Am 6. August wird das Fest der Verklärung des Herrn gefeiert. Die Christen des Ostens begehen diesen Tag mit großer Festlichkeit. Bei uns ist dieses Fest weniger bekannt und zu wenig beachtet.
Am 6. August wird das Fest der Verklärung des Herrn gefeiert. Die Christen des Ostens begehen diesen Tag mit großer Festlichkeit. Bei uns ist dieses Fest weniger bekannt und zu wenig beachtet.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag, 6. August 2017 (Matthäus 17,1-9).
Der 6. August ist im kirchlichen Kalender ein besonderer Tag. Heute wird das Fest der Verklärung des Herrn gefeiert. Die Christen des Ostens begehen diesen Tag mit großer Festlichkeit. Bei uns ist dieses Fest weniger bekannt und zu wenig beachtet. Heuer fällt es auf einen Sonntag, eine gute Gelegenheit, sich auf seine Bedeutung zu besinnen.
Was damals auf einem hohen Berg geschah, haben drei Zeugen erlebt. Nur sie konnten davon berichten. Petrus, Jakobus und Johannes sahen Jesus plötzlich in unbeschreiblichem Licht. Er wurde nicht von außen beleuchtet, das Licht kam aus seinem Inneren. Sie sehen plötzlich zwei Gestalten, die sie als bedeutende Gestalten der Bibel erkennen, Mose und Elija. Und sie hören eine Stimme, die Jesus als „mein geliebter Sohn“ bezeichnet. All das ist für sie zu gewaltig. Es erfüllt sie mit Angst und Schrecken und wirft sie zu Boden, bis Jesus sie beruhigt. Aber als sie sich wieder aufrichten, ist alles vorbei. Jesus ist alleine mit ihnen. Nur zu verständlich, dass die drei Zeugen viel darüber nachdachten, was das Erlebte bedeutet. Vergessen konnten sie es nicht, aber vorerst verbot ihnen Jesus, darüber zu den anderen zu sprechen. Tiefer verstehen konnten sie es selber erst, nachdem sie die Auferstehung Jesu erlebt hatten.
Ich sehe vor allem drei Bedeutungen in dem, was damals geschah. Da ist zuerst die Gegenwart von Mose und Elija während der Verklärung Jesu. Ich glaube, das ist eine ganz wichtige Botschaft für heute. Mose hat das Volk Gottes, die Juden, aus Ägypten herausgeführt. Gott hat ihm auf einem anderen hohen Berg, dem Sinai, die Zehn Gebote gegeben. Und Elija ist der Prophet Gottes, der für alle die Propheten des Alten Testaments steht. Heißt das nicht: Jesus und das Alte Testament gehören zusammen? Jesus kann nicht von der langen Vorgeschichte seines Volkes getrennt werden.
Ich weiß, viele tun sich schwer mit dem Alten Testament. Manchen meinen sogar, Jesus habe einen anderen Gott verkündet als den des Alten Testaments. Nichts wäre falscher! Die Bücher des Alten Testaments sind wie der Resonanzkörper der Geige. Ohne ihn würden die Saiten, das Neue Testament, nicht klingen.
Das Zweite, was ich als Bedeutung der Verklärung Jesu sehe, ist die Stimme, die die drei Jünger hören: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden; auf ihn sollt ihr hören.“ Jesus ist einzigartig. So heilig und wichtig die großen Gestalten der Bibel sind, von keinem heißt es wie von Jesus, dass er Gottes geliebter Sohn sei. Jesus ist, wie Petrus feierlich erklärt hat, „der Sohn des lebendigen Gottes“. Keiner kann Gott uns so nahe bringen wie er, weil keiner Gott so nahe ist wie er. Deshalb sollen wir auf ihn hören.
Das Wichtigste ist aber die dritte Bedeutung des heutigen Festes: Was damals auf dem hohen Berg geschah, war kein isoliertes, seltsames Einzelereignis. Es geht vielmehr um das Ziel jedes Menschen. Das wunderbare Licht, das von Jesus ausstrahlte, ist jenes Licht, von dem immer wieder Menschen berichten, die schon kurze Zeit klinisch tot waren und wieder zurückkamen. Übereinstimmend sagen viele, die schon an der Schwelle zum Ewigen Leben waren, dass sie ein unbeschreiblich beglückendes Licht erlebt haben. Manche sagen, sie hätten ihr ganzes Leben wie in einem Film gesehen, hätten tiefen Schmerz empfunden über das, was sie verabsäumt hatten. Aber die Sehnsucht nach diesem Licht bleibt ihnen. Ist es das Licht des Himmels?
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht. Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus sagte zu ihm: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf, habt keine Angst! Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.
Mehr über Kardinal Christoph Schönborn