Er ist wirklich bei uns, nicht nur gelegentlich, sondern alle Tage. Er lebt und wirkt. Viele Menschen dürfen die Gegenwart des Auferstandenen erfahren.
Er ist wirklich bei uns, nicht nur gelegentlich, sondern alle Tage. Er lebt und wirkt. Viele Menschen dürfen die Gegenwart des Auferstandenen erfahren.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag,
27. Mai 2018 (Mt 28,16-20)
Mehr als Dreiviertel aller in Österreich lebenden Menschen sind getauft. Den größten Anteil haben die Katholiken mit etwa 5,4 Millionen, gefolgt von den Orthodoxen, etwa eine halbe Million. 300.000 sind evangelische Christen. Auch unter den Personen ohne religiöses Bekenntnis sind viele, die getauft wurden, sich aber später für den Kirchenaustritt entschieden haben. Umgekehrt wächst von Jahr zu Jahr die Zahl derer, die als Erwachsene um die christliche Taufe bitten. Unter ihnen ist die Zahl der Muslime stark zunehmend, die sich für das Christentum entscheiden und sich taufen lassen.
Die Taufe ist das Tor zum Christentum. Das war von Anfang an so. Das war der klare Auftrag, den Jesus seinen Jüngern gegeben hat: „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes…“ Jesus hat seinen öffentlichen Weg im Alter von dreißig Jahren damit begonnen, dass er sich von Johannes dem Täufer im Jordan taufen ließ. Und die, die mit Jesus gingen, haben von Anfang an alle getauft, die sie für den Weg Jesu gewinnen konnten. Paulus hat diesen Weg leidenschaftlich bekämpft. Aber als ihm vor Damaskus Jesus erschien und er zu einem entschiedenen Anhänger Jesu wurde, hat er als erstes in Damaskus die Taufe empfangen.
Im Jahr 2017 haben in Österreich mehr als 49.000 Personen die Taufe empfangen, die allermeisten waren Kinder. Auch nicht wenige Eltern, die aus der Kirche ausgetreten sind, erbitten für ihr Kind dennoch die Taufe. Was erhoffen sie sich dadurch für ihr Kind? Es ist ja nicht ganz logisch, sich selber gegen die Kirchenmitgliedschaft zu entscheiden, sie aber für das eigene Kind zu wünschen. Ich bin dennoch dafür, diesen Wunsch zu erfüllen. Denn ich sehe die Taufe als ein kostbares Geschenk, das Gott gratis diesem Kind gibt, als eine Mitgift für das Leben, ein Samenkorn des Himmels, das im Leben dieses Menschenkindes aufgehen und fruchtbar werden soll.
Was die Taufe bedeutet, ist mir selten so bewusst geworden wie letztes Jahr. 256 Erwachsene haben 2017 in der Erzdiözese Wien die Taufe empfangen. Alle hatten wir gebeten, kurz schriftlich zu berichten, warum sie sich taufen lassen wollen, was sie persönlich dazu bewogen hat. Ich habe alle diese Berichte gelesen. Sie zeigen auf sehr beeindruckende Weise, dass Jesus sein Versprechen wirklich wahrmacht, das er damals auf einem Berg in Galiläa seinen Jüngern gegeben hat: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“
Es gibt viele Gründe, sich heute für den christlichen Weg zu entscheiden und um die Taufe zu bitten. Was mir als Eindruck vom Lesen dieser vielen persönlichen Zeugnisse geblieben ist, kann ich nur als Bestätigung des Wortes Jesu verstehen. Er ist wirklich bei uns, nicht nur gelegentlich, sondern alle Tage. Er lebt und wirkt. Viele Menschen dürfen das erfahren. Deshalb, aber nur deshalb, bin ich zuversichtlich für die Zukunft des Christentums.
In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
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