Weihnachten heißt: Gott kommt zu uns im Zeichen des Kindes. Er kommt nicht mit weltlicher Macht und Größe. Gott hat sich klein gemacht, so klein, dass er in einer Krippe Platz findet. Denn er will uns nicht überwältigen, erschrecken.
Weihnachten heißt: Gott kommt zu uns im Zeichen des Kindes. Er kommt nicht mit weltlicher Macht und Größe. Gott hat sich klein gemacht, so klein, dass er in einer Krippe Platz findet. Denn er will uns nicht überwältigen, erschrecken.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am 24.12. 2021.
Der große Augustus, der Kaiser des römischen Weltreiches, wollte es genau wissen: Wer sind die Steuerpflichtigen? Darum mussten in allen seinen Ländern die Menschen sich in Steuerlisten eintragen lassen. Heute geschieht das digital. Damals mussten alle in ihren Heimatort kommen. Gegen diese Erhebungen gab es immer wieder Proteste, Revolten. Sie wurden meist blutig niedergeschlagen. Die Mehrheit fügte sich und tat, was der Kaiser verlangte. So auch Josef, ein Nachfahre des Königs David. Von der königlichen Würde seines Ahnherren war ihm nur der Stammbaum geblieben. Ansonsten waren die Verhältnisse höchst bescheiden.
Groß war dagegen das, was Josef und Maria über das Kind verheißen wurde, mit dem sie hochschwanger war: „Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben … und seine Herrschaft wird kein Ende haben.“ Freilich war von dieser Größe keine Spur zu sehen. In Bethlehem, der Heimat Davids, angekommen, wartet auf das Paar aus Nazareth kein Ehrenempfang. Da alles wegen der Volkszählung überbelegt war, muss Maria ihr Kind in einem Stall zur Welt bringen. Als Bettchen dient ein Futtertrog.
Groß ist auch die Überraschung, die Hirten am Rand des Ortes erleben. Sie halten Nachtwache bei ihren Herden. Eine Engelserscheinung erschreckt sie. Doch die Nachricht, die sie erhalten, ist ganz positiv: „Ich verkünde euch eine große Freude … Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“ Alle wussten das damals: Einmal soll aus Bethlehem der große Befreier kommen, der Messias, der aller Not ein Ende bereiten wird. Und nun das Erstaunliche: „Das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“
Das Zeichen des Retters: ein kleines Kind in einem armen Futtertrog? Wie soll das gehen? Aber genau das ist die Botschaft von Weihnachten! Nicht der mächtige Kaiser in Rom ist der Hoffnungsträger, sondern das neugeborene Kind! Weihnachten heißt: Gott kommt zu uns im Zeichen des Kindes. Er kommt nicht mit weltlicher Macht und Größe. Gott hat sich klein gemacht, so klein, dass er in einer Krippe Platz findet. Denn er will uns nicht überwältigen, erschrecken. Wer ein Herz hat, wird immer angesprochen sein von einem kleinen Kind. So will Gott uns ansprechen.
Weihnachten lenkt unseren Blick auf die Kinder. Das göttliche Kind von Bethlehem erinnert uns an all die leidenden Kinder, die missbrauchten, die ungeborenen wie die geborenen, die Soldatenkinder und die zum Betteln genötigten, die Kinder auf der Flucht und die geschlagenen Kinder, denen es so bitter an Liebe fehlt. Weihnachten erinnert uns aber auch an die Freude der Kinder, ihre glänzenden Augen, ihr Lachen und ihr Kuscheln bei den Eltern. Weihnachten zeigt in aller Welt, was wirklich wichtig ist. Gott hat uns selber das Zeichen des Kindes geschenkt. Es ist sein großes Weihnachtsgeschenk an uns alle.