"Gott misst nicht mit unserem Maß. Er gibt reichlich, ohne Maß, ohne Kalkül. Die Erde hat er für alle geschaffen. Allen schenkt er Licht und Leben. Allen gibt er seine Gaben. Jedem seine Begabung", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Gott misst nicht mit unserem Maß. Er gibt reichlich, ohne Maß, ohne Kalkül. Die Erde hat er für alle geschaffen. Allen schenkt er Licht und Leben. Allen gibt er seine Gaben. Jedem seine Begabung", so Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn am Sonntag, 16. Juli 2017 (Matthäus 13, 1-9)
Denkt daran: „Wer kärglich sät, wird auch kärglich ernten. Wer reichlich sät, wird auch reichlich ernten.“ Mit diesen Worten ermutigt Paulus seine Christengemeinde in Korinth zum großzügigen Spenden. Alle, die Spenden sammeln, wissen, wie wichtig es ist, Spender zu motivieren, sie zu ermutigen, in die Tasche zu greifen, um durch ihre Gabe anderen zu helfen. Von allen Seiten werden wir heute aufgefordert zu spenden. An Anliegen fehlt es ja nicht. Überall ist Not. Überall gibt es Aufgaben, die ohne Spenden nicht finanziert werden können.
Paulus war ein Meister im Spendensammeln. Nicht für sich, sondern für die Armen der Mutterkirche in Jerusalem sammelte er Geld. Er wusste: Seine Gemeinde in Korinth bestand großteils aus eher armen Leuten. Er wusste aus Erfahrung: Die Reichen sind oft knausriger als die Ärmeren. Alle spricht er an und bittet sie: „Jeder gebe, wie er es sich in seinem Herzen vorgenommen hat, nicht verdrossen und nicht unter Zwang: den Gott liebt einen fröhlichen Geber.“ Denn Gott selber ist der Großzügigste aller Geber: „In seiner Macht kann Gott alle Gaben über euch ausschütten, sodass euch allezeit in allem alles Nötige ausreichend zur Verfügung steht, und ihr noch genug habt, um allen Gutes zu tun.“
Die Natur selber lehrt uns, großzügig zu sein. Gott hat die Natur so geschaffen, dass sie selbstlos spendet und reichlich gibt: „Gott, der Samen gibt für die Aussaat und Brot zur Nahrung, wird auch euch das Saatgut geben und die Saat aufgehen lassen; er wird die Früchte eurer Gerechtigkeit wachsen lassen. In allem werdet ihr reich genug sein, um selbstlos schenken zu können.“ Mit solchen und ähnlichen Argumenten versucht der Apostel Paulus die Spendenfreudigkeit seiner Gemeinde von Korinth zu wecken. Er ist überzeugt: Großzügigkeit lohnt sich! Denn er hat es in seinem eigenen Leben erfahren: Gott ist zu ihm unglaublich großzügig gewesen. Gott hat ihn überreich beschenkt. Und seither wird er nicht müde, Gottes Großzügigkeit, so gut er kann, nachzuahmen.
Jesus selber hat in vielen Bildern und Gleichnissen von der Großzügigkeit Gottes gesprochen und die Menschen eingeladen, sich ebenso zu verhalten. Das heutige Gleichnis Jesu spricht von einer geradezu verrückt anmutenden Großzügigkeit Gottes. Denn der Sämann, von dem Jesus erzählt, ist Gott selber. Kein vernünftiger Bauer würde so mit seinem Saatgut umgehen wie dieser Sämann. Ein gut planender Landwirt schaut genau hin, dass die Saat nur auf guten Boden fällt. Nie käme es ihm in den Sinn, das kostbare Saatgut so bedenkenlos überall hin auszustreuen: auf den harten Weg, auf felsigen Boden, ins Dornengestrüpp.
Gott ist anders! Das ist die Botschaft Jesu. Gott misst nicht mit unserem Maß. Er gibt reichlich, ohne Maß, ohne Kalkül. Die Erde hat er für alle geschaffen. Allen schenkt er Licht und Leben. Allen gibt er seine Gaben. Jedem seine Begabung. Nicht alle fangen mit seinen Gaben etwas an. Wo sie aber auf fruchtbaren Boden fallen, da bringen sie überreichen Ertrag, dreißig-, sechzig-, ja hundertfach. Und dieser reichliche Ertrag kommt allen zugute: Menschen, die sich von Gottes Großzügigkeit „anstecken“ lassen, sind ein Segen für die anderen. Sie haben ein weites, offenes Herz. Sie sind für andere da. Ohne sie wäre unsere Welt ein steiniger Boden. Sie leben es uns vor: Großzügigkeit lohnt sich!
An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer. Und er sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen. Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!
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