"Die kostbare Perle, die bist Du selber! Gott hat alles drangegeben, um dich zu finden. Er hat sein Ein und Alles für dich gegeben, seinen eigenen Sohn", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Die kostbare Perle, die bist Du selber! Gott hat alles drangegeben, um dich zu finden. Er hat sein Ein und Alles für dich gegeben, seinen eigenen Sohn", so Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag, 30. Juli 2017 (Matthäus 13, 44-46).
Knapper und kürzer geht es kaum. Die beiden Gleichnisse, die Jesus heute erzählt, bestehen gerade einmal aus zwei, drei Sätzen. Umso mehr wollen sie zum Nachdenken anstoßen. Sie sollen persönlich berühren, etwas in meinem Leben verändern.
Das erste Gleichnis spricht vom zufälligen Entdecken eines kostbaren Schatzes. Im zweiten geht es auch um das unerwartete Finden, aber es handelt von jemandem, der ständig am Suchen ist. Und beide haben gemeinsam, dass der Finder alles daransetzt, das Gefundene zu erwerben. In beiden Gleichnissen heißt es: „Er verkaufte alles, was er besaß“, um das Gefundene zu erwerben.
So radikal, so verrückt benehmen sich die beiden Finder: Sie geben alles her, um das eine Entdeckte zu erwerben. Was ist dieses Eine, für das sie alles, wirklich alles hergeben? Jesus nennt es „das Himmelreich“. In seinen Augen ist es das Wertvollste, Kostbarste, was man je im Leben erlangen kann. Aber wie ist „das Himmelreich“ zu finden? Was muss man tun, um es zu gewinnen?
In beiden Gleichnissen handeln die Personen eigentlich gar nicht vernünftig. Schlimmer noch: Der Erste ist genaugenommen ein Betrüger. Auf einem Acker, der nicht ihm gehört, entdeckt er einen Schatz, der auch nicht ihm gehört. Er gräbt ihn wieder ein, sagt dem Besitzer nichts von dem Schatz, verkauft alles, was er hat und redet dem Besitzer ein, er solle ihm den Acker verkaufen. Rät Jesus mit diesem Gleichnis zum Betrug, um zum eigenen Wunschziel zu kommen? Kommt man auf so krummen Wegen zum „Himmelreich“?
Der Kaufmann, der mit kostbaren Perlen handelt, sucht solche, nicht um sie für sich zu behalten, sondern um sie gewinnbringend zu verkaufen. Er ist ein Händler, der gute Geschäfte machen möchte. Davon lebt er. Er kauft gute Perlen möglichst billig ein, um sie möglichst teuer wieder zu verkaufen. Aber einmal wird ihm Eine Perle angeboten, die alles übertrifft, was er bisher an Perlen gesehen hat. Er denkt nur mehr an Eines: Diese Perle will ich haben! Nicht um sie wieder zu verkaufen. Er will sie nie mehr hergeben. Und deshalb verkauft er alles, was er hat, um diese unvorstellbar wertvolle Perle zu kaufen. Er fragt nicht, wovon er dann leben wird. Er will sie nur besitzen. Rät Jesus hier zur verantwortungslosen Unklugheit?
In beiden Gleichnissen geht es Jesus nicht um Wirtschaftsethik. Wer gut und vernünftig wirtschaftet, wird nicht mit Betrug arbeiten. Und er wird sich von hochriskanten Geschäften fernhalten. Aber Jesus redet vom „Himmelreich“. Um es zu gewinnen, sollen wir alles auf eine Karte setzen. Denn wer es erlangt, hat das wichtigste Ziel des Lebens erreicht. Um Gott zu finden, lohnt sich der ganze Einsatz. Manche suchen lange nach dem Sinn des Lebens. Eines Tages finden sie die kostbare Perle. Dafür hat sich alle Mühe gelohnt. Manche suchen nicht nach Gott. Aber eines Tages stoßen sie wie zufällig auf einen Schatz, der ihnen bisher verborgen war. Sie haben den Glauben an Gott, das Vertrauen auf Jesus gefunden, als den kostbarsten Schatz ihres Lebens.
Vor kurzem bin ich auch noch auf eine andere wunderschöne Deutung des Gleichnisses von der kostbaren Perle gestoßen. Wir sagen ja von sehr lieben, hilfsbereiten, einsatzfreudigen Menschen, sie seien „eine wahre Perle“. Die kostbare Perle, die bist Du selber! Gott hat alles drangegeben, um dich zu finden. Er hat sein Ein und Alles für dich gegeben, seinen eigenen Sohn. Jesus hat sein Leben für dich eingesetzt. So kostbar bist Du Ihm. Du bist die Perle!
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie.
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