Heute ist der dritte Adventsonntag. Er trägt den schönen Namen „Gaudete“, „Freut euch!“ Der Gottesdienst beginnt heute mit einem Aufruf zur Freude: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich euch: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.“
Heute ist der dritte Adventsonntag. Er trägt den schönen Namen „Gaudete“, „Freut euch!“ Der Gottesdienst beginnt heute mit einem Aufruf zur Freude: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich euch: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.“
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag, 12. Dezember 2021 (Lukas 3,10-18).
Ratlos stellen die Leute Johannes dem Täufer diese Frage. Nicht weniger ratlos stellen wir heute dieselbe Frage. Was tun in dieser nicht enden wollenden Pandemie-Situation? Gibt es überhaupt einen Ausweg? Alle Hoffnungen, dass es bald endlich vorbei sein wird, haben sich bisher als Illusion erwiesen. Das Virus hält die Welt weiter fest in den Klammern seiner Mutationen. Was sollen wir also tun?
Heute ist der dritte Adventsonntag. Er trägt den schönen Namen „Gaudete“, „Freut euch!“ Der Gottesdienst beginnt heute mit einem Aufruf zur Freude: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich euch: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.“ Ein Aufruf zur Freude mitten in einer Zeit, die uns allen schon reichlich Verdruss bereitet? Ich lade dazu ein, darüber nachzudenken, wie in diesem Advent die Freude ihren Platz finden kann. Denn offensichtlich werden wir noch nicht so bald wieder „normale Zeiten“ haben. Es hilft niemandem, wenn wir uns in gegenseitigen Beschuldigungen festbeißen, wenn wir lautstark alle die anklagen, die wir für die Schuldigen an der Krise halten. Was sollen wir tun, um die Freude nicht ganz zu verlieren? Gibt das Evangelium einen guten Rat?
Es beginnt mit einer erstaunlichen Feststellung. Damals kamen die Menschen in Scharen zu Johannes an den Jordan, um von ihm die Taufe zu empfangen. Mich wundert es, warum sie so zahlreich zu ihm eilten, obwohl er ihnen unerbittlich ins Gewissen redete und sie zu Umkehr und Buße aufforderte. Lukas berichtet von den gar nicht sanften Worten des Täufers: „Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? Bringt Früchte hervor, die eure Umkehr zeigen … Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.“
Johannes war alles eher als ein Populist. Er hat zur persönlichen Umkehr aufgerufen. Und erstaunlicherweise haben seine Worte die Menschen angezogen. Sie trafen es ins Herz. Und so fragen sie Johannes: „Was sollen wir also tun?“ Diese Frage ist der Wendepunkt: Nicht mehr zu fordern, was alle anderen endlich anders und besser tun sollen, sondern nüchtern mich selber zu fragen, was ich tun kann. Die Antworten, die Johannes gibt, sind denkbar einfach: Teile mit dem, der weniger oder nichts hat: deine Kleidung, dein Essen! Den Steuereintreibern, den „Zöllnern“, sagt er: Beutet die Leute nicht aus! Den Soldaten, die oft der Schrecken der Armen waren: Schützt die Leute, statt sie zu misshandeln, helft ihnen, statt sie zu erpressen und auszurauben!
Zwei Lehren gibt Johannes der Täufer für heute: Wir sollen nicht glauben, dass wir dem „Zorngericht“ der Krise entkommen. Sie trifft uns alle. Das Virus ist sehr demokratisch. Es macht keinen Unterschied. Aber es macht einen Unterschied, ob wir in der Haltung „die anderen sind schuld“ bleiben oder ob wir die Herausforderung annehmen und das tun, was wir können. Aus einer Krise kommt man nicht heraus, indem man sich gegenseitig zerfleischt. Und die Freude? Woher soll sie in Zeiten wie diesen kommen? Es gibt so viel Wut, Anklage, leider auch Verzweiflung und Not. Da kann es kaum eine billige Freude sein, die hilfreich wäre. Frieden und Freude bringt das Spüren, das Vertrauen, dass der Herr nahe ist, dass Weihnachten kommt.
Da fragten ihn die Scharen: Was sollen wir also tun? Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso! Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und fragten ihn: Meister, was sollen wir tun? Er sagte zu ihnen: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist! Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemanden, erpresst niemanden, begnügt euch mit eurem Sold! Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen. Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk und verkündete die frohe Botschaft.