Heute geht es um den feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem. Viele Hoffnungen sind auf Jesus gerichtet. Doch schon in wenigen Tagen wird alles ganz anders aussehen. Da wird Jesus als „König der Juden“ qualvoll am Kreuz sterben.
Heute geht es um den feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem. Viele Hoffnungen sind auf Jesus gerichtet. Doch schon in wenigen Tagen wird alles ganz anders aussehen. Da wird Jesus als „König der Juden“ qualvoll am Kreuz sterben.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am Palmsonntag, 14. April 2019 (Lk 19,28-40)
Palmsonntag in Jerusalem damals – und bei uns heute. Zweitausend Jahre liegen dazwischen. Was geschah damals? Und was bedeutet es heute? Was haben die Ereignisse von damals mit der Welt von heute zu tun? In den kommenden acht Tagen wird an Geschehnisse erinnert, die in einer Welt stattfanden, die so ganz anders aussah als die Welt, in der wir leben. Mit dem heutigen Palmsonntag beginnt die „große Woche“, die mit dem Ostersonntag ihren Höhepunkt erreicht. Heute geht es um den feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem. Mit ihm beginnt das Drama dieser Woche. Jesus wird mit Begeisterung in Jerusalem begrüßt. Viele Hoffnungen sind auf ihn gerichtet. „Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn!“ – so rufen ihm die Menschen zu. Doch schon in wenigen Tagen wird alles ganz anders aussehen. Da wird Jesus als „König der Juden“ qualvoll am Kreuz sterben. Und drei Tage später wird das Grab, in das sein Leichnam gelegt wurde, leer aufgefunden werden. Und einige seiner Anhänger werden sagen, dass er lebt und dass sie ihn gesehen haben. Mit dieser Botschaft, dass Jesus lebt, werden sie in die damalige Welt hinausziehen und viele Menschen dafür gewinnen, das zu glauben. So kam es zum christlichen Glauben. So entstand das Christentum.
Hier ist auch die Antwort auf die anfangs gestellte Frage: Was haben die Ereignisse von damals mit unserer heutigen Welt zu tun? Jedes Jahr gibt es Jubiläen, die gefeiert werden. 2018 waren es „Hundert Jahre Ende des Ersten Weltkriegs“ und „Gründung der Republik“. Heuer der fünfhundertste Todestag Kaiser Maximilians (1459-1519), der mit vielen Gedenkveranstaltungen gefeiert wird. Was unterscheidet solche Gedenkfeiern von den Feiern des Osterfestes? Auch zu Ostern wird an geschichtliche Ereignisse erinnert, in deren Mittelpunkt Jesus und sein Lebenswerk steht. Doch kommt hier etwas hinzu, das es bei keiner sonstigen Gedenkfeier gibt. Wenn wir Ereignisse aus dem Leben Jesu feiern, so geht es nicht nur um die Erinnerung an Vergangenes, sondern um die Geschichte von einem Lebenden.
Wären der Tod und das Begräbnis Jesu der Endpunkt seiner Geschichte, dann könnten wir nur ein Totengedenken begehen. Die große Woche, die heute mit dem Palmsonntag beginnt, hat ein anderes Ende genommen als alle Lebensgeschichten von uns Menschen. Ihr Schlusspunkt ist nicht das Grab, sondern die Auferstehung. Weil Jesus auferstanden ist und lebt, feiern wir die Ereignisse seines Lebens anders als alle Gedenkfeiern.
Ich freue mich jedes Jahr auf die Feier des Osterfestes. Natürlich geht es immer auch um Erinnerung an das, was damals in Jerusalem geschehen ist. Aber zugleich ist es etwas ganz Gegenwärtiges: Jesus zieht auch heute in Jerusalem ein und in Wien, und in jedem Ort, wo der Palmsonntag gefeiert wird. Wie Jesus damals ganz bescheiden, auf einem Eselsfohlen reitend, und nicht stolz und hoch zu Ross, in Jerusalem eingezogen ist, so kommt er auch heute nicht mit Prunk und Machtdemonstration zu uns Menschen. Und wie damals seine Begleiter die dramatischen Tage miterlebt haben, die über den Karfreitag zum Ostermorgen geführt haben, so sind auch wir eingeladen, sie heute zu erleben. Ostern geschieht heute, mitten im Leben. Weil Jesus lebt.
Nach dieser Rede zog Jesus voran und ging nach Jerusalem hinauf. Und es geschah: Er kam in die Nähe von Betfage und Betanien, an den Berg, der Ölberg heißt, da schickte er zwei seiner Jünger aus und sagte: Geht in das Dorf, das vor uns liegt! Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort ein Fohlen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet es los und bringt es her! Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr es los?, dann antwortet: Der Herr braucht es. Die Ausgesandten machten sich auf den Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte. Als sie das Fohlen losbanden, sagten die Leute, denen es gehörte: Warum bindet ihr das Fohlen los? Sie antworteten: Weil der Herr es braucht. Dann führten sie es zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Fohlen und halfen Jesus hinauf. Während er dahinritt, breiteten die Jünger ihre Kleider auf dem Weg aus. Als er sich schon dem Abhang des Ölbergs näherte, begann die Schar der Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Machttaten, die sie gesehen hatten. Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe! Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, weise deine Jünger zurecht! Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.
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Ostern - Jesus ist auferstanden!
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