Geistliche Apotheke: "Wenn du jemandem hilfst, schau ihm in die Augen! Und fürchte dich nicht, ihn zu berühren! Nicht nur Krankheiten und Übel sind ansteckend, sondern auch das Gute" , sagt Papst Franziskus.
Geistliche Apotheke: "Wenn du jemandem hilfst, schau ihm in die Augen! Und fürchte dich nicht, ihn zu berühren! Nicht nur Krankheiten und Übel sind ansteckend, sondern auch das Gute" , sagt Papst Franziskus.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 11. Februar 2018 (Mk 1,40-45)
Ansteckend! Manche Krankheiten lösen Panik aus, weil sie hoch ansteckend sind. Die Pest wurde so gefürchtet wie wohl keine andere Krankheit in der Geschichte der Menschheit. Sie hat auch in unseren Landen gewütet und zahllose Menschen hinweggerafft. Als Aids auftrat, war der Schrecken groß. Wer von Aids erfasst war, wurde „wie die Pest“ gemieden. Angst vor Ansteckung! Nur keine Berührung des Erkrankten! Das konnte manchmal bis zum völligen Ausschluss des vom Aids-Virus Befallenen führen. Viele dieser ansteckenden Krankheiten sind heute dank der medizinischen Fortschritte besiegt oder nicht mehr tödlich.
Auch die Lepra, der Aussatz, gehört dazu. Sie war der Schrecken zur Zeit Jesu. Aussatz hieß Ausschluss. Im Alten Testament gab es strenge Vorschriften, wie Aussätzige sich zu verhalten haben: „Der Aussätzige, der von diesem Übel betroffen ist, soll eingerissene Kleider tragen und das Kopfhaar ungepflegt lassen; er soll den Schnurrbart verhüllen und ausrufen: Unrein! Unrein!“ Er darf sich den anderen nicht nähern und muss außerhalb des Ortes wohnen. Lepra, Aussatz, das bedeutete völlige soziale Isolation.
Jesus hat diese Ausgrenzung durchbrochen. Er lässt den Aussätzigen an sich herankommen. Er wendet sich nicht gegraust und ängstlich von dem Kranken ab. Er rennt nicht davon. Es ist, als ob er keine Angst vor der Ansteckung hätte. Im Gegenteil. Er berührt sogar den Kranken, was streng verboten war. Jesus bleibt nicht auf sicherem Abstand zum Elend dieses Menschen. Er hält dem Kranken auch keine fromme Predigt, speist ihn nicht ab mit ein paar netten Worten. Jesus lässt sich von dieser Not berühren. Er hat Mitleid mit ihm, hat Erbarmen mit seinem Elend.
Der Kranke ist für ihn nicht mehr der Fremde, der ängstlich gemieden wird. Jesus begegnet diesem durch seine Krankheit Ausgegrenzten als Bruder, als Mitmensch, als einem Du und nicht als einer Gefahr.
Nicht alle Aussätzigen, die es zur Zeit Jesu gab, wurden von ihm geheilt. Er hat nicht alles Leid der Welt einfach beseitigt. Aber er hat sich von der Not berühren lassen, der er begegnet ist. Und darin ist er uns ein Vorbild. Es gibt nicht nur die Ansteckung durch Krankheiten. Auch das Gute ist ansteckend. Jesu Güte hat Menschen angezogen. Sie haben sich getraut, mit ihren Leiden zu ihm zu kommen. Und Jesu Beispiel findet bis heute Nachahmer, Menschen, die wie er im Notleidenden nicht zuerst einen „Problemfall“ sehen, sondern einen Mitmenschen, dem sie „auf Augenhöhe“ begegnen.
Papst Franziskus hat zum heutigen Evangelium gesagt: Wenn du jemandem hilfst, schau ihm in die Augen! Und fürchte dich nicht, ihn zu berühren! Wie hilfst du? Auf Abstand oder mit Zuwendung und Zärtlichkeit? Und er erinnert uns daran: Nicht nur Krankheiten und Übel sind ansteckend, sondern auch das Gute.
Güte ist ansteckend. Sie zieht an. Sie tut wohl. Sie kann Wunden heilen, Schmerzen lindern. Sie durchbricht die Wände, die uns trennen, sie schafft Verbindung, stiftet Gemeinschaft. Sie kann Menschen aus ihrer Isolation befreien. Vor dieser Ansteckung brauchen wir uns nicht zu fürchten. Wie gut wäre es, wenn die Güte zur ansteckenden Epidemie unter uns würde!
In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz, und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein: Nimm dich in acht! Erzähl niemand etwas davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis meiner Gesetzestreue sein. Der Mann aber ging weg und erzählte bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die ganze Geschichte, so dass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.
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