Wie so oft gebraucht Jesus im heutigen Gleichnis das Bild der Hochzeit. Es ist nicht irgendeine Hochzeit, denn es heiratet der Sohn des Königs, also der Erbe des Königsthrones.
Wie so oft gebraucht Jesus im heutigen Gleichnis das Bild der Hochzeit. Es ist nicht irgendeine Hochzeit, denn es heiratet der Sohn des Königs, also der Erbe des Königsthrones.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 15. Oktober 2017 (Mt 22,1-10)
Eine Einladung ablehnen ist ein unfreundlicher Akt. Es kann als Verachtung empfunden werden. In manchen Kulturen gilt es als schwere Beleidigung, wenn eine Einladung nicht angenommen wird. Jesus ist oft eingeladen worden und hat offensichtlich auch gerne zugesagt. Umso schmerzhafter muss es für ihn gewesen sein, als er immer mehr Ablehnung erlebte. Das heutige Gleichnis ist nur zu verstehen, wenn wir es als Ausdruck dieser Erfahrung lesen.
Wie so oft gebraucht Jesus in diesem Gleichnis das Bild der Hochzeit. Es ist nicht irgendeine Hochzeit, denn es heiratet der Sohn des Königs, also der Erbe des Königsthrones. Der König selber lädt zum Hochzeitsmahl. Kann es eine größere Ehre geben, als vom König eine persönliche Einladung zu bekommen? Kann es eine größere Verachtung geben, als diese Einladung auszuschlagen? Die Gäste hatten schon lange im Voraus Mitteilung erhalten, dass der König diese so bedeutende, für das ganze Land wichtige Hochzeit vorbereitet. Als es dann soweit ist, wollen sie nicht kommen.
Jesus erzählt diese Geschichte so, dass seine Zuhörer spüren, wie unverschämt das Verhalten der Eingeladenen ist. Und er steigert die Spannung noch, indem die Geladenen noch einmal dringend zum Kommen aufgefordert werden: Kommt zur Hochzeit! Alles ist bereit, die Ochsen sind schon geschlachtet. Statt zu kommen, gehen die Geladenen ihren Alltagsgeschäften nach, als wäre das wichtiger. Schlimmer noch: Sie bringen die Boten des Königs um. Drastisch wird sein verständlicher Zorn geschildert. Statt der ursprünglich geladenen Gäste lädt der König jetzt einfach die Leute von der Straße ein, wie sie so daherkommen, bis der Festsaal voll ist.
Soweit das Gleichnis. Was will Jesus damit sagen? Was will er bewirken? Er spricht zweifellos von sich selber. Er ist der Königssohn. Gott ist sein Vater. Ihm hat er die Hochzeit vorbereitet. Wer ist die Braut? Alle verstanden damals dieses Bild. Die Braut ist das Volk Gottes, denn Gott hat mit seinem Volk einen Bund geschlossen. Gott ist treu zu seinem Bund. Sind es die Menschen auch? Gott hat Jesus gesandt, seinen Sohn, seinen Erben. Wird er angenommen? Wird sein Volk ihn anerkennen? Wir wissen, wie es ausgegangen ist. Jesus wurde abgelehnt und schließlich getötet.
Doch das ist nicht die ganze Botschaft dieses Gleichnisses. Es betrifft nicht nur die damalige Situation. Gottes Einladung gilt allen Menschen, ohne Unterschied, sie gilt „Guten und Bösen“. Wie kommt die Einladung zu den Menschen? Wie kommt sie zu mir? Wie erfahre ich, dass ich zum großen Fest Gottes eingeladen bin? Die Einladung erfolgt persönlich. Es braucht Menschen, die Gottes Einladung überbringen. Ohne sie erfahren wir nicht, dass es dieses Hochzeitsfest gibt. Boten sind notwendig. Das können unsere Eltern gewesen sein, vielleicht die Großeltern. Oder Freunde, oder jemand, der uns durch seinen Glauben beeindruckt hat. Es müssen immer Menschen sein, die diese Einladung überzeugend bringen. Gott lädt ein, aber er zwingt nicht dazu, die Einladung anzunehmen. Aber wenn wir sie erhalten haben, und uns alles andere wichtiger ist, als zum Festmahl zu kommen, dann versäumen wir die schönste Einladung unseres Lebens.
In jener Zeit erzählte Jesus den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitete. Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Mein Mahl ist fertig, die Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit! Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um. Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren es nicht wert, eingeladen zu werden. Geht also hinaus auf die Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein. Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.
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