Was hat uns das Wunder bei der Hochzeit in Kana zu sagen? Ich glaube, es geht vor allem darum, dass wir über die Werke Gottes in der Schöpfung staunen.
(Foto: Petrowski-Kloster, Hochzeit zu Kana)
Was hat uns das Wunder bei der Hochzeit in Kana zu sagen? Ich glaube, es geht vor allem darum, dass wir über die Werke Gottes in der Schöpfung staunen.
(Foto: Petrowski-Kloster, Hochzeit zu Kana)
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Sonntag, 20. Jänner 2019 (Joh 2,1-11)
Unter den vielen Wundern Jesu ist das von Kana sicher eines der bekanntesten. Auf einer Hochzeit hat Jesus Wasser in Wein verwandelt. Peinliche Situation: Beim Hochzeitsmahl geht der Wein zu Ende. Jesus hilft aus der Not. Er lässt sechs große Tonkrüge bis zum Rand mit Wasser füllen. Als man davon schöpft, ist es köstlicher Wein, gut sechshundert Liter, weit mehr als die Hochzeitsgäste brauchen.
Das Weinwunder von Kana wird oft scherzhaft genannt, wenn es um unerwartete Verwandlungen geht. Was hat es uns zu sagen? Nach dem Evangelisten Johannes war es sogar das erste Wunder Jesu, ganz am Anfang seines öffentlichen Wirkens. Später hat Jesus noch viele Wunder vollbracht. Sie waren alle irgendwie Hilfe aus großer Not, Krankenheilungen, Rettung aus dem Seesturm, sogar Totenerweckungen. Dieses erste Wunder Jesu dient allein der Freude. „Der Wein erfreut das Herz des Menschen“, heißt es in einem Psalm. Jesus hilft dem Brautpaar, dass die Hochzeitsfreude nicht getrübt wird. Er zeigt damit, dass er gekommen ist, um Diener unserer Freude zu sein. In eine Welt voller Not und Trauer will Jesus Licht und Freude bringen.
Eine Hochzeit findet statt in Kana, dem Nachbarort von Nazareth. Viele sind eingeladen, darunter Maria, Jesu Mutter, aber auch ihr Sohn, der damals noch kaum bekannt war, mit einigen seiner ersten Anhänger. Es ist auffällig, dass Jesus offensichtlich gerne zu solchen Anlässen kam. Wie oft sieht man ihn bei Gastmählern! Er liebt es, unter den Menschen zu sein. Er nimmt Einladungen an und verachtet nicht Speise und Trank. Manche besonders Fromme warfen ihm das auch vor, wenn sie ihn als „Fresser und Säufer“, als „Freund der Sünder“ beschimpften. Umgekehrt sehen wir, wie sehr sich Menschen freuten, Jesus als Gast an ihrem Tisch zu haben, gerade die, die als Sünder galten.
Was aber hat uns das Wunder der Verwandlung zu sagen? Ich glaube, es geht vor allem darum, dass wir über die Werke Gottes in der Schöpfung staunen. Was Jesus damals in Kana einmalig gewirkt hat, geschieht Jahr für Jahr in jedem Weinstock. Jetzt im Winter sind die Weinstöcke zurückgestutzt. Sie stehen da, kahl und karg. Aber im Frühjahr werden sie austreiben, und aus den Blüten werden, so hoffen wir, Trauben. Zur Zeit der Weinlese werden sie in die Kelter gebracht, und so wird aus dem Wasser, das der Weinstock aus der Erde gezogen hat, der neue Wein. Wir nehmen das alles für selbstverständlich. In Wirklichkeit ist es eines der vielen Wunder der Schöpfung, die sich täglich unter uns ereignen.
Das Weinwunder von Kana hat aber noch eine andere Botschaft: Nicht nur in der Natur erleben wir das Wunder der Wandlung, auch im menschlichen Leben kann und soll es geschehen. Leider geht der Wandel nicht automatisch in die gute Richtung. Mancher gute Anfang erlahmt, verkümmert und verkommt. Nicht immer wird aus dem Wasser unseres Lebens köstlicher Wein. Unsere Gaben und Talente können wie guter Wein sein, der verwässert wird und den Geschmack verliert. Umso schöner ist es zu erfahren, wie im Leben eines Menschen das Gute sich entfaltet, wie es aufblüht und reift. Dann ist das Weinwunder greifbar. Staunend erleben wir solchen Wandel und erkennen dahinter das Wirken dessen, der damals in Kana so viel Freude geschenkt hat.
Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungssitte der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist! Sie brachten es ihm. Dieser kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt. So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.
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