Freut euch im Herrn zu jeder Zeit. Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit. Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, zum 3. Adventsonntag "Gaudete", am 13. Dezember 2020 (Johannes 1,6-8.19-28).
Der dritte Sonntag im Advent heißt „Gaudete-Sonntag“. Denn das erste Wort im heutigen Gottesdienst lautet: „Freut euch (gaudete) zu jeder Zeit.“ Freude – auch in dieser Zeit? Es ist viel von den Sorgen dieser sich so lange hinziehenden Pandemie die Rede. Sie werden drückender, belastender, je länger der Kampf gegen das Corona-Virus dauert. Und da kommt die Botschaft von der Freude. Wir sollen uns freuen „zu jeder Zeit“. Freude ist lebenswichtig. Ein freudloses Leben ist trostlos. Aber was ist das Geheimnis der Freude? Warum strahlen manche Menschen Freude aus? Woher nehmen sie das?
Freude ist etwas anderes als lustig sein, spaßig, witzig. In traurigen Zeiten hilft Humor. Lachen tut gut. Wir brauchen es gerade jetzt. Aber Freude ist noch mehr. Das heutige Evangelium kann uns die Spuren zeigen, die zur echten Freude führen. Ich sehe drei solche Spuren, die in der Gestalt des Johannes des Täufers sichtbar werden.
Von Papst Johannes XXIII. (1958-1963) gibt es eine Geschichte, die mir schon oft geholfen hat. Als er mit 77 Jahren zum Papst gewählt wurde, hat ihm das schwere Amt anfangs manche schlaflose Nächte bereitet. Da soll er zu sich selber gesagt haben: „Nimm dich nicht so wichtig! Wer leitet die Kirche? Du oder der Heilige Geist?“ Und als er zugeben musste, dass es nicht er sei, der letztlich die Kirche leitet, konnte er zu sich sagen: „Dann schlaf jetzt!“ Und das schien Erfolg zu haben. Johannes der Täufer hatte diese Haltung. Gleich drei Mal sagt er denen, die ihn mit Fragen nach seiner Rolle bedrängen: „Ich bin es nicht!“ Johannes hat immer von sich selber weggewiesen. Er wollte mit seinem ganzen Leben und Wirken auf den hinweisen, der da kommen soll: „Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet den Weg für den Herrn!“ Wer sich immer selber in den Mittelpunkt stellt, kann nicht die Quelle der Freude finden. Wer sich ständig wichtig macht, wird kaum Freude ausstrahlen.
Johannes hat nicht nur auf Jesus als den kommenden Messias hingewiesen. Er hat sich ausdrücklich gewünscht, dass Jesus groß herauskommt. Seinen eigenen Anhängern, die ihn sehr geschätzt haben, sagt Johannes: „Er (Jesus) muss wachsen, ich muss geringer werden.“ Wie viele Eltern bringen große Opfer, um ihren Kindern einen guten Weg ins Leben zu ermöglichen, Schule, Ausbildung, menschliches Wachstum. Die Freude, die sie empfinden, wenn aus ihren Kindern „etwas wird“, zeigt, dass echte Freude dort aufkommt, wo wir nicht uns selber groß machen wollen, sondern uns das für andere wünschen. Es ist die Freude des selbstlosen Gebens.
Als Johannes feststellt, dass zu Jesus mehr Menschen kommen als zu ihm, ist er nicht eifersüchtig, sondern sieht darin die Erfüllung seines Lebensauftrags. So kann er sagen: „Diese Freude hat sich nun bei mir vollendet.“ Der Eifersüchtige findet nicht den Weg zu den Quellen der Freude.
Die dritte Spur, die zu diesen Quellen führt, ist die Dankbarkeit. Der heilige Paulus bringt es auf den Punkt: „Dankt für alles!“ Auch für die Schwierigkeiten? Auch für die Covid-Pandemie? Sicher nicht so, dass wir uns über sie freuen sollen. Wohl aber, dass wir in den Bedrängnissen nicht die Dankbarkeit vergessen, für die es immer Gründe gibt. Den tiefsten Grund nennt Paulus: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit. Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.“
Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du? Er bekannte und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Christus. Sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. Da sagten sie zu ihm: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Antwort geben. Was sagst du über dich selbst? Er sagte: Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Die Abgesandten gehörten zu den Pharisäern. Sie fragten Johannes und sagten zu ihm: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Christus bist, nicht Elija und nicht der Prophet? Johannes antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt, der nach mir kommt; ich bin nicht würdig, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Dies geschah in Betanien, jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.
Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn