Der Ursprung der christlichen Taufe ist das Ereignis, von dem heute das Evangelium spricht: die Taufe Jesu!
Der Ursprung der christlichen Taufe ist das Ereignis, von dem heute das Evangelium spricht: die Taufe Jesu!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 13. Jänner 2019 (Lk 3,15-16.21-22)
Was bewegt so viele Menschen in unserem Land, die Taufe für ihre Kinder zu erbitten? Ist es einfach Tradition? Gehört das eben dazu, dass Kinder getauft werden? Auch Eltern, die selber aus der Kirche ausgetreten sind, wünschen sich oft, dass doch ihre Kinder getauft werden. Worum geht es in der Taufe? Warum wollen mehr und mehr Erwachsene die Taufe empfangen? Von Jahr zu Jahr wächst die Zahl der Erwachsenentaufen. Da ist die Situation ganz anders als bei den Kindertaufen. Es ist ein persönlicher Schritt, eine eigene Entscheidung, durch die Taufe Christ werden zu wollen.
Manche christlichen Kirchen und Gemeinschaften lehnen deshalb die Kindertaufe ab. Ein Kleinkind kann sich noch gar nicht selber für den Glauben entscheiden. Manche christlichen Eltern warten daher mit der Taufe ihrer Kinder: Es soll sich selber entscheiden, wenn es dafür reif ist.
Kindertaufe – Erwachsenentaufe – warum überhaupt dieser Ritus, der zudem auf unterschiedliche Weise gefeiert wird? Meist wird nur etwas Wasser über den Kopf des Taufkandidaten gegossen. Die ursprüngliche Form der Taufe war das vollständige dreimalige Untertauchen. Die Worte der Taufe sind überall gleich: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Der Ursprung der christlichen Taufe ist das Ereignis, von dem heute das Evangelium spricht: die Taufe Jesu! Was bewog Jesus, sich taufen zu lassen, „zusammen mit dem ganzen Volk“? Scharen von Menschen kamen zu Johannes an den Jordan, bunt gemischt, aus allen Schichten der Bevölkerung. Für sie alle war klar, warum sie sich von Johannes im Jordan untertauchen ließen: Sie wollten reingewaschen werden von ihren Fehlern und Sünden. Für sie alle war die Taufe verbunden mit der Hoffnung, irgendwie neu anzufangen.
Warum aber unterzieht sich Jesus dieser Bußtaufe? Braucht auch er Reinigung von alten Fehlern, Vergebung von Sünden? Er ist doch der einzige, der ohne Schuld war. Und jetzt reiht er sich ein wie irgendein armer Sünder, um von Johannes untergetaucht zu werden. Ich glaube, dafür gibt es nur eine sinnvolle Erklärung: Jesus ist bereit, die Schuld der Menschen auf sich zu nehmen. Denn seine Mission ist es, die Menschen mit Gott zu versöhnen. Deshalb lässt er sich für uns taufen. Er, der Unschuldige, ist „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“. Dem Bösen setzt er nicht das Böse entgegen, sondern das Gute. Der Unbarmherzigkeit begegnet er mit der Liebe. Genau deshalb sagt die Gottesstimme vom Himmel: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“
Warum lassen so viele Eltern ihr Kind taufen? Vielleicht werden sie nicht immer eine genaue Antwort auf diese Frage geben können. Aber eines werden vermutlich doch alle irgendwie bejahen können: dass durch die Taufe Gott zu ihrem Kind sagt: Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter! Der Sinn der Taufe ist vor allem dies: dass Gott diesen Menschen bedingungslos annimmt und bejaht. Was immer diesem Menschenkind im Leben widerfahren wird, es soll wissen, dass es ein Kind Gottes ist und bleibt, weil Gottes Treue zu uns Menschen ohne Reue ist.
Das ist auch für mich der Grund, warum die Taufe von kleinen Kindern sinnvoll ist. Das Leben des Kindes soll von Anfang an unter diesem guten Vorzeichen stehen: Du bist Gottes Geschöpf, du bist Gottes geliebtes Kind! Es ist schön, wenn Menschen das als Erwachsene entdecken und sich deshalb taufen lassen. Aber es ist auch ein guter Brauch, eine sinnvolle Praxis, dass Kinder schon von klein auf durch die Taufe von ihren Eltern zu Jesus gebracht werden, damit sie immer wissen: Du bist Gottes geliebtes Kind!
Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Es geschah aber, dass sich zusammen mit dem ganzen Volk auch Jesus taufen ließ. Und während er betete, öffnete sich der Himmel und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.
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