Weltuntergang, das erleben wir oft sehr dramatisch und schmerzlich, wenn eine Lebenswelt untergeht, eine Epoche zu Ende geht. Krieg, Vertreibung, Flucht bedeuten seit eh und je für die Betroffenen das Ende ihrer vertrauten Welt.
Weltuntergang, das erleben wir oft sehr dramatisch und schmerzlich, wenn eine Lebenswelt untergeht, eine Epoche zu Ende geht. Krieg, Vertreibung, Flucht bedeuten seit eh und je für die Betroffenen das Ende ihrer vertrauten Welt.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom14. November 2021
Gegen Ende des Kirchenjahres ist die Rede vom Weltende. Im November, dem Monat des Totengedenkens, erinnert sich die Kirche der Worte Jesu vom Untergang dieser Welt, vom Jüngsten Gericht und von seiner Wiederkunft. Am Ende des Monats beginnt dann mit dem ersten Adventsonntag das neue Kirchenjahr, die Vorbereitung auf Weihnachten. Tatsächlich hat Jesus in seinen letzten Reden in Jerusalem, ehe es zu seinem Prozess und seinem Tod kam, immer deutlicher von diesen letzten Dingen gesprochen, von dem, was uns und der Welt bevorsteht.
Der aktuelle Weltklimagipfel von Glasgow trägt zu einer gewissen Weltuntergangsstimmung bei. Die Warnungen vor den Folgen des Klimawandels sind nicht zu überhören. Und vielerorts sind die konkreten Folgen dieses Wandels auch schon deutlich spürbar. Jesus spricht von dramatischen Ereignissen, die auf das Ende der Welt hinweisen, von Kriegen, Erdbeben, Seuchen und Hungersnöten. Aber all das sei erst der Anfang der „Wehen“, noch nicht das gewaltige Ende. Dieses werde in kosmischen Katastrophen über die Erde hereinbrechen. Doch dann werde Christus „mit großer Kraft und Herrlichkeit“ erscheinen. Das Ende der Welt werde der Anfang einer neuen Schöpfung sein.
Doch Vorsicht: Jesus hat nicht das Drehbuch für das Finale dieser Welt geliefert, keine Reportage über den Weltuntergang. Die Worte Jesu sind vielschichtig. Vor allem aber lehnt er es entschieden ab, ein Datum für die Ereignisse zu nennen. „Jenen Tag und jene Stunde kennt niemand“ außer Gott allein. Aber für jeden von uns gibt es den Tag und die Stunde, da es mit uns (hier in dieser Welt) zu Ende geht. Alle trifft das Wort Jesu vom Wachsamsein.
Es lohnt sich daher, das Thema Weltuntergang nüchtern und sachlich zu betrachten. Eines steht fest: Diese unsere Welt, unser Heimatplanet Erde, hat ein Ablaufdatum, wenn auch erst in Milliarden Jahren. Dann werden „Himmel und Erde vergehen“. Dieses Ende werden wir nicht erleben. Die Erde wird längst nicht mehr bewohnbar sein, denn auch die Sonne hat ihr Ablaufdatum. Uns aber betrifft die Frage, wie es um unsere Erde in den nächsten Generationen bestellt sein wird, und was wir alle tun können und müssen, damit sie bewohnbar bleibt.
Weltuntergang, das erleben wir oft sehr dramatisch und schmerzlich, wenn eine Lebenswelt untergeht, eine Epoche zu Ende geht. Krieg, Vertreibung, Flucht bedeuten seit eh und je für die Betroffenen das Ende ihrer vertrauten Welt. Das Schicksal der vielen Flüchtlinge erinnert uns daran, dass die uns vertraute Welt keine Bestandsgarantie besitzt.
Sie kann von heute auf morgen zu Ende sein. Persönliche Schicksalsschläge bedeuten oft so etwas wie einen Weltuntergang im Kleinen. Jesus bittet uns, wachsam auf die Zeichen zu achten, die die Natur uns gibt: „Lernt vom Feigenbaum.“ Sobald er austreibt, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. Lehrt uns nicht die Natur, dass Werden und Vergehen der Kreislauf der Schöpfung sind? Wir wissen nicht, wann es unsere Stunde sein wird. Alles wird vergehen. Jesus und sein Wort werden bleiben. Und seine Verheißung des ewigen Lebens.
Jesus sagte: Aber in jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.