Der Berg Tabor: Jesus nimmt bei seinem Aufstieg drei seiner zwölf Apostel mit. Warum nur diese drei? Haben sie sich dadurch zurückgesetzt gefühlt?
Der Berg Tabor: Jesus nimmt bei seinem Aufstieg drei seiner zwölf Apostel mit. Warum nur diese drei? Haben sie sich dadurch zurückgesetzt gefühlt?
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium, 12. März 2017 (Mt 17,1-9)
Weithin sichtbar ragt der Berg Tabor. Nach der Überlieferung ist er der hohe Berg, von dem heute im Evangelium die Rede ist. Er liegt nur wenige Kilometer von Nazareth entfernt. Jesus hat ihn wohl von Kind an gesehen. Vielleicht hat er ihn in jungen Jahren gelegentlich bestiegen, denn von oben bietet sich ein wunderbarer Blick über das weite Land, über ganz Galiläa.
Heute kann man leicht mit dem Auto hinauffahren. Der Fußweg war viel beschwerlicher. Jesus nimmt bei seinem Aufstieg drei seiner zwölf Apostel mit. Warum nur diese drei? Die anderen lässt er unten im Tal zurück. Haben sie sich dadurch zurückgesetzt gefühlt? Waren sie neidig auf die drei „Auserwählten“? Rivalitäten gab es immer wieder. Es kommt zu Diskussionen, ja zu Streit unter ihnen, wer der Größere, der Bessere, der Größte sei.
Jesus hat das natürlich bemerkt und immer wieder angesprochen: „Wer unter euch der Erste sein will, der soll der Diener aller sein.“ Aber hat Jesus diese Rivalitäten nicht selber gefördert? Offensichtlich gab es da Unterschiede: Der weitere Kreis von Männern und Frauen, die mit Jesus zogen. Der engere Kreis der zwölf Apostel. Und unter diesen noch einmal drei, die immer wieder von Jesus besonders bevorzugt wurden. Dem „Chef“ ganz nahe zu sein, zu seinem engsten Kreis zu gehören: Das spielt oft eine große Rolle. Es gibt einem das Gefühl der Wichtigkeit. Und birgt die Gefahr, auf die anderen herunterzuschauen, die nicht zu den Auserwählten gehören.
Was die drei auf dem hohen Berg erleben, ist einzigartig. Es ist ein Höhepunkt ihrer Erfahrungen mit Jesus. Nie zuvor und nie danach haben sie Jesus so erlebt. Ein Licht, ein Leuchten seines Gesichts und seines Gewandes „wie die Sonne“. Und zwei Männer sehen sie mit Jesus reden, in denen sie die beiden großen Gestalten der Bibel erkennen, Mose und Elija.
Petrus und seine beiden Kollegen sind überwältigt. Ein Glücksgefühl, von dem sie wünschen, dass es bleibt. Rührend und fast naiv will er schnell drei Hütten bauen, damit dieses Erlebnis andauern kann. Aber es vergeht. Und sie sind wieder mit Jesus allein. Sie können nicht auf dem Berg bleiben. Sie müssen wieder hinuntersteigen. Und unten, als sie wieder alle beisammen sind, erklärt ihnen Jesus, dass schweres Leid, ja ein gewaltsamer Tod auf ihn zukommt.
Ganz oben auf dem Berg haben die drei Unvergessliches erlebt. Jetzt geht der Weg ganz nach unten, wo Leid und Ablehnung und Tod auf Jesus warten. In Jerusalem wird Jesus diese drei Jünger wieder mit sich nehmen, in der Nacht, in der er gefangen genommen wurde. Jesus wollte, dass sie ganz nahe bei ihm seien in seiner Todesangst, und dass sie mit ihm beten. Aber stattdessen haben sie, traurig und erschöpft, fest geschlafen. Und als es ernst wurde, sind sie davongelaufen und haben ihn alleine gelassen. Petrus hat ihn sogar verleugnet.
Wie ist das so oft im Leben? Gerne sind wird ganz oben dabei, wo alles gut geht und glücklich aussieht. Sind wir auch noch da, wenn jemand ganz unten ist?
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht. Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus sagte zu ihm: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf, habt keine Angst! Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus. Während sie den Berg hinab stiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.
Die zehn Gebote - eine Einleitung
1. Gebot: Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm dienen
2. Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren
3. Gebot: Du sollst den Tag des Herrn heiligen
4. Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren
5. Gebot: Du sollst nicht töten
6. Gebot: Du sollst nicht die Ehe brechen
7. Gebot: Du sollst nicht stehlen
8. Gebot: Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen
9. und 10. Gebot: Begehren
Mehr über Kardinal Christoph Schönborn