Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.
Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Ostersonntag, 1. April 2018. (Johannes 20,1.11-18)
Heute, am Morgen des Ostertages, steht eine Frau im Mittelpunkt. Sie ist die erste, die Jesus lebendig gesehen hat. Sie ist die erste Zeugin der Auferstehung. Sie ist die erste Botin der freudigen Nachricht: Jesus lebt! Er ist nicht mehr im Grab! Er ist auferstanden! Diese Frau heißt Maria, wie die Mutter Jesu. Sie stammt aus einem Städtchen am See Genesareth, aus Magdala.
Wer war diese Frau, die in der Geschichte des Christentums eine einzigartige Rolle spielt? Zu Recht wird sie Apostolin der Apostel genannt, denn Jesus hat ihr den Auftrag gegeben, zu den verängstigten Aposteln zu gehen und ihnen die wichtigste Nachricht zu überbringen: dass er auferstanden ist und lebt! Von dieser Botschaft lebt unser Glaube, denn wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist unser Glaube leer, wie der Apostel Paulus sagt. Dann haben wir vergeblich gehofft, dass der Tod einmal überwunden wird. Dann wäre der Tod Jesu einfach das tragische Ende eines Idealisten gewesen, das Scheitern eines Weltverbesserers. Dann wäre mit seinem Begräbnis auch unsere Hoffnung begraben worden.
Wer aber war diese Frau aus Magdala in Galiläa? Was trieb sie, noch vor dem Morgengrauen, „als es noch dunkel war“, durch die menschenleeren Gassen von Jerusalem, ganz allein, zu dem Garten, in dem das Felsengrab lag, in das Jesus gelegt worden war? Es kann keinen Zweifel geben: Maria aus Magdala liebte Jesus. Ihre Tränen bezeugen ihre Liebe. Als sie das Grab offen und leer vorfindet, ist ihr Schmerz übergroß: „Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.“
Wer war Maria aus Magdala? Um ihre Gestalt ranken sich viele (erfundene) Geschichten. Oft wird sie mit jener öffentlich bekannten Sünderin verwechselt, die bei einem Gastmahl die Füße Jesu mit ihren Tränen benetzt und mit ihren Haaren abgetrocknet hat. Von dieser Frau, deren Namen unbekannt blieb, hat Jesus gesagt: „Weil sie viel geliebt hat, ist ihr viel vergeben worden.“ Maria von Magdala wird deshalb oft als Sünderin dargestellt. Doch davon berichtet kein Evangelium. Einmal heißt es, Jesus habe sie von sieben Dämonen befreit. Das kann bedeuten, dass Jesus sie aus großer seelischer Not, aus schwerem Leid, erlöst hat. Sicher ist nur, dass sie Jesus mit einer tiefen, treuen Liebe verbunden war.
Berührend kommt diese Liebe zum Ausdruck in der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus. Sie meint, es sei der Gärtner, als Jesus plötzlich hinter ihr steht. „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“ Dieses Wort des Mitgefühls öffnet ihr Herz. Der, den sie für den Gärtner hält, spricht sie mit ihrem Namen an: Maria! War es der Klang seiner Stimme? Sie erkennt ihn sofort und spricht ihn liebevoll an: Rabbuni! Mein Meister! Aber Jesus lässt sich nicht festhalten. Er gibt ihr einen Auftrag: Sie soll gehen und allen sagen, dass er lebt, zuerst seinen Jüngern, die er „meine Brüder“ nennt.
Heute, an diesem Ostermorgen, steht eine Frau im Mittelpunkt und ihre Liebe zu Jesus und ihre Freude, dass Jesus lebt. Und nur darum geht es zu Ostern: Jesus ist kein Toter aus ferner Vergangenheit. Er ist wahrhaft auferstanden. Er lebt und ist bei uns! Danke, Maria aus Magdala, du bist die Erste, die das erlebt hat.
Aktueller Filmtipp: „Maria Magdalena“ in den österreichischen Kinos.
Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.
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