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24.10.2021 · Kardinal · Gedanken zum Evangelium

Die Freude, sehen zu können

Jericho

Jericho ist die tiefstgelegene Stadt der Welt, etwa 250 Meter unter dem Meeresspiegel. Jesus ist oft durch Jericho gekommen.

Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag,
24. Oktober 2021 (Markus 10,46-52).

Jericho ist die tiefstgelegene Stadt der Welt, etwa 250 Meter unter dem Meeresspiegel. Jesus ist oft durch Jericho gekommen. Der Weg von Galiläa nach Jerusalem führt entweder über das Hochland, durch Samarien, heute das palästinensische Autonomiegebiet. Oder die Pilger gehen durch die Jordansenke bis nach Jericho, von wo dann der Weg steil hinauf ins Bergland von Judäa führt, nach Jerusalem, mit einem Höhenunterschied von gut 1000 Metern.

 

Jesus ist unterwegs zum Osterfest in Jerusalem, und mit ihm seine Jünger und eine große Menschenmenge. Die Atmosphäre ist spannungsgeladen. Viele fragen, ob Jesus sich in Jerusalem als Messias offenbaren wird. Alle erzählen von seinen Wundern und davon, dass er das Reich Gottes als ganz nahe angekündigt hat. Auch ein blinder Bettler hat von Jesu Heilungen gehört, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Wer kennt schon den Namen der Bettler? Meist sitzen sie unbeachtet am Straßenrand. Dabei dürfte Bartimäus bessere Zeiten gekannt haben. Erst als er durch eine der damals (und heute noch) häufigen Augenkrankheiten erblindet war, ist er zum Bettler geworden, hilflos angewiesen auf die Wohltätigkeit der anderen.

 

Von Jesus erhofft er die Wohltat, die seinem Leben wieder echte Chancen geben kann: das Augenlicht! Und so ruft er laut und ungeniert nach Jesus: „Hab Erbarmen mit mir!“ Jesus hört sein Schreien und ruft ihn zu sich. Warum fragt er ihn: „Was willst du, dass ich dir tue?“ Die Antwort überrascht nicht: „Rabbuni, lieber Meister, ich möchte wieder sehen können.“ Jesus heilt ihn und Bartimäus schließt sich den Menschen an, die mit Jesus auf dem Weg sind. Er wird ein Jünger Jesu.

 

Es gibt eine ganz wichtige Regel für das Lesen des Evangeliums. Eigentlich sollten wir sie immer anwenden. Versetze dich in die eben geschilderte Szene, als wärst du selber dabei gewesen. In unserem heutigen Evangelium kann ich mich einfach unter die Menschenmenge mischen. Wie hätte ich auf das lautstarke Schreien des Bartimäus reagiert? Hätte ich den lästigen Bettler zum Schweigen gebracht? Und plötzlich bin ich in der Gegenwart: Wo will ich jemanden nicht zu Wort kommen lassen? Wann sind mir Hilferufe peinlich, stören sie meinen Alltag?

 

Noch wichtiger ist es, dass ich mich selber in die Person des Bettlers hineindenke. Ich versuche nachzuempfinden, was es heißt, als Bettler am Straßenrand zu sitzen. Ganz wird es mir nicht gelingen, denn ich habe noch nie eine solche Not hautnah selber durchlebt. Aber als Menschen haben wir die Gabe der Einfühlung, und das Betrachten des Evangeliums hilft uns, diese Gabe zu pflegen und zu entwickeln. Es ist eine Schule der Mitmenschlichkeit.

 

Noch persönlicher wird meine Betrachtung des Evangeliums, wenn ich mit Bartimäus bitte: „Ich möchte wieder sehen können.“ Was verstellt mir den Blick auf mich selbst, auf die anderen, die Wirklichkeit? Wo sind meine blinden Flecken? Wo habe ich verlernt, die Augen aufzumachen? Bin ich blind für die Schönheit der Schöpfung? Und für das Gute in den Menschen? Habe ich schon Gott gedankt für das Geschenk des Augenlichts?

 

So hilft mir das Evangelium von Bartimäus, meine innersten Bitten an Gott zu erspüren. Jesus hat sich selber als das Licht der Welt bezeichnet. Er will uns nicht in unserer Blindheit belassen. Bartimäus ist mit Jesus von Jericho nach Jerusalem mitgegangen. Ich versuche, mir sein Glück und seine Freude vorzustellen. Und wünsche sie auch mir.

erstellt von: Kardinal Christoph Schönborn
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Markus 10,46-52

Sie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß am Weg ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und Jesus fragte ihn: Was willst du, dass ich dir tue? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dich gerettet. Im gleichen Augenblick konnte er sehen und er folgte Jesus auf seinem Weg nach.


 

Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn

Nachrichten

„Alle Jahre wieder“

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 24.12. 2025

Krieg als Verrat am Evangelium: Kirchen zwischen Scham, Mut und der Pflicht zum Frieden

Orthodoxe Ordensfrau und katholische Theologin prangern kirchliche Rechtfertigung von Gewalt an: Verrat am Evangelium, fehlende Friedensstrategie – Ruf nach mutiger Umkehr und Kultur des Friedens.

Volles Programm für den Papst zu Weihnachten und an den Folgetagen

Zum ersten Mal feiert Papst Leo XIV. in diesem Jahr in Rom die Gottesdienste zu Weihnachten und zum Jahreswechsel.

Papst Leo XIV. soll Deutsch auf Duolingo üben – sogar nachts

Im Vatikan sorgt ein ungewöhnliches Detail aus dem Alltag von Papst Leo XIV. für Gesprächsstoff: Offenbar widmet sich das Kirchenoberhaupt mit bemerkenswerter Ausdauer dem Deutschlernen – und das nicht nur zu "christlichen Tageszeiten".

25 Jahre Mittelschule Sacré Coeur Wien: Ein Jubiläum im Zeichen von Dankbarkeit und Aufbruch

Die private Mittelschule Sacré Coeur Wien in der Fasangasse gehört zum traditionsreichen Sacré-Coeur-Campus. Seit 25 Jahren werden hier Schüler unterrichtet. Mit einer Festveranstaltung wurde das Jubiläum am Donnerstag gefeiert.

Einsame Weihnacht

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 19.12. 2025.

Bischofsweihe mitfeiern – in der Pfarre

Die gemeinsamen Feierhefte für das Fest der Weihe und Amtseinführung unseres neuen Erzbischofs können ab Anfang Januar bestellt werden.

Gesprächsgruppe: „Verbindung durch Verantwortung. Eltern-Sein nach der Trennung“

An fünf Abenden werden die Bedürfnisse von Kindern und deren Eltern in den Mittelpunkt gestellt und neben Fach-Inputs einer Expertin auch genügend Raum für eigene Fragen und Austausch in der Gruppe gegeben. 

Gefängnisseelsorge verteilt Teddybären an Kinder von Inhaftierten

Mit den Stofftieren sollen Kinder, die in der Justizanstalt Josefstadt auf ihren inhaftierten Elternteil warten, Trost, Zuwendung und Geborgenheit erfahren. Für die Aktion bittet die Gefängnisseelsorge um Spenden.

Krippenführungen in der Dominikanerkirche S. Maria Rotunda

In der Weihnachtszeit lädt die Dominikanerkirche S. Maria Rotunda zu drei stimmungsvollen Krippenführungen ein, bei denen Pfarrer P. Christoph J. Wekenborg OP die historische Klosterkrippe aus dem Grödnertal näher vorstellt.

Mariazeller-Feier am Stephansplatz

Herzliche Einladung zur Mariazeller-Feier mit Bischofsvikar P. Mag. Erich Bernhard COp am Freitag, dem 19. Dezember, um 18:00 Uhr in der Curhauskapelle am Stephansplatz 3 (1. Stock, Lift).

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Weihnachtsfeiern für einsame Menschen in Wiener Pfarren

Wer Weihnachten nicht allein feiern möchte, den laden Wiener Pfarren zu gemeinsamen Feiern bei Speis und Trank, Liedern und gemütlichem Beisammensein unter dem Christbaum ein.

Radio klassik: Programm zu Weihnachten und Epiphanie: Gottesdienste, Lebensgeschichten und soziale Perspektiven

Zu Weihnachten und Neujahr sendet Radio Klassik Stephansdom ein dichtes Programm zu Spiritualität, Engagement und Lebenswegen.

Telefonseelsorge zu Weihnachten besonders gefragt

Viele erleben Weihnachten nicht als heiles, sondern als belastendes Fest. Konflikte, Trauer und Ängste treten zu den Feiertagen besonders stark auf. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr für alle Sorgen und Nöte unter der Nummer 142 kostenlos erreichbar.

Zur Profanierung der Palottikirche

Ein Abschied, der schmerzt, führt zu einem Neuanfang: Die Erzdiözese Wien begleitet die Gemeinde nach der Profanierung der Pallottikirche und lädt alle herzlich ein, in der Pfarre Maria Hietzing eine neue, hoffnungsvolle Heimat zu finden und gemeinsam Kirche zu sein. 

Maria von Guadalupe

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Mitten im Winter wächst die Solidarität: Eine neue Initiative zeigt, wie engagierte Menschen konkrete Hilfe für Schutzsuchende organisieren und sichtbar machen.

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Das Projekt der Katholischen Aktion zur Arbeitsintegration von Jugendlichen erhielt bei der Verleihung des Österreichischen Integrationspreises den zweiten Platz in der Kategorie „Jugend“.

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Josef Grünwidl-Predigtzitat zum "positiven Spruch des Jahres" gekürt

Der Satz "Nur wer innerlich brennt, kann leuchten" stammt aus der Chrisammesse des künftigen Wiener Erzbischofs und wurde von der Gesellschaft für Österreichisches Deutsch (GSÖD) ausgezeichnet. 

Peter Thiel und die Theologie: Warum wir Tech-Ideologen ernst nehmen müssen

Der Innsbrucker Sozialethiker Wolfgang Palaver sprach an der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät über die religiösen Denkfiguren des US-Milliardärs Peter Thiel. Begriffe wie „Antichrist“ und „Katechon“ prägen Thiels politische Vision – und fordern die Theologie heraus, sich in die Debatte einzumischen.

Um Gotteslohn

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Die Gemeinschaft Cenacolo lädt zum lebendigen Krippenspiel ein

Die Gemeinschaft Cenacolo lädt alle zu einem besonderen Krippenspiel ein  – einer lebendigen Darstellung der Geburt Jesu mit selbstgebauten Kulissen, handgefertigten Kostümen und zwei echten Eseln.

 

Festmonat Dezember: Zwischen Kirschzweigen und Konsumrausch

Advent- der Inbegriff von Spannung zwischen Sehnsucht nach Innerlichkeit und angespannter Betriebsamkeit. Heiligenfeste bieten Kontrapunkte,

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Nikolaus ohne Drohfinger – warum der Heilige mehr kann als Sackerl verteilen

Ein Heiliger, der die Hand reicht – auch anderen Konfessionen und Religionen, wird er doch in der Ostkirche ebenso verehrt wie im Westen.

Papst mahnt: Synodaler Weg braucht mehr innerdeutschen Dialog

Papst Leo XIV. sieht den Reformprozess der deutschen Kirche noch nicht am Ziel. Beim Rückflug aus dem Libanon mahnte er mehr innerdeutschen Dialog an – und warnte vor Machtgefällen, die Stimmen vieler Gläubiger zum Verstummen bringen könnten. Vielfalt in der Synodalität sei kein Bruch, sondern Stärke.

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Kirche und Medien tragen gemeinsam Verantwortung für Wahrheit, betonte der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl bei der Adventbegegnung mit ORF-Mitarbeitern.

Bürgermeister Ludwig: Bibelerzählung von Sturm am See „Anleitung für Politiker“

Herausforderungen mit kühlem Kopf zu meistern und die Nerven nicht wegzuschmeißen, könne man von der Bibel lernen, so der Wiener Bürgermeister bei der „Nacht der Stille“ im Stephansdom.

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