Das Paradies auf Erden gibt es nicht. Den Himmel erhoffen wir. Jetzt aber gibt es „die Kraft von oben“, so Kardinal Christoph Schönborn.
Das Paradies auf Erden gibt es nicht. Den Himmel erhoffen wir. Jetzt aber gibt es „die Kraft von oben“, so Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken zur Lesung, von Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag, 13. Mai 2021 (Apostelgeschichte 1,1-11).
Anna Buchegger hat den Songwettbewerb Starmania 21 gewonnen. Die sympathische, hochbegabte 22-jährige Salzburgerin hat mit ihrer selbstkomponierten Ballade das Publikum überzeugt. Ihren Song „Ease“ bezeichnet sie als einen „Brief an die Mächte auf diesem Planeten und darüber hinaus.“ Ihr Refrain: „I wonder if there is ease in heaven“, was ich in etwas so übersetzen würde: „Ich frage mich, ob es eine Leichtigkeit, Unbeschwertheit im Himmel gibt.“ Diese Frage hat mich berührt. Solange es Menschen gibt, wird das Thema Himmel immer lebendig bleiben, auch heute, in dieser angeblich so völlig verweltlichten Welt.
Es gibt ein „Darüberhinaus“ über diesen Planeten, der unser zu Hause ist. Ich denke nicht, dass Anna Buchegger in ihrem Song einfach das Weltall gemeint hat. Ich glaube, das Herz, die Seele jedes Menschen ahnt, ja weiß im Innersten, dass es eine Heimat gibt, die wir Himmel nennen. Wir können sie uns nicht vorstellen. Aber die Sehnsucht danach ist uns nicht fremd. Singt Anna Buchegger davon, wenn sie fragt, ob im Himmel „ease“ ist, unbeschwerte Leichtigkeit? Auf jeden Fall kann der Himmel nicht eine Fortsetzung der irdischen Mühen und Plagen sein. Sonst wäre er nicht der Himmel.
Jesus ist in den Himmel aufgenommen worden. Das ist die Botschaft des heutigen Festes. Er lebt. Der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Das Leid ist vorüber. Er ist uns vorausgegangen, dorthin, wo Gott alle Tränen abwischen wird, wie es die Bibel verheißt. Das ist gut für ihn. Er hat es verdient. Sein Weg auf dieser Erde war alles andere als „easy“, unbeschwert und leicht. Aber wollte er nicht auch etwas von dieser Unbeschwertheit auf die Erde bringen? War das nicht seine Mission? Das hat er doch versprochen! Seit es Menschen gibt, träumen sie nicht nur von einer besseren Welt im Jenseits. Immer ist da auch die Hoffnung, dass es hier, auf diesem Planeten erfreulicher zugehen könnte. So oft hat Jesus vom „Reich Gottes“ gesprochen, in dem Gerechtigkeit und Frieden herrschen. Hat er nicht angekündigt, dass das Reich Gottes nahe ist und bald kommt? Bis zuletzt haben seine Jünger fest daran geglaubt, dass dieses Reich anbricht. So fragen sie Jesus: „Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?“ Sie meinten wohl jene glückliche Friedenszeit, die die Propheten verheißen haben. Doch all das Bemühen um Gerechtigkeit und Frieden auf Erden wird immer nur Stückwerk bleiben. Jesus gibt trotzdem eine starke Zusage: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein… bis an die Grenzen der Welt.“
Das Paradies auf Erden gibt es nicht. Den Himmel erhoffen wir. Jetzt aber gibt es „die Kraft von oben“. In zehn Tagen ist Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes. Mehr als alles andere brauchen wir jetzt, in der Zeit des Neustarts, seine Hilfe. Es wird nicht „easy“, leicht und einfach werden. Das wird es erst im Himmel sein.
Im ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus von Anfang an getan und gelehrt hat, bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde. Vorher hat er den Aposteln, die er sich durch den Heiligen Geist erwählt hatte, Weisung gegeben. Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen. Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt! Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden. Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde. Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.