr Jesus vor der Geldgier warnt, so sehr hat er Verständnis für die Sorgen des Alltags. Er hat sie ja selber erlebt, in einer armen Familie aufgewachsen und mit den Mühen des Berufsalltags vertraut. In seiner Familie hat er aber auch das Vertrauen auf Gott erlebt. Und von diesem spricht er zu uns aus eigener Erfahrung. Hinter seinen Worten stehen Erinnerungen, die sich ihm von Kind auf eingeprägt haben. Als Joseph mit Maria und ihm nach Ägypten flüchten musste, da waren sie ganz auf Gottes Hilfe angewiesen. Und als sie nach Jahren nach Nazareth heimkehren konnten, da wird Jesus wohl als Kind von Joseph und Maria immer wieder von den Sorgen des Alltags gehört haben, aber auch von ihrem Gottvertrauen.
„Macht euch keine Sorgen!“ Schaut auf die Vögel des Himmels! Seht euch die Lilien des Feldes an! Jesus rät uns nicht zur Sorglosigkeit, sondern zum Vertrauen auf Gottes Sorge für uns. Er gibt dafür eine ganz einfache Begründung: Du kannst mit einer übertriebenen Sorge um das Morgen dein Leben um nichts verlängern. Es reicht die Sorge um den heutigen Tag: „Jeder Tag hat genug eigene Plage.“
Wie lernen wir dieses Vertrauen, wenn die Sorgen besonders drückend sind? Gerade dann sagt Gott: „Gib mir deine Sorgen!“
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.
Die zehn Gebote - eine Einleitung
1. Gebot: Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm dienen
2. Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren
3. Gebot: Du sollst den Tag des Herrn heiligen
4. Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren
5. Gebot: Du sollst nicht töten
6. Gebot: Du sollst nicht die Ehe brechen
7. Gebot: Du sollst nicht stehlen
8. Gebot: Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen
9. und 10. Gebot: Begehren
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