Johannes tauft Jesus im Jordan.
P. Dr. Elmar Mitterstieler SJ, Autor des Buches „Das wunderbare Licht, in dem wir leben. Gleichheit, Würde und Priestertum aller in der Kirche".
Johannes tauft Jesus im Jordan.
P. Dr. Elmar Mitterstieler SJ, Autor des Buches „Das wunderbare Licht, in dem wir leben. Gleichheit, Würde und Priestertum aller in der Kirche".
Über die fünf Kennzeichen jenes Priestertums, das allen Getauften gemeinsam ist.
An diesem Sonntag feiern wir das Fest der Taufe Jesu. Es erinnert uns daran, wie Jesus in seiner und unserer Taufe sich so tief mit uns verbunden hat, dass er alles, was sein ist, und so auch sein Priestertum, mit uns allen teilt.
In den Schriften des Neuen Testaments, das uns die frohe Botschaft von Jesus bezeugt und verkündet, wird das Wort „Priester“ als Bezeichnung nur für Jesus selbst (Hebräerbrief) und für die Gesamtheit derer, die an ihn glauben (1. Petrusbrief und Offenbarung des Johannes), gebraucht. Nie findet sich im NT die Bezeichnung „Priester“ für einen der christlichen Amtsträger. Es handelt sich in diesen Ämtern um Leitungs- und qualifizierte Lehr- und Verkündigungsaufgaben. Auch z.B. unter den reichhaltig aufgezählten Ämtern, die Christus nach dem Zeugnis von Eph 4,11 seiner Kirche gegeben hat: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer, vermissen wir die Bezeichnung „Priester“.
„Priester“ als Amtsbezeichnung bzw. als Benennung eines bestimmten christlichen Standes ist dem NT offensichtlich fremd. So dürfen und müssen wir sagen: In der Sicht des NT gehört die Teilhabe am Priestertum Jesu zu jener christlichen „Grundausstattung“, die er allen Glaubenden in der Taufe geschenkt hat.
Die weitere Entwicklung in der frühen Kirche begann demgegenüber andere Akzente zu setzen. Man wusste zwar durchaus noch um das allen Christen gemeinsame Priestertum. Doch war nach wie vor – aus dem Alten Testament wie aus den Gegebenheiten der Umwelt wie auch archetypisch – ein wirkliches Priestertum doch nicht anders vorstellbar als in Form eines eigenen, mit entsprechender Autorität verbundenen Standes. So blieb im allgemeinen Bewusstsein das Priestertum de facto und strukturell dem Amt reserviert. Das II. Vatikanische Konzil wollte, das Amt keineswegs schmälernd, der Kirche und ihrem Wirken einen neuen Impuls schenken und fand es an der Zeit, das ursprünglich Gemeinsame wieder zu allen zurückfließen zu lassen, es zu stärken und deutlicher wieder erkennbar und fruchtbar zu machen.
Zurück zu uns allen, zu einer jeden und einem jeden von uns, die wir auf den Namen Jesu getauft sind, fließt das Bewusstsein, dass wir in ihm freien Zugang zu Gott haben. Zu uns allen zurück fließt das Bewusstsein, dass uns allen, auch wenn wir kein Amt innehaben, das einzige Opfer in die Hand gegeben ist, das es, verbunden mit der Selbsthingabe Jesu, noch gibt: unsere Selbstgabe. In unser aller Verantwortung zurück fließt das Geschenk der Vergebung und Versöhnung, das wir allen Menschen schulden, nachdem wir selbst in der Taufe die Vergebung Gottes vorbehaltlos empfangen haben und sie je neu erbitten dürfen.
Uns allen, Frauen und Männern, mit Amt oder einfach so, gilt der Verkündigungsauftrag, allen Menschen die „Freude des Evangeliums“ weiterzugeben, wo und wie immer. Zu uns allen zurück fließt die Gabe der Vermittlung: in unserem Alltag, in unserer Person, in unserer Liebe die Liebe Gottes zu sein und weiterzugeben, die er uns alle Tage und über alles in Jesus schenkt – jene Liebe, die er in unser aller Menschsein gelegt hat; und in unserem Gebet fürbittend füreinander einzutreten und unsere Welt und ihre Anliegen vor ihn zu bringen.
Diese fünf (sicherlich erweiterbaren) Kennzeichen prägen das uns allen gemeinsame christliche Priestertum. Auch das Priestertum des Amtes lebt aus diesen selben Quellen. So werden also der freie Zugang, unsere Selbstgabe, die Vergebung, die Verkündigung und die Vermittlung in Liebe und Fürbittgebet Inhalt der fünf kommenden Monatsbeiträge sein.
P. Elmar Mitterstieler SJ
P. Dr. Elmar Mitterstieler SJ, Autor des Buches „Das wunderbare Licht, in dem wir leben. Gleichheit, Würde und Priestertum aller in der Kirche“.