Die Häufigkeit des Kreuzsymbols in unserem Kulturraum hat mit dem Christentum zu tun. Auch die Stadt Wien trägt es im Wappen. Das Rote Kreuz ist die bekannteste weltweite Organisation, deren Ziel die Rettung von Menschen ist.
Die Häufigkeit des Kreuzsymbols in unserem Kulturraum hat mit dem Christentum zu tun. Auch die Stadt Wien trägt es im Wappen. Das Rote Kreuz ist die bekannteste weltweite Organisation, deren Ziel die Rettung von Menschen ist.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Karfreitag, 2. April 2021 (Johannes 19,17-30).
Das Kreuz ist allgegenwärtig und doch so umstritten. Heute, am Karfreitag, steht es im Mittelpunkt. Wo immer zwei Linien sich überschneiden, entsteht ein Kreuz. Wo zwei Straßen sich kreuzen, sprechen wir von einer Kreuzung. Und das Marterwerkzeug, mit dem Jesus zu Tod gebracht wurde, heißt Kreuz, weil ein Längs- und ein Querbalken eben diese „Kreuz“ genannte Form bilden.
Die Häufigkeit des Kreuzsymbols in unserem Kulturraum hat mit dem Christentum zu tun. Auch die Stadt Wien trägt es im Wappen. Das Rote Kreuz ist die bekannteste weltweite Organisation, deren Ziel die Rettung von Menschen ist. Henri Dunant (1828-1910), sein Gründer, hatte das Elend der Kriegsverletzten nach der Schlacht von Solferino (1859) erlebt. Seither hat er alles darangesetzt, das Leid der Verwundeten zu lindern. Er war vom christlichen Glauben inspiriert.
Nicht alle haben das Christentum so positiv erlebt wie Henri Dunant. Für den Islam ist das Kreuz immer noch die Erinnerung an die Kreuzzüge und ihre Schrecken. Aber nicht nur deshalb ist im Islam das Kreuzzeichen bis heute umstritten und meist abgelehnt. Jesus wird im Koran als Prophet hochgeschätzt. Dass er Sohn Gottes sei, wird entschieden bestritten. Genau das war aber schon damals, im Jahr 30, der ausschlaggebende Grund für die Kreuzigung Jesu.
Gott am Kreuz! Das ist und bleibt ein Ärgernis, ein Anstoß. Wenn Jesus der Sohn Gottes war, warum dann dieser qualvolle Tod? Mich hat heuer eine Gestalt unter den Zeugen der Kreuzigung Jesu besonders berührt. Der Evangelist Markus spricht von dem römischen Offizier, der die Kreuzigung zu überwachen hatte. Er stand wohl die ganze Zeit vor dem Kreuz Jesu. Drei Stunden hat die Qual gedauert, bis Jesus tot war. Ist er dabei immer wieder dem Blick Jesu begegnet? Etwas muss im Herzen dieses Soldaten geschehen sein, denn Markus schreibt: „Als der Hauptmann Jesus auf diese Weise sterben sah, sagt er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.“
Das Kreuz bleibt umstritten. Für die einen das Symbol einer Religion, die sie ablehnen. Für andere ein Zeichen des Trostes und der Hilfe: Denn sie spüren, dass Jesus am Kreuz auch ihrem eigenen Leiden ein Sinn gegeben hat. Das Kreuz ist nicht die Endstation. Es ist das Tor zum Leben. Wer es erlebt hat, kann es bestätigen.
Jesus trug sein Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgota heißt. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte aber Jesus. Pilatus ließ auch eine Tafel anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden. Diese Tafel lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst. Da sagten die Hohepriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. Nachdem die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil, und dazu das Untergewand. Das Untergewand war aber ohne Naht von oben ganz durchgewoben. Da sagten sie zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies taten die Soldaten. Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus die Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zur Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Danach, da Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. Ein Gefäß voll Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm voll Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist.