Und schließlich hoffe ich, dass der Name „Jesus“, der „Gott rettet“ bedeutet, mich mit seinem Segen durch das ganze Jahr begleiten wird.
Und schließlich hoffe ich, dass der Name „Jesus“, der „Gott rettet“ bedeutet, mich mit seinem Segen durch das ganze Jahr begleiten wird.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 1. Jänner 2020.
Gott sei Dank wissen wir nicht, was das neue Jahr bringen wird. Einiges können wir voraussehen. Manches müssen wir planen. Hoffnungen und Befürchtungen begleiten unsere Vorschau auf die kommenden zwölf Monate.
Aber vieles wird uns unerwartet begegnen, als Freude oder als Schmerz, als Prüfung oder als Chance.
Die Ungewissheit der Zukunft ist unser aller Los. Keine noch so gute Versicherung kann uns garantieren, dass 2020 alles gut gehen wird. Und leider wird es auch in diesem Jahr viel Leid und Kummer geben. Trotz all dieser Unsicherheit beginnen viele das neue Jahr mit Vorsätzen. Sie sind Zeichen der Hoffnung, dass uns manches vielleicht besser gelingen wird als im vergangenen Jahr.
Ich habe keine Rezepte für einen guten Start ins neue Jahr. Die Lebenssituationen sind so unterschiedlich, wie wir Menschen und unsere Geschichten verschieden sind. Dennoch will ich versuchen, aus dem heutigen Evangelium einiges herauszugreifen, das mir persönlich Anregung für meinen Weg im neuen Jahr gibt. Vielleicht hilft es auch anderen.
Da sind zuerst die Hirten, die uns schon in der Heiligen Nacht begegnet sind. Sie zeigen einen guten Weg in die Zukunft. Mich beeindruckt an ihnen, dass sie die ersten waren, die die Weihnachtsbotschaft erhalten haben. Hirten gehörten zur untersten Schicht der Bevölkerung. Sie waren verachtet, lebten mit den Herden und rochen entsprechend. Ihnen wendet sich der Himmel zu. Sie sind die von Gott Bevorzugten dieser Nacht. Sie sehen und hören die Engel, die ihnen das große Ereignis dieser Nacht ankündigen. Vielleicht wurden sie von Gott ausgewählt, weil es für sie nicht überraschend war, eine so arme Familie zu finden wie Josef und Maria und das neugeborene Kind, das in einem Stall im Futtertrog gebettet lag.
Ein gutes Jahr wird 2020 werden, wenn wir wie Gott einen Blick für die haben, die zu den Geringsten in der Gesellschaft gehören. Von ihnen können wir so viel über das lernen, was im Leben wirklich zählt: Nicht das Bankkonto, nicht der Applaus der Öffentlichkeit, sondern die echte Wertschätzung für die, die vor der Welt unbedeutend scheinen. Die Hirten sind Gott im Kind begegnet im Stall von Bethlehem.
Wir können dem menschgewordenen Sohn Gottes begegnen, wenn wir der Kassierin im Supermarkt, dem Straßenkehrer, oder einfach dem Nachbarn mit herzlicher Aufmerksamkeit begegnen. Diese Haltung verändert das Leben, macht es menschlich, sie schenkt eine Freude, die etwas von der Freude spüren lässt, die die Hirten beim Kind in der Krippe erlebten.
Hilfreich für das neue Jahr ist für mich auch die Haltung von Maria. Sie hat die Geburt ihres Kindes hinter sich. In dieser armen Umgebung, im Stall, beim Vieh, erlebt sie das überraschende Kommen der Hirten mit ihrer freudigen Kunde von den Engeln. „Maria bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“ Ich wünsche mir, dass es mir im neuen Jahr besser gelingt, die vielen Ereignisse meines Lebens wie Maria zu erwägen, darüber nachzudenken und in ihnen die Spuren Gottes zu erkennen.
Und schließlich hoffe ich, dass der Name „Jesus“, der „Gott rettet“ bedeutet, mich mit seinem Segen durch das ganze Jahr begleiten wird. Wie wir alle weiß ich nicht, was 2020 bringen wird. Aber das Evangelium gibt ganz einfache Hinweise, wie das neue kann.
So eilten die Hirten hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war.
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