Was Paulus in allen Lebenslagen Kraft gab, war seine tiefe Verbundenheit mit Jesus: "Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?"
Was Paulus in allen Lebenslagen Kraft gab, war seine tiefe Verbundenheit mit Jesus: "Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?"
Ausgepeitscht, gesteinigt, schiffbrüchig – Paulus lebte um einiges aufregender als viele andere Christen damals und heute.
Das Leben des Apostels Paulus war alles andere als ruhig und beschaulich. Er selbst schildert das so: "Fünfmal erhielt ich von Juden die neununddreißig Hiebe; dreimal wurde ich ausgepeitscht, einmal gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See. Ich war oft auf Reisen, gefährdet durch Flüsse, gefährdet durch Räuber, gefährdet durch das eigene Volk, gefährdet durch Heiden, gefährdet in der Stadt, gefährdet in der Wüste, gefährdet auf dem Meer, gefährdet durch falsche Brüder. Ich erduldete Mühsal und Plage, durchwachte viele Nächte, ertrug Hunger und Durst, häufiges Fasten, Kälte und Blöße" (2 Kor 11,24-27). Das ist nur ein Teil seiner noch viel längeren Ausführungen über Erfahrungen mit leidvollen Situationen.
Doch Paulus hat sich dadurch nicht klein kriegen lassen. Wie ein Stehaufmännchen hat er immer wieder neue Kraft geschöpft: "Wir sind wie Sterbende, und seht: wir leben; wir werden gezüchtigt und doch nicht getötet; uns wird Leid zugefügt, und doch sind wir jederzeit fröhlich; wir sind arm und machen doch viele reich; wir haben nichts und haben doch alles" (2 Kor 6,9f).
Was ihm in allen Lebenslagen Kraft gab, war seine tiefe Verbundenheit mit Jesus: "Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?" (Röm 8,35). Vor allem der Blick auf Jesu Kreuzestod hat den Apostel immer wieder aufgerichtet. Er hat das Kreuz Jesu nicht nur theoretisch als Erlösungswerk Gottes verstanden, er hat sich in seiner eigenen Lebenserfahrung von dieser absoluten Hingabe Jesu prägen lassen: "Wohin wir auch kommen, immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird" (2 Kor 4,10). Paulus konnte sogar behaupten: "Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir" (Gal 2,19b.20).
Paulus war sich darüber im Klaren, dass der Tod Jesu am Kreuz für die Juden als Zeichen verstanden werden konnte, dass Gott sich von Jesus abgewendet hat. Paulus kannte ja den Satz "Verflucht ist jeder, der am Pfahl hängt" aus dem Buch Deuteronomium (21,23; vgl. Gal 3,13). Und doch war gerade dieser schändliche Tod für ihn die große Liebestat Gottes, sodass Paulus beschloss, keine ausgeklügelten Lehren zu verkünden, sondern allein "Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten" (1 Kor 2,2).
Besonders eindrucksvoll ist es, im zweiten Brief an die Korinther zu lesen, wie auch Paulus intensiv um die Heilung eines körperlichen Leidens (man weiß nicht welches) gebetet und dennoch einen anderen Trost als die ersehnte Gesundheit erhalten hat: "Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe.
Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse. Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark" (2 Kor 12, 7-10)
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