Das Geheimnis Jesu: Die Wertschätzung gerade für die Unbeachteten! Jesus, der Sohn Gottes, hoch über uns allen, ist ganz Mensch geworden. Darum mag er die Menschen, ohne Wenn und Aber. Seine Haltung verändert unser Leben grundlegend.
Das Geheimnis Jesu: Die Wertschätzung gerade für die Unbeachteten! Jesus, der Sohn Gottes, hoch über uns allen, ist ganz Mensch geworden. Darum mag er die Menschen, ohne Wenn und Aber. Seine Haltung verändert unser Leben grundlegend.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag, 7. November 2021.
Der Kontrast könnte nicht größer sein: Hier die Menschen, denen es darum geht,
gesehen zu werden, ganz vorne und ganz oben zu sein, die Welt der Wichtigen und von der Öffentlichkeit Beachteten. Dort die Welt der zahllosen Unbemerkten, Namenlosen, Übersehenen. So ist die Welt, so geht es zu in der Gesellschaft, in Politik, Wirtschaft, Kultur und auch in der Religion. Überall gibt es die Bekannten und die Unbekannten, die Namen, die man nennt, und die Namen, die keiner kennt.
Bei Jesus ist das anders. Das ist für mich das Bewegende am heutigen Evangelium. Jesus kritisiert nicht, dass es Ämter und Würden gibt. Es braucht eine Regierung, Menschen, die öffentliche Aufgaben wahrnehmen. Und es gibt Menschen, die durch irgendwelche Leistungen bekannt sind, im Sport, in der Kultur und auch in der Religion. Peinlich ist es immer, wenn Menschen, die „oben“ sind, die Bodenhaftung verlieren, eingebildet, abgehoben werden. Besonders peinlich ist das im religiösen Bereich. „Scheinheiligkeit“ nennt Jesus diese Haltung. Sie ist ihm zutiefst zuwider. Äußerlich fromm, innerlich habgierig.
Weltliches Wichtigtun hat immer auch etwas Lächerliches an sich. Widerlich ist religiöses Scheingehabe. Die Menschen spüren es und wenden sich ab. Jesu Urteil über religiöse Heuchelei ist unerbittlich scharf.
Ist Jesus da nicht zu hart? Wenn wir ganz ehrlich sind: Steckt nicht in den meisten von uns ein wenig von diesen Fehlhaltungen? Wer liebt es nicht (ein bisschen), einen Ehrenplatz zu haben, bekannt und anerkannt zu sein, gelobt zu werden? Ich gestehe, dass ich all das auch in mir vorfinde. Ja, es ist angenehmer, geschätzt zu sein als von allen kritisiert oder gar verachtet zu werden. Auch Jesus hat sich über die Liebe der Menschen gefreut. Die wachsende Ablehnung hat ihn geschmerzt. Das ist ganz menschlich, und Jesus war ganz Mensch. Jesus hat aber auch das entscheidende Heilmittel gegen die Überheblichkeit gelebt und gelehrt. Um dieses Heilmittel geht es im heutigen Evangelium. Es ist ganz einfach. Wir können es alle täglich anwenden.
Jesus sitzt im Tempel in Jerusalem dem Opferkasten gegenüber. Er beobachtet einfach die Menschen, die ihre Gaben in den Opferstock geben. Viele Wohlhabende werfen ihre erheblichen Geldbeträge in den Opferkasten. Jesus bemerkt eine arme Witwe und sieht, dass sie zwei kleine Münzen hineinwirft. Das Geheimnis Jesu: Er nimmt die einfachen Leute wahr und er ist von ihnen berührt. Seine Jünger haben diese Witwe nicht bemerkt. Und so geht es uns meistens: Wir übersehen die „unbedeutenden“ Menschen, obwohl sie eigentlich die Mehrzahl sind. Jesus macht uns auf sie aufmerksam. Er zeigt seinen Jüngern, dass diese arme Witwe mehr gegeben hat als alle Reichen, denn sie hat das Wenige, das sie hatte, gespendet. Die Reichen haben nur ein bisschen von ihrem Überfluss gegeben. Jesus gibt uns ein einfaches Rezept gegen Abgehobenheit und Selbstüberschätzung: die Aufmerksamkeit auf die „einfachen Leute“. Ein kleiner Test: Bedanke ich mich beim Kellner, der mich bedient? Habe ich Hochachtung vor den Männern der Müllabfuhr, die unseren Mist entsorgen? Blicke ich den Schaffner im Zug an, wenn er meine Fahrkarte kontrolliert? Habe ich ein Danke für die Kassiererin im Supermarkt bereit? Das Geheimnis Jesu: Die Wertschätzung gerade für die Unbeachteten! Jesus, der Sohn Gottes, hoch über uns allen, ist ganz Mensch geworden. Darum mag er die Menschen, ohne Wenn und Aber. Seine Haltung verändert unser Leben grundlegend. Es wird um vieles glücklicher.
In jener Zeit lehrte Jesus eine große Menschenmenge und sagte: Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Marktplätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die Ehrensitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben. Sie fressen die Häuser der Witwen auf und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Umso härter wird das Urteil sein, das sie erwartet. Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hineingeworfen; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles hergegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt