Johannes der Täufer gehört zum Advent. Er will Zeuge sein, nicht im Zentrum stehen. Er will die vielen Menschen, die zu ihm kommen, nicht an sich binden. Er weist sie alle auf den hin, der nach ihm kommen soll.
Johannes der Täufer gehört zum Advent. Er will Zeuge sein, nicht im Zentrum stehen. Er will die vielen Menschen, die zu ihm kommen, nicht an sich binden. Er weist sie alle auf den hin, der nach ihm kommen soll.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 17. Dezember 2017 (Joh 1,6-8.19-28)
Zum Advent gehört eine Gestalt, die meist wenig beachtet wird. Das liegt daran, dass sie auch selber gar nicht besonders beachtet sein will. Sie bleibt lieber im Hintergrund. Sie gehört zu den Menschen, die sich selber nicht in den Mittelpunkt stellen, sich selber nicht für so wichtig halten, die Freude haben, wenn andere gelobt und beachtet werden. Solche Menschen sind besonders wertvoll, werden aber oft übersehen. Zu ihnen gehört Johannes der Täufer, ein naher Verwandter Jesu, sein Wegbereiter, sein Vorläufer und Bote. Von ihm ist heute im Evangelium die Rede. Und weil es im Advent um die Vorbereitung auf Weihnachten geht, auf das Kommen und die Geburt Jesu, ist die Gestalt des Johannes des Täufers für den Advent so wichtig.
Johannes war nur sechs Monate älter als Jesus. Seine Eltern, Elisabeth und Zacharias, hatten sehnsüchtig auf ein Kind gewartet, um ein Kind gebetet. Endlich wurde ihr Gebet erhört und Elisabeth wurde schwanger. Als sie schon im sechsten Monat war, kam ihre jüngere Verwandte, Maria, sie besuchen, um ihr zu helfen. Sie erwartete selber ein Kind, dessen Geburt in der ganzen Welt begangen wird. Von der Geburt Jesu an zählen wir die Jahre der Geschichte. Auch die Geburt des Johannes wird gefeiert, sechs Monate vor Weihnachten, am 24. Juni. Aber dieser Geburtstag bleibt meist unbeachtet.
So war das Schicksal dieses Verwandten Jesu von Anfang an. Immer blieb er im Schatten seines berühmten Cousins. Das scheint ihn aber nicht besonders bekümmert zu haben. Im Gegenteil. Denn als beide erwachsen wurden, hat Johannes es gerade als seinen Beruf, seine Berufung gesehen, auf Jesus hinzuweisen. Das ist umso erstaunlicher, als Johannes am Anfang viel bekannter war als Jesus. Viele Menschen hörten von Johannes, als noch niemand von Jesus sprach. Jesus war ein unbekannter Handwerker in einem Dorf in Galiläa, als bereits Scharen von Menschen zu Johannes kamen, um ihn zu sehen, zu hören, sich von ihm im Wasser des Jordan taufen zu lassen.
Johannes war damals schon so berühmt, dass junge Leute sich um ihn sammelten, die seine Jünger und Anhänger wurden. So wundert es nicht, dass immer mehr Menschen sich fragten: Ist dieser Mann in der Wüste, dieser Prophet, nicht vielleicht der verheißene, von allen erwartete Messias?
Klipp und klar war darauf die Antwort des Johannes: „Ich bin nicht der Messias.“ Von allen Seiten wurde Johannes bedrängt, zu sagen, wer er denn sei: „Was bist du dann? Was sagst du über dich selber?“ Und wieder eine klare Antwort: „Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn.“
Johannes der Täufer gehört zum Advent. Er will Zeuge sein, nicht im Zentrum stehen. Er will die vielen Menschen, die zu ihm kommen, nicht an sich binden. Er weist sie alle auf den hin, der nach ihm kommen soll. Er, der ganz Bekannte, weist auf Jesus hin, den noch ganz Unbekannten. Johannes ist ein großes Vorbild für uns alle: Mach dich nicht selber zum Mittelpunkt! Freue dich, wenn andere gelobt werden! Zeige auf die, die wichtiger sind als du selber!
Johannes zeigt auf Jesus. Das ist sein Lebensprogramm.
Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias. Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst? Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer. Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet? Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.
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