Der See Gensareth liegt 210 Meter unter dem Meeresspiegel und ist damit der tiefste Süßwassersee der Erde.
Der See Gensareth liegt 210 Meter unter dem Meeresspiegel und ist damit der tiefste Süßwassersee der Erde.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 30. April 2017 (Joh 21,1-14).
Es ist schon etwas ganz besonderes, über dieses Evangelium an dem Ort nachzudenken, am dem es sich abgespielt hat. Ich darf diese Tage nach Ostern in Galiläa verbringen, am See Genesareth, auf dem Berg der Seligpreisungen, von dem aus sich ein wunderbarer Blick auf den ganzen See darbietet. Ich kann nicht vergessen, dass wenige Kilometer von hier entfernt Syrien liegt, das leidgeprüfte Land, in dem nun schon im sechsten Jahr ein nicht enden wollender Krieg tobt, mit unzähligen Opfern.
Hier, um diesen See haben sich die wenigen Jahre des öffentlichen Wirkens Jesu abgespielt. Hier hat er gewirkt, gepredigt, geheilt, getröstet. Hier haben sich ihm Männer und Frauen angeschlossen, die den ersten Kreis dessen gebildet haben, was dann die Kirche werden sollte. Kurz: Hier ist die Wiege des Christentums. Darum ist es so kostbar, an diesen See und seine Orte zurückkehren zu dürfen. In Galiläa hat alles angefangen. Hier ist das Evangelium greifbar. Hier ist Jesus nahe.
Schon damals hat es die Jünger Jesu nach Galiläa gezogen. Nach den dramatischen Tagen in Jerusalem kehren sie dorthin zurück, wo sie Jesus zum ersten Mal begegnet sind. War es die Sehnsucht nach den wunderbaren Tagen des Anfangs? Vielleicht war es auch ein ganz praktischer Grund, der sie bewog, Jerusalem zu verlassen und nach Galiläa zurückzukehren: Dort waren sie zu Hause. Dort lebten ihre Familien. Dort hatten sie ihren Beruf. Und das Leben musste weitergehen.
So sagt Petrus nüchtern: Ich gehe fischen! Andere schließen sich ihm an. Die erste Ausfahrt war ernüchternd erfolglos: Sie fingen nichts! Als sie im Morgengrauen am Ufer einen Mann stehen sehen, der sie behutsam fragt, ob sie etwas zu essen hätten, ist ihre Antwort kurz und trocken: Nein! So sieht also ihre Heimkehr nach Galiläa aus: Nicht sehr ermutigend!
Doch dann ändert sich alles: Der Unbekannte am Ufer ermutigt sie, es nochmals zu versuchen. Und plötzlich sind ihre Netze zum Platzen voll von Fischen. Johannes versteht als erster, wer da am Ufer steht: Es ist der Herr! Und Petrus beeilt sich, als erster bei ihm zu sein. Sie finden Jesus wieder, wie in den Tagen, als alles anfing. Und doch ist alles anders. Jesus ist nicht mehr wie früher mit ihnen. Er ist schon in der anderen Welt. Sie sind noch hier. Aber ihr Leben hat sich geändert. Sie haben jetzt die Gewissheit, dass Jesus lebt. Und dass er bei ihnen bleibt, nicht wie früher, als sie mit ihm von Dorf zu Dorf zogen, sondern ganz neu: Er ist immer mit ihnen, wohin sie auch gehen. Und in dieser Sicherheit machen sie sich auf den Weg.
Hier in Galiläa hat Jesus sie ausgesendet. Geht in alle Welt und macht alle Menschen zu meinen Jüngern! Von diesem kleinen Flecken Erde, dem Land um den See Genesareth, ging das Evangelium hinaus in die ganze Welt. Es tut gut, hierher zu kommen und neu zu erfahren, worum es Jesus wirklich ging. Eine Pilgerfahrt ins Heilige Land kann auch für uns ein Neuanfang werden.
In jener Zeit offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt. Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.
Ostern - Jesus ist auferstanden!
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