„Was er euch sagt, das tut!“ Von Maria sind nur wenige Worte überliefert. Dieses ist eines der schönsten. Seit damals hört Maria nicht auf, uns Menschen zu bitten, das zu tun, was Jesus uns sagt.
„Was er euch sagt, das tut!“ Von Maria sind nur wenige Worte überliefert. Dieses ist eines der schönsten. Seit damals hört Maria nicht auf, uns Menschen zu bitten, das zu tun, was Jesus uns sagt.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 16. Jänner 2022.
Die Hochzeit ist nach wie vor das große „Event“. Da hat sich nicht viel geändert seit der Zeit Jesu. Sie wird gründlich und genau vorbereitet. Heute gibt es professionelle „Hochzeitsplaner“, die eigens dafür ausgebildet sind. Schon zur Zeit Jesu war es üblich, dass jemand für das Hochzeitsmahl und seine Gestaltung verantwortlich war. Hochzeit ist ein einzigartiges Ereignis im Leben zweier Menschen. Umso wichtiger ist es, dass alles gut verläuft, nichts danebengeht. Es sollen nur schöne Erinnerungen zurückbleiben. Peinlich und schmerzlich, wenn da etwas geschieht, was das Fest scheitern lässt.
Peinlich war die Situation bei der Hochzeit in Kana, von der das Evangelium heute spricht. Maria, die Mutter Jesu, war eingeladen, ebenso Jesus und einige seiner Jünger. Sie hatten keinen weiten Weg. Kana ist der Nachbarort von Nazareth. Maria bemerkt als erste, dass etwas nicht stimmt. Der Wein geht aus. Das wäre eine Schande für die Gastgeber. Was jetzt geschieht, gehört zu den bekanntesten Wundern Jesu. Und sicher auch zu den überraschendsten. Jesus hilft den Brautleuten aus der Patsche, indem er gleich einmal sechshundert Liter Wasser in besten Wein verwandelt. Zudem ist es nach dem Zeugnis des Johannes das erste Wunder, das Jesus gewirkt hat. Gerne wird darüber gewitzelt, ist es doch verwunderlich, dass Jesus ausgerechnet mit einem Weinwunder sein Wirken begonnen hat. Was will er damit sagen?
Zuerst wohl, dass er Ja gesagt hat zu den freudigen Ereignissen des Lebens, wie er auch lebhaft Anteil genommen hat an der Trauer der Menschen. Jesus hat gerne Einladungen angenommen. Manche strengen Leute haben es ihm übelgenommen und ihn gar als „Fresser und Säufer“ beschimpft. So ist es wohl kein Zufall, dass wir ihn heute als Gast auf einem Hochzeitsmahl sehen.
Man hat gelegentlich die spöttische Frage gestellt, warum Jesus so viel Wasser in Wein verwandelt hat. Weniger wäre doch auch genug gewesen. Will Jesus dadurch vielleicht deutlich machen, dass Überfluss schon ein Kennzeichen der Natur ist, die alles reichlich hervorbringt, weilt über das Notwendige hinaus? Wie viele Samen produzieren die Pflanzen, obwohl nur wenige davon aufgehen und neue Pflanzen werden! Ist es nicht ein Bild der Großherzigkeit Gottes, der seine Gaben nicht kleinlich verteilt?
Der heilige Augustinus erinnert daran, dass das Weinwunder von Kana im Grunde ständig stattfindet: „Er, der an jenem Tag in den Wasserkrügen Wein machte, bewirkt das Gleiche jedes Jahr in den Weinstöcken.“ Wenn wir nur etwas mehr über Gottes Wirken in der Natur staunen würden, dann wäre das Weinwunder Jesu für uns eine Erinnerung an das, was täglich in der Natur geschieht: Es regnet Wasser, aber es wächst der Wein. So verwunderlich sind die Wunder gar nicht, wenn wir nur die Augen und das Herz öffnen. Manchmal helfen uns Wunder, bewusster die Größe Gottes zu erahnen.
Zur Hochzeit von Kana gehört ganz entscheidend die Mutter Jesu. Sie ist da mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit für die anderen. Sie macht Jesus diskret auf die peinliche Situation aufmerksam. Jesus versteht, was sie sagt, sieht es aber noch nicht als seine Aufgabe, jetzt helfend einzugreifen. Maria drängt ihn nicht weiter. Sie lässt ihm freie Hand. Aber sie sagt vorausschauend den Dienern, sie mögen einfach tun, was Jesus ihnen eventuell sagen würde: „Was er euch sagt, das tut!“ Von Maria sind nur wenige Worte überliefert. Dieses ist eines der schönsten. Seit damals hört Maria nicht auf, uns Menschen zu bitten, das zu tun, was Jesus uns sagt. Sie bittet ganz schlicht und unaufdringlich, denn sie weiß, dass es keinen besseren Weg gibt als den, auf dem Jesus uns führen will. Dann kann Jesus das Wasser unseres Alltags verwandeln in den guten Wein der Freude.