"Die Bilder von der staubigen, leblosen Marsoberfläche lassen mich staunen über das Wunder unserer Erde", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Die Bilder von der staubigen, leblosen Marsoberfläche lassen mich staunen über das Wunder unserer Erde", so Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag, 14. März 2021 (Johannes 3,14-21).
So sehr hat Gott die Welt geliebt… Diese wunderbaren Worte Jesu haben für mich in der letzten Zeit eine neue Bedeutung bekommen. Oft habe ich das Kirchenlied gesungen, das mit diesen so hoffnungsvollen Worten beginnt und endet: „Gott liebt diese Welt…“ Aber stimmt das? Was heißt, was bedeutet eine so große Aussage? Was will sie sagen in allen den Plagen dieser Welt?
Die Marsmission der Raumsonde „Perserverance“ hat erste Bilder vom Roten Planeten geliefert. Die Erforschung des Weltalls hat mich schon immer fasziniert. Die unvorstellbaren Ausmaße des Universums stellen die Frage, was denn der Platz dieses winzigen Planeten sei, auf dem wir leben und der unsere Heimat ist. Unter den Milliarden von Galaxien, jede mit Milliarden von Sternen, wie soll da das Staubkörnchen Erde eine besondere Bedeutung haben? Gott liebt diese Welt? Er liebt sie so sehr, sagt Jesus, „dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“.
Wie unsere Erde kreist auch der Planet Mars um die Sonne. Er ist gewissermaßen unser Nachbar im Sonnensystem. Die Marssonde musste immerhin 472 Millionen Kilometer zurücklegen, um unseren Nachbarn zu erreichen. Die Reise dauerte sieben Monate. Und was fand der von der Erde aus gesteuerte Roboter? Eine rötliche Fels- und Staubwüste. Ein Platz zum Leben sieht anders aus! Heimisch würde sich dort niemand fühlen, sollte es einmal Menschen gelingen, bis zum Mars zu reisen. Könnten sie dorthin gelangen, sie würden unsere Erde so winzig klein sehen, wie wir den Mars als leuchtenden Punkt am nächtlichen Sternenhimmel wahrnehmen. Vermutlich hätten sie eine riesige Sehnsucht, möglichst bald wieder zurückzukommen auf unsere Erde, den weiß-blau leuchtenden Planeten, unsere Heimat. Denn hier können sie atmen, was am Mars nicht möglich ist. Hier gibt es Wasser und Pflanzen, Tiere und unsere Geschwister, die Menschen. Hier gibt es dieses wunderbare Geheimnis, das Leben. Die Bilder von der staubigen, leblosen Marsoberfläche lassen mich staunen über das Wunder unserer Erde.
Ist sie Gottes geliebter Planet? Ist sie ihm so kostbar, dass er alles daransetzt, um sie zu retten? Manchmal plagt mich die Frage: Kann denn Gott, wenn er der Schöpfer des Alls ist, wirklich gerade diesen winzigen Punkt in den Weiten des Universums besonders geliebt haben? Ist das nicht unsere menschliche Anmaßung, die sich für viel zu wichtig hält? Und: kann es nicht auch andere Orte des Lebens irgendwo in den vielen Galaxien geben? Aber alle diese Fragen lösen nicht die eine Sorge, die mehr und mehr uns Menschen bewegt: Unser Planet Erde, der uns geschenkte Lebensraum, ist gefährdet. So schön, so zart, so zerbrechlich erscheint sie uns, aus dem Weltall betrachtet. Wir erleben immer deutlicher: Unsere Heimat Erde ist bedroht!
So sehr hat Gott die Welt geliebt… Er will sie nicht richten, nicht zugrunde gehen lassen, er will sie retten. Und das geht nur, wenn seine geliebten Geschöpfe, wir Menschen, uns von Gott zur Besinnung und zur Umkehr bewegen lassen. Denn die Erde, unsere Lebenswelt, ist vor allem durch uns bedroht. Jesus sagt es in einem starken Bild: „Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Taten waren böse.“
Um uns geht es also. Gottes Hilfe ist uns angeboten. Er hat alles darangesetzt, uns vor dem Unglück zu bewahren, das unser eigenes Fehlverhalten über die Welt bringen kann. Dazu ist Jesus gekommen. Dazu hat Gott ihn „in die Welt gesandt“, „damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“, auch über den Tod hinaus. So wichtig sind wir Ihm.
Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat. Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.