Begegnung mit Jesus: Es ist wie in einer großen Liebesgeschichte. Sie ist etwas, das nur zwischen den beiden Liebenden bleibt. Ähnlich ist es auch in der Begegnung mit Jesus. Dieses Persönliche bleibt ein Geheimnis zwischen ihm und mir.
Begegnung mit Jesus: Es ist wie in einer großen Liebesgeschichte. Sie ist etwas, das nur zwischen den beiden Liebenden bleibt. Ähnlich ist es auch in der Begegnung mit Jesus. Dieses Persönliche bleibt ein Geheimnis zwischen ihm und mir.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Sonntagsevangelium am
14. Jänner 2018 (Joh 1,35-42)
Wie alles anfing! Die erste Begegnung, der Beginn einer gemeinsamen Geschichte, das Erwachen einer Liebe. Noch im Alter lebt die Erinnerung an den Anfang. Ja, sie wird manchmal lebendiger, denn mit den Jahren kommen oft die frühen Erlebnisse stärker in Erinnerung, während spätere Ereignisse leichter vergessen werden. Mir ist noch heute ganz lebhaft gegenwärtig, wie mir in der ersten Klasse Mittelschule zum ersten Mal der Gedanke und der Wunsch kamen, Priester zu werden.
Im heutigen Evangelium geht es auch um einen Anfang. Zwei junge Männer begegnen zum ersten Mal Jesus, und diese Begegnung hat ihr Leben verändert und für immer geprägt. Wir erfahren den Namen des einen. Er heißt Andreas und ist der Bruder des Simon, dem Jesus den Beinamen Kephas, Petrus, der Fels gegeben hat, unter dem er berühmt geworden ist.
Der Namen des Zweiten verschweigt der Bericht. Doch ist es offensichtlich der, dem wir diesen Bericht verdanken, Johannes. Auf ihn geht das vierte Evangelium, das Johannesevangelium, zurück. Er soll es im hohen Alter niedergeschrieben haben. Ganz genau erinnert er sich, wie alles anfing, damals, als er und Andreas Jesus kennenlernten.
Beide waren religiös wache junge Leute. Sie waren von Johannes dem Täufer fasziniert und bildeten mit vielen anderen um ihn eine Gemeinschaft, waren seine Jünger und Anhänger geworden. Aber Johannes wollte sie nicht an sich binden. Er sprach immer wieder von einem, der nach ihm kommen wird, und dem er nur den Weg bereiten will.
Jesus war ein naher Verwandter des Täufers Johannes. Als er mitten unter der Menschenmenge zu ihm kam, um sich von ihm im Jordan taufen zu lassen, begreift Johannes, dass er der ist, der da kommen soll. Mit einem rätselhaften Wort weist der Täufer auf Jesus: „Seht, das Lamm Gottes!“
Unsere beiden jungen Männer sind neugierig geworden. Sie gehen hinter Jesus her. Da dreht er sich um und fragt ganz einfach: „Was wollt ihr?“ Etwas verlegen suchen sie nach einer Antwort und sagen: „Meister, wo wohnst du?“ Die Antwort Jesu ist eine schlichte und unkomplizierte Einladung: „Kommt und seht!“ Sie folgen seiner Einladung und bleiben gleich mehrere Stunden bei ihm.
Das war ihre erste Begegnung mit Jesus. Viel erzählt uns Johannes nicht. Wir erfahren nichts über den Ort, wo Jesus gewohnt hat. Noch weniger wird uns verraten, was sie in diesen Stunden miteinander gesprochen haben. Ich habe mich oft gefragt, warum Johannes nicht mehr über diesen ersten Tag mit Jesus erzählt hat, der doch für sein ganzes weiteres Leben entscheidend war. Ich habe für mich eine Antwort gefunden. Vielleicht überzeugt sie auch meine Leser. Ich glaube, Johannes wollte das, was damals zwischen ihnen beiden und Jesus geschah, als sei Geheimnis für sich bewahren. Der Zauber des Anfangs ist etwas so Kostbares, dass man es nicht anderen preisgibt. Es ist wie in einer großen Liebesgeschichte. Sie ist etwas, das nur zwischen den beiden Liebenden bleibt. Ähnlich ist es auch in der Begegnung mit Jesus. Dieses Persönliche bleibt ein Geheimnis zwischen ihm und mir.
Aber die Wirkungen werden sichtbar. Den Verliebten merkt man es an, dass sie sich lieben. Und die, die Jesus so persönlich begegnet sind, können darüber nicht schweigen. Sie müssen es weitererzählen: „Wir haben den Messias, Christus, gefunden.“ Und sie wollen, dass auch andere ihn kennen und lieben lernen.
In jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte - Christus. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels - Petrus.
Mehr über Kardinal Christoph Schönborn